Diskussion um eine Ganztagsgrundschule in Bad Honnef Der Aufmarsch der Eltern

Bad Honnef · Großer Andrang am Mittwochabend im Bad Honnefer Rathaus: Zahlreiche Eltern mit ihren Kindern verfolgten die Beratungen des Schulausschusses zum Angebot des Hagerhofes, in der Stadt eine private Ganztagsgrundschule anbieten zu wollen. Die Politik fordert belastbare Zahlen für die weiteren Beratungen.

 Zahlreiche Eltern verfolgten die Diskussion.

Zahlreiche Eltern verfolgten die Diskussion.

Foto: Katrin Janßen

So voll ist es auf den Zuschauerrängen im Bad Honnefer Ratsaal selten: Viele Eltern und Kinder mussten am Mittwochabend die Diskussion im Schulausschuss im Stehen verfolgen. Das Thema, das die Eltern so elektrisiert hatte: das Angebot des Hagerhofs, in Bad Honnef eine private Grundschule im Ganztagsbetrieb anzubieten (der GA berichtete). Und das Gerücht, dass dafür die Löwenburgschule geschlossen werden soll.

Der Ausschuss beschloss einstimmig den CDU-Antrag, wonach die Verwaltung den Bedarf an einer Ganztagsschule im Primarbereich im Rahmen des Schulentwicklungsplanes 2017 prüfen soll. Einig war man sich in der Politik zudem: Für die weiteren Planungen brauche es verlässliche Zahlen, die von der Verwaltung initiierte Umfrage unter Kindergarteneltern wurde generell als unzureichend angesehen.

Die Verwaltung räumte ein, dass die Befragung tatsächlich einen sachlichen Fehler enthielt: Die OGS-Zeiten waren bis 16 Uhr angegeben, tatsächlich wird die Betreuung aber bis 16.30 Uhr angeboten. Rund 540 Kinder besuchen derzeit in Bad Honnef insgesamt die Offene Ganztagsschule (OGS). „Wir wissen, dass es einen großen Bedarf an OGS-Plätzen gibt“, so die Ausschussvorsitzende Petra Kansy. Und man gehe davon aus, dass der Bedarf auch weiter steige.

„Schon heute nutzen viele Eltern im Kindergarten die ganztägige Betreuung, auch, um wieder in den Beruf zurückzukehren“, so Kansy. Und es habe sich auch gezeigt, dass es Interesse an einem Ganztagsangebot gebe. „Aber die Bezirksregierung hat uns mitgeteilt, dass das Land die OGS fördern will und gebundene Ganztagsschulen ablehnt.“

Der Hagerhof legte daraufhin ein Konzept vor – „ein zusätzliches Angebot ohne jede Standortfestlegung“, wie Hagerhof-Geschäftsführer Michael Laufer im Ausschuss betonte. Gudula Meisterjahn-Knebel, Schulleiterin am Hagerhof, stellte das Konzept für die Grundschule vor, zeigte sich zunächst aber erschrocken über die teils heftigen Reaktionen, „die uns entgegenschlagen“. Der Hagerhof sei als Schule mit Montessori-Pädagogik vor allem am Kindeswohl interessiert.

Auch wolle man die „Lücke“ zwischen den bereits existierenden Montessori-Kindergärten und den weiterführenden Angeboten schließen. Man gehe von einer Ganztagsbetreuung von 8 bis 16.30 Uhr aus, aber auch kürzere oder längere Angebote seien möglich, „je nachdem, was die Eltern wünschen und brauchen“. Die Kosten für den Besuch der privaten Einrichtung bezifferte der Hagerhof mit 180 bis 230 Euro plus Essen; ein Teil der Kosten sei allerdings steuerlich absetzbar, was die Belastung reduziere. Eine zumindest teilweise Geschwisterermäßigung sei zudem vorstellbar.

Dass das Angebot für die Stadt interessant ist, räumten alle Fraktionen ein, forderten aber weitere Fakten. Denn die Umfrage sei dafür unzureichend. „Und wir wollen diese Entscheidung nicht aus dem Bauch heraus treffen“, so Christdemokrat Werner Seifert. Julia Dißmann vom Bürgerblock verlangte ebenfalls verlässliche Zahlen und eine „saubere Bedarfsanalyse“. Jörg Heinzelmann (SPD) betonte, ein solches Angebot dürfe nicht zulasten einer bestehenden Schule gehen. Rita Bachmann, Leiterin der Aegidienberger Grundschule und Sprecherin der Grundschulleiter in Bad Honnef, betonte, es beruhige sie sehr, dass es sich um ein zusätzliches Angebot handele, wünschte sich aber mehr Transparenz in dem Verfahren und eine stärkere Einbindung der Grundschulen.

Britta Gerwing (FDP) betonte, sie habe durchaus auch positive Rückmeldungen zu dem Angebot bekommen. Nicht zuletzt hatte auch die Stadt einen von 34 Eltern unterschriebenen Brief erhalten, in dem diese einen Ausbau der OGS beziehungsweise alternativ die Gründung einer gebundenen Ganztagsgrundschule – eventuell auch in privater Trägerschaft – fordern.

Bürgermeister Otto Neuhoff machte keinen Hehl daraus: Was immer die Prüfung ergebe, „wenn der Bedarf da ist, wird das zulasten des öffentlichen Angebots gehen“. Gleichwohl: „Es ist klarer Auftrag der Verwaltung, dem Druck fehlender Ganztagsbetreuung offen gegenüberzutreten. Da kann ich mir die Welt nicht so malen, wie ich sie mir wünsche. Da gibt es Realitäten. Und wir werden die Frage beantworten müssen, wie wir den Bedarf decken.“

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