Von Trondheim nach Oslo Radler aus Siebengebirge fahren durch Norwegen

Siebengebirge · Radler aus dem Siebengebirgen wollen nonstop von Trondheim bis Oslo fahren. Die Tour in Norwegen hat den Ruf, härter als die Tour de France zu sein.

 Im Mannschaftstrikot haben sich acht der neun Radfahrer an der Stadtbahnendhaltestelle in Bad Honnef für ein Foto aufgestellt.

Im Mannschaftstrikot haben sich acht der neun Radfahrer an der Stadtbahnendhaltestelle in Bad Honnef für ein Foto aufgestellt.

Foto: Frank Homann

Wenn am kommenden Freitag in den skandinavischen Ländern Mittsommer gefeiert wird, wollen auch neun Männer aus dem Siebengebirge hoch oben im Norden die Nacht zum Tag machen – und sich dabei total abstrampeln. Sie starten an diesem Freitag bei einer Radtour in Norwegen, die den Ruf hat, härter als die Tour de France zu sein.

Zwar dauert sie nicht drei Wochen wie der Ritt durch Pyrenäen und Alpen, aber es ist eine Start-Ziel-Fahrt über 540 Kilometer bei 3600 Höhenmetern von Trondheim nach Oslo. Und schaffen wollen die Mitstreiter um Team-Organisator Rolf Nett (66) aus Buchholz diese Distanz in 19 Stunden.

Pfff, da pustet mancher ungläubig, als würde einem Schlauch die Luft entweichen. „Wenn ich Bekannten von unserem Vorhaben erzähle, fragen die, wie oft wir übernachten“, erzählt Nett amüsiert. „Wenn die dann hören, dass wir in nicht mal einem Tag am Ziel sein wollen, glauben die das nicht.“ Und sein Mitstreiter Norbert Walkembach (69), pensionierter Sibi-Lehrer: „Ehrlich gesagt, die meisten halten uns für verrückt.“

Das Rennen ist Kult in Norwegen

Nachzuvollziehen ist das durchaus: Drei aus der insgesamt 18-köpfigen Truppe sind bereits 76 Jahre alt. Dabei sind außerdem Fredi Spohr (64) aus Niederdollendorf, Werner Hoffmann (66) und Richard Brix (68) aus Honnef, Bruno Barbier (66) und Arno Weber (60) aus Rheinbreitbach, Andreas Hönighausen (46) aus Asbach und Guido Meurer (42) aus Windhagen.

Das Rennen Trondheim – Oslo mit stets etwa 3000 Teilnehmern ist Kult in Norwegen. Das Zeitlimit liegt bei 38 Stunden. Rolf Nett war 2016 schon bester Nicht-Norweger seiner Klasse beim 50. Jubiläums-Rennen – mit seiner Bestzeit von 16 Stunden. Angefangen hatte er vor 25 Jahren, 13-mal war er bisher dabei.

Er gibt jetzt den Ton an – im Wortsinne. Ein Pfiff bedeutet: schneller. Zwei Signale: langsamer. Ein langer Pfiff: stopp. Aber grundsätzlich ist jeder Radler autark. Das Begleitfahrzeug, gesteuert von Barbier, darf alle 80 Kilometer mit Verpflegung zu ihnen vorrücken. Ein Bedarf von 10 000 Kalorien ist normal. Ehe es am Freitag um 22.55 Uhr losgeht, wird deshalb noch einmal kräftig gespeist – Riesenportionen Nudeln.

Training bei jedem Wetter

Etliche Teilnehmer haben sich gemeinsam vorbereitet. Sie trainieren auch in einer Donnerstagsgruppe um Barbier. Bis zu 140 Kilometer reißen sie dann ab – bei jedem Wetter. „Minus acht Grad hatten wir mal auf der Hohen Acht“, erzählt Nett. Er hat den anderen den Floh von „Styrkeproven“, dieser „großen Kraftprobe“, ins Ohr gesetzt.

„Er ist überzeugt, dass wir das können“, so Spohr. Dabei: „Wir müssen uns nichts beweisen“, betont Brix. Für Nett ist klar: „Die Tour ist Kopfsache.“ Er hat alles schon geplant – etwa, dass jede Minute ein Wechsel in der Führungsarbeit erfolgt. „Das bringt Action.“ Hoffmann glaubt: „Die Euphorie der Gruppe reißt einen mit.“ Und natürlich das Publikum.

Alle sieben Minuten gehen 60 Fahrer an den Start, und zwar in zwei Phasen. Die Honnefer entschieden sich für den Nacht-Start. „Da ist in Norwegen kein Verkehr.“ Ihre Generalprobe absolvierten sie an der Mosel – 300 Kilometer.

„Alle sind topfit, haben in diesem Jahr bereits um die 7000 Kilometer in den Waden“, sagt Rolf Nett, der 2018 das harte Race Across Amerika fuhr und Trondheim für 2019 plante. Als er das in der Donnerstagsgruppe erzählte, entfachte er den Funken für das eigenwillige Mittsommernacht-Erlebnis. Am Sonntagabend geht’s zurück, mit der Fähre – das Captain's Dinner ist reserviert.

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