Mit einer App Lebensmittel retten Honnefer Bäckerei macht mit bei „too good to go“

Bad Honnef · Wer frische Lebensmittel vor der Mülltonne bewahren will, findet über eine App Restaurants, Supermärkte und andere Unternehmen, die Überschüssiges am Ende des Tages billig verkaufen. Dazu gehört die Bäckerei Welsch.

 Randolph Welsch packt Brot und Brötchen ein. Kurz vor Ladenschluss gibt es über die App „too good to go“ in seinen Bäckerei-Filialen Ware für die Hälfte des Preises zu kaufen.

Randolph Welsch packt Brot und Brötchen ein. Kurz vor Ladenschluss gibt es über die App „too good to go“ in seinen Bäckerei-Filialen Ware für die Hälfte des Preises zu kaufen.

Foto: Frank Homann

Rund 18Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland Jahr für Jahr im Müll. Eine Erfindung aus Dänemark möchte dagegensteuern. Die Internet-Anwendung „too good to go“ – also auf Deutsch: zu gut, um weggeworfen zu werden – vermittelt zwischen Gastronomie und Handel auf der einen und dem Kunden auf der anderen Seite.

Über die App können Restaurants, Supermärkte und Hotels überschüssige Speisen am Ende des Tages oder kurz vor Ladenschluss zu günstigen Preisen verkaufen, anstatt sie zu entsorgen. In Nordrhein-Westfalen wird die App mittlerweile deutschlandweit am häufigsten genutzt.

Auch die Bad Honnefer Bäckerei Welsch ist seit mittlerweile rund zwei Jahren in der App vertreten. „Ich finde die Idee klasse. Bevor Lebensmittel weggeschmissen werden, können sie doch besser zu einem fairen Preis weitergegeben werden“, findet Inhaber Randolph Welsch.

Bunte Tüte mit Backwaren für den halben Preis

Täglich unter der Woche können Kunden über die App für drei Euro eine bunte Tüte mit Leckereien erwerben. Der Kauf erfolgt über die Anwendung. „Die Leute zeigen uns dann auf ihren Handy- oder Tabletdisplays ihren Einkauf und erhalten im Gegenzug eine Tüte“, erzählt Welsch. Der Inhalt würde im normalen Verkauf rund sechs Euro kosten. Für drei Euro, also die Hälfte des Preises, bekommt man dann Brot, Brötchen und alles was noch nicht verkauft wurde.

Das Prinzip der Lebensmittelrettung ist im Hause Welsch, das mit zwei Filialen bei „too good to go“ vertreten ist, nicht neu: „Wir geben seit sechs Jahren jede Woche was an die Königswinterer und die Bad Honnefer Tafel ab“, erzählt der 51-Jährige.

„Ich finde es einfach wichtig zu helfen, es gibt viele bedürftige Familien und die sind froh über jede Unterstützung“, so der Bäckermeister. Auf dieses Engagement habe das neue Angebot selbstverständlich keine Auswirkungen.

Täglich gebe es immer neue Faktoren, die es unmöglich machten, die genaue Anzahl an benötigten Brötchen und Teilchen zu kalkulieren. Deswegen bleibe oft etwas übrig. Und bevor es in der Tonne landet, freuen sich die Kunden kurz vor Ladenschluss über ein Schnäppchen. Zwischen 17.45 und 18.30 Uhr kann man sich in den Filialen in Bad Honnef (Hauptstraße 41 A und Wittichenauer Straße 11) seine Tüte abholen.

Im Siebengebirge der einzige Anbieter

Derzeit ist Welsch der einzige Laden im Siebengebirge, der bei dem Angebot mitmacht. Eigentlich schade, wie auch Randolph Welsch findet: „Was Besseres gibt es doch gar nicht! Für beide Seiten gibt es eigentlich nur Vorteile, und gleichzeitig entsteht ein gewisses Bewusstsein für Lebensmittel. Wir schmeißen weniger weg und unsere Kunden bekommen die Waren zum halben Preis.“

Ein gewisser Prozentsatz der Einnahmen fließe natürlich an die App-Anbieter, so Welsch. Mit der Zeit habe die Zahl der Kunden zugenommen, die das Angebot nutzen. „Anfangs waren es vielleicht ein bis zwei die Woche, mittlerweile kommen bis zu 15 Menschen in unsere beiden Filialen.“

Auch sonst achtet Randolph Welsch auf ökologisches Handeln. Aus seinen Läden hat er Plastiktüten komplett verbannt, ebenfalls die Wegwerf-Kaffeebecher. Stattdessen bietet er Bambusbecher an, die für einen Kaffee zum Mitnehmen mehrfach verwendet werden können. „Wenn jeder bei sich selbst schaut, was er machen kann, bewegt das schon eine ganze Menge“, ist sich Welsch sicher.

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