Weichenstellungen für den Naturpark Siebengebirge Naturpark: Kreis will Träger werden

Siebengebirge · Am Ende stand ein klares Ja: Ohne Gegenstimme hat der Kreisausschuss für Wirtschaft und Tourismus für die künftige Trägerschaft des Naturparks Siebengebirge durch den Rhein-Sieg-Kreis votiert.

Der Entscheidung vorausgegangen war ein Meinungsaustausch, in dem betont wurde, dass der Kreis selbstredend bei allen weiteren Weichenstellungen mit im Boot sein müsse. Ihr Plazet zu den Änderungen geben müssen noch der Kreistag sowie die Gremien des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) als bisheriger Träger.

Nachfragen im Ausschuss gab es auch zur vom VVS-Chef Hans Peter Lindlar angestrebten Zusammenarbeit mit dem Naturpark Rheinland für zunächst zwei bis vier Jahre. Diese war im Vorfeld nicht unumstritten. Beim vorliegenden Beschluss jedoch, betonte Kreiswirtschaftsförderer Hermann Tengler auf Nachfrage von Paul Lägel (SPD), spiele sie keine Rolle. Tengler: „Hier und heute geht es nur darum, dem VVS die Sicherheit zu geben, dass der Kreis bereit ist, die Trägerschaft zu übernehmen.“ Dem VVS sei „wichtig zu wissen“, wie es in der Sache weitergeht, zumal in der zweiten Maihälfte VVS-Beirat und -Vorstand und anschließend die Mitgliederversammlung über die Zukunft des Naturparks Siebengebirge entscheiden müssen.

Um die hatte es in den vergangenen Jahren einige Diskussionen gegeben. Wie berichtet, hatte VVS-Chef Lindlar immer wieder betont, dass die Aufgaben des Naturparks alleine ehrenamtlich nicht mehr zu stemmen seien. Der Verein stoße in jeder Hinsicht an seine Grenzen – nicht zuletzt finanziell. Das soll nun anders werden, und wesentliche Weichen haben die beteiligten Kommunen schon gestellt.

Dazu gehört allem voran die Kostenverteilung für das Jahresbudget von zunächst 185 000 Euro. Demnach zahlt der Kreis jährlich 61 300 Euro plus eine auf fünf Jahre befristete Sonderzahlung von je 10 000 Euro, Bonn 43 000 Euro, Königswinter 26 500 Euro, Bad Honnef 16 700 Euro und Sankt Augustin 9800 Euro. Der VVS beteiligt sich in Form von Sach- und Dienstleistungen. Das Land NRW hat zudem eine Anschubfinanzierung von 17 600 Euro zugesagt. Finanziert werden davon unter anderem zwei Stellen in der Geschäftsstelle des Naturparks.

Das neue Modell sieht zudem die Übernahme der Trägerschaft durch den Kreis vor, für die der zuständige Ausschuss nach einer ersten positiven Einschätzung im vergangenen Jahr nun auch formal grünes Licht gab. Dabei überträgt der VVS „seine“ Trägerschaft zunächst ans Land unter der Voraussetzung, dass das Land diese wiederum an den Kreis überträgt. Beim Kreis wird vorläufig auch die Geschäftsstelle „untergebracht“, bevor im Naturpark eine neue eingerichtet wird.

Entscheidungsgremium wird der neue Naturparkvorstand mit Stimmengewichtung entsprechend der Größe des Finanzierungsanteils. Bedeutet: Der Kreis hat das größte Gewicht, gefolgt von Bonn, Königswinter, Bad Honnef sowie Sankt Augustin und VVS. Der Vorstand wählt aus seiner Mitte einen Vorsitzenden und zwei Stellvertreter. Zusätzlich beruft der Vorstand einen Beirat, der bei allen wichtigen Belangen gehört werden soll. „Über eine interkommunale Verwaltungsvereinbarung wird sichergestellt, dass alle beteiligten Stellen (...) maßgeblichen Einfluss auf alle im Zusammenhang mit dem Naturpark umzusetzenden Maßnahmen erhalten“, hieß es in der Vorlage.

Ein Punkt, dem die Mitglieder des Ausschusses einiges an Gewicht beimaßen, wie etwa den Worten von Martin Schenkelberg (CDU) zu entnehmen war. Alle Beteiligten, nicht zuletzt der Kreis, seien immer zu beteiligen, hieß es. Auf den fiskalischen Einwand von Arvid Ellenberger (AfD), der VVS „müsste doch in der Lage sein, das halbwegs wirtschaftlich zu betreiben“, antwortete Burkhard Hoffmeister (Grüne): „Ein Hektar Wald erwirtschaftet gerade mal 44 Euro im Jahr. Auf den VVS schimpfen geht immer schnell, aber es war wichtig, dass er reagiert.“ Im Ergebnis „wissen wir, dass wir die Finger drauf haben. Wenn ich da zustimmen kann, kann es jeder“, so Hoffmeister abschließend.

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