Kommentar zur Schullandschaft in Bad Honnef Entscheidung nur vertagt

Meinung | Bad Honnef · Die Politik will die jetzige Schullandschaft in Bad Honnef erhalten. Dafür müsste sie aber mehr Familien mit Kindern anlocken und bezahlbaren Wohnraum schaffen. Es ist Zeit für unangenehme Entscheidungen, meint GA-Redakteurin Katrin Janßen

In einigen Haushalten in Rhöndorf dürften am Dienstagabend die Korken geknallt haben. Die Schließung der Rhöndorfer Grundschule ist vom Tisch, die Eltern dürfen sich zu Recht als Sieger feiern. Ihre Argumente haben gezogen, auch wenn man davon ausgehen darf, dass es nicht viel Überzeugungskraft brauchte, um die Politik gegen die Empfehlungen des Schulentwicklungsplans auf Linie zu bringen.

Und das ist auch nachvollziehbar. Zu oft sind die Vorhersagen eines Schulentwicklungsplans von der Realität überholt worden. Eine Dorfschule bereichert einen Ortsteil ungemein. Keine Frage. Kurze Beine, kurze Wege – das ist ein Argument. Und es ist das gute Recht der Eltern, alles für eine Schule, die einen guten Ruf genießt, zu tun. Der lautstarke Protest zeigt, wie sehr die Eltern die ortsnahe Beschulung und die Arbeit der Pädagogen dort schätzen.

Fünf Jahre will die Politik nun abwarten und beobachten, wie es mit den Schülerzahlen weitergeht, auch in der Hoffnung, dass die Kölner Bezirksregierung weiter Ausnahmegenehmigungen erteilt. Ganz nach dem Motto: Et hätt noch immer joot jejange. Lieber selbst stillhalten und sich nicht bewegen. Vielleicht geht es gut, und wenn nicht, dann ist Köln schuld. Das ist ein Weg, und politisch vermutlich der logischste.

Weiter bringt diese Haltung die Stadt aber nicht. Wenn es tatsächlich politischer Wille ist, die Grundschullandschaft in ihrer jetzigen Form zu erhalten (was ja prinzipiell begrüßenswert ist), dann müssen die Politiker an anderer Stelle Mut beweisen. Denn ein „Weiter so“ alleine wird nicht reichen, das belegen die Zahlen, was immer man von einem Schulentwicklungsplan hält.

Es fehlt in Honnef an jungen Familien mit Kindern. Um sie anzulocken, braucht es vor allem eines: bezahlbaren Wohnraum. Und der muss noch geschaffen werden. In großem Rahmen, nicht mit einem Wohnhaus hier und einem dort. Doch wo auch immer größere Wohnbebauung geplant ist – ob in Rhöndorf, im Stadtgarten, Selhof-Süd und selbst in Aegidienberg – regt sich Widerstand. Und der ist für die meisten Politiker schwer auszuhalten.

Aber irgendeinen Tod muss man sterben. Auf ein Wunder hoffen, das reicht nicht. Irgendwo muss man einen potenziellen Wähler verprellen. Die Frage ist nur, ob sich die Politik weiter treiben lassen will oder sich irgendwann doch entschließt, das Heft des Handelns selbst in die Hand zu nehmen. Zeit wird es.

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