Schulungen in Bad Honnef Behutsamer Umgang mit Traumata

Bad Honnef · Frauenzentrum Bad Honnef bietet ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuern spezielle Schulungen an.

 Nein sagen: Auch das gehört zur Schulung. Die Teilnehmerinnen Helga Lachmann (vorne links) sowie Barbara Czaja (v. r.) und die Leiterinnen Christine Hütten (hinten links) und Lisa Schulte.

Nein sagen: Auch das gehört zur Schulung. Die Teilnehmerinnen Helga Lachmann (vorne links) sowie Barbara Czaja (v. r.) und die Leiterinnen Christine Hütten (hinten links) und Lisa Schulte.

Foto: Frank Homann

Barbara Czaja besucht drei bis vier Mal in der Woche die Flüchtlingsunterkunft an der Franzjosef-Schneider-Straße. Dort betreut sie zwei Familien – eine aus Syrien, eine aus Albanien. Die pensionierte Lehrerin berät und hilft ihnen bei Behördengängen. Außerdem gibt sie den Asylsuchenden Deutschunterricht, vor allem der jungen Frau aus Syrien.

Sie kann wegen ihres Babys nicht an den Kursen der Caritas oder anderer Anbieter teilnehmen. Bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit sieht sich Czaja oft vor Herausforderungen gestellt. „Die Familie ist traumatisiert. Sie haben mir Fotos von ihrer Flucht in einem Gummiboot übers Mittelmeer gezeigt. Auch hatten sie Bilder von dem Teil ihrer Verwandtschaft, der in der zerstörten Stadt Homs geblieben ist“, sagt die 65-Jährige.

Bei einer Schulung für Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe des Frauenzentrums Bad Honnef hat die Diplom-Pädagogin Rüstzeug für schwierige Situationen bekommen. Ein zentraler Bestandteil war der Umgang mit den Traumata der Flüchtlinge. „Viele Menschen hier sind nie zuvor jemandem begegnet, der Kriegshandlungen, Folter, Zwangsverheiratung oder Vergewaltigungen erlebt hat“, erklärt Christine Hütten. Die 56-Jährige hat gemeinsam mit ihrer Kollegin vom Frauenzentrum, Lisa Schulte (57), den Kursus über drei Abende mit anschließender Supervision geleitet. Ein neuer Workshop soll am Freitag, 19. Februar, beginnen.

In der kostenlosen Schulung, an der 13 Frauen und ein Mann teilnahmen, ging es auch darum, zu erkennen, was ein Trauma ist. Schulte erklärt: „Es ist eine als lebensbedrohlich empfundene Situation, aus der man nicht fliehen und entkommen kann. Ohnmacht und Hilflosigkeit gehören zu den Folgen.“

Ein Auslöser in der Gegenwart, zum Beispiel ein bestimmtes Bild, ein Geruch oder ein Geräusch, kann Menschen, die Schlimmes erlebt haben, wieder in das Traumageschehen hineinziehen. Schulte macht dies an einem Beispiel deutlich: Sie kennt einen jungen Iraker, der in Deutschland angesichts einer Eislaufbahn außer sich geraten sei. Der Grund: Die Mädchen und Jungen, die auf der glatten Oberfläche ausrutschten, erinnerten ihn an gefallene, sterbende Kinder in seiner Heimat.

Wie die Flüchtlingshelfer in einer solchen Situation reagieren können, hat neben Czaja auch Helga Lachmann in der Schulung gelernt. „Es ist wichtig, die Situation zu stoppen und den Betroffenen in die Gegenwart zurückzuholen“, sagt die 65-Jährige.

Dabei spielt Bewegung eine große Rolle. Die Expertinnen empfehlen, mit dem oder der Traumatisierten „zum Beispiel ins Gehen zu kommen, die Position zu verändern“. Auch dabei gibt es Dinge zu beachten: „Das sollte ohne Körperkontakt geschehen, denn daran können sich schlimme Erinnerungen knüpfen“, erklärt Hütten. Eine Möglichkeit sei, die Betroffenen auf das Hier und Jetzt aufmerksam zu machen. Heißt: Die Helfer können zum Beispiel erzählen, was sie in dem Moment draußen sehen – etwa Blumen oder Bäume.

Einen Teil der Schulung hatte Barbara Czaja schon in ihrer Flüchtlingsarbeit angewandt, noch bevor sie ihn offiziell gelernt hat. „Wir fragen die Asylsuchenden nicht nach ihren schlimmen Erlebnissen. Wenn sie etwas erzählen möchten, können sie das tun.“

Neben dem Umgang mit Traumata ging es in dem Workshop auch um die Selbstfürsorge der Helfenden. „Sie dürfen auch 'Nein' sagen, wenn sie mal nicht helfen können“, so Schulte. Dies und eine punktuelle Abgrenzung seien wichtige Voraussetzungen dafür, die ehrenamtliche Arbeit über einen längeren Zeitraum und mit Spaß ausfüllen zu können.

Auch in diesem Punkt hat Czaja vorgesorgt und gibt grundsätzlich ihre private Handynummer nicht weiter. Genau wie Lachmann möchte sie gerne auch die Neuauflage der Schulung ab der kommenden Woche besuchen. Oder zumindest einen Teil davon. Denn der Workshop wurde um ein Modul erweitert. Darin geht es allgemein um den Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen.

Schulungen im Zentrum

Die nächste Schulung mit dem Titel „Über Trauma, fremde Kulturen und Selbstfürsorge“ findet ab Freitag, 19. Februar, von 17 bis 20 Uhr im Frauenzentrum Bad Honnef, Hauptstraße 20 a, statt. Die nächsten Termine sind: Freitag, 4. März, von 17 bis 20 Uhr, Freitag, 22. April, von 17 bis 20 Uhr, und Donnerstag, 19. Mai, von 18 bis 21 Uhr.

Hinzu kommen anschließend Treffen zur Supervision und zum Austausch. Die Teilnahme an der Schulung ist kostenlos, da der Flüchtlingsfonds der Bürgerstiftung Bad Honnef die Finanzierung übernimmt. Die vorangegangene Schulung hatte das Aalkönigkomitee bezahlt. Zu erreichen ist das Frauenzentrum Bad Honnef unter der Rufnummer (02224) 10548.

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