Exponate in der Stadtbücherei im Rathaus Bad Honnef zeigt Ausstellung zum Ersten Weltkrieg

Siebengebirge · Die Ergebnisse der Geschichtswerkstatt zum Ersten Weltkrieg werden in Bad Honnef vorgestellt. Die Ausstellung mit historischen Exponaten ist in der Stadtbücherei zu sehen.

 Renate Mahnke, Annemarie Große-Jütte und Hedwig Roos-Schumacher durchforsten die alten HVZ-Ausgaben.

Renate Mahnke, Annemarie Große-Jütte und Hedwig Roos-Schumacher durchforsten die alten HVZ-Ausgaben.

Foto: Frank Homann

Lebendig, sichtbar und nachfühlbar sollte der Erste Weltkrieg werden. Mit diesem Ziel ist vor rund vier Jahren die Geschichtswerkstatt, eine Gemeinschaftsaktion der Volkshochschule (VHS) Siebengebirge und des Hauses Gutenberg, gestartet. Mittels Berichten aus der Honnefer Volkszeitung (HVZ) sowie weiterem Archivmaterial sollte der Alltag in Bad Honnef zwischen 1914 und 1918 nachvollzogen werden. „Es ist ein ganz hervorragendes Projekt“, zeigt sich VHS-Leiterin Hedwig Roos-Schumacher sehr zufrieden. Und Annemarie Große-Jütte findet: „Das Bild des Ersten Weltkriegs wird etwas greifbarer.“ Die Diplom-Sozialwissenschaftlerin hatte sich durch die historischen Quellen gelesen und in mehreren Vorträgen in den vergangenen Jahren von ihren Erkenntnissen berichtet. Einige der Materialien sind noch bis Januar in einer Ausstellung in der Stadtbücherei Bad Honnef zu sehen.

„Das meiste Material gab es zur Versorgungslage“, sagt Große-Jütte mit Verweis auf „seitenlange Bestimmungen“ und einem schier „unendlichen“ Fundus zu diesem Thema. Neben Ankündigungen zum Verkauf und Kauf von Lebensmitteln seien ebenso Kochrezepte in der HVZ zu lesen gewesen. Auch gab es Aufforderungen an die Bürger, im Wald zu sammeln. Daneben fanden sich immer wieder Todesanzeigen. „Die fallen ins Gewicht“, so Große-Jütte, die bis Ende 1914 bereits 16 Todesanzeigen von Soldaten in der HVZ gefunden hat. Viele Informationen fand sie auch zu Manövern, zur Versorgung der Verwundeten oder auch zu den Einrichtungen. Nicht verwunderlich, wurde Honnef im November 1914 doch Garnisonsstadt.

Ihre Informationen bezog die Sozialwissenschaftlerin vor allem aus den Bänden der HVZ. Zusammen mit Roos-Schumacher hatte sie darüber hinaus auf private Fundstücke gehofft. „Doch das große Echo blieb aus“, als zusätzliche Quellen bekamen sie unter anderem Feldpostkarten, Materialien des Heimatvereins Siebengebirge oder auch eine Schulchronik aus Rauschendorf/Stieldorf. Die Postkarten, zur Verfügung gestellt von Renate Mahnke, Vorsitzende des Vereins Gutenberghaus, bezeichnet Roos-Schumacher sogar als „kleines Juwel“. Trotz weniger weiterer Quellen hätten sie insgesamt einiges an Material gehabt, meint auch Große-Jütte.

Und dennoch deckte auch diese für die VHS-Leiterin „fast unerschöpfliche Quelle“ nicht alle thematischen Facetten ab. Zu wirtschaftlichen Entwicklungen in der Stadt, den Bankeneinlagen, der Preisentwicklung der Lebensmittel, der Lage der Schulen oder dem Tourismus gab es nur wenige oder keine Informationen, meint Große-Jütte. Fragen, wie viele Kriegsgefangene es gab und wo sie waren, bleiben ebenso unbeantwortet, wie jene nach der Beschäftigung von Honneferinnen in der Rüstungsindustrie in Siegburg und Sankt Augustin. Das könnte der Geheimhaltung unterlegen haben, mutmaßt sie. Auch über die Stimmung in der Bevölkerung gab es kaum Aufschluss.

Am meisten überrascht habe sie letztlich nicht etwa etwas Historisches aus dem Honnefer Stadtgeschehen, das vergleichbar mit anderen Städten gewesen sei, sondern der Stil der damaligen Tageszeitung. „Der Lokalteil war sehr klein“, bilanziert sie. Maximal zwei Seiten bezogen sich auf Honnef. Neben Mitteilungen und vielen Gedichten war der Teil noch voller Anzeigen, jedoch mit „wenig Berichterstattung über Lokales“, stellt sie fest. Eine inhaltliche Kuriosität fiel ihr dann doch noch ein: Zu Beginn des Krieges waren Pakete und Waren mit Bekleidung und Lebensmitteln sowie Briefen aus Bad Honnef direkt an die Front zu den Soldaten gebracht worden. Eine Besonderheit war das allerdings nicht, wie sich schließlich bei weiteren Recherchen herausstellte. In anderen Städten hätte es dies ebenfalls gegeben, so Große-Jütte. Geschichten wie diese sollen demnächst auf der Homepage von Haus Gutenberg nachzulesen sein. Dort will sie auch weitere Erkenntnisse der Geschichtswerkstatt veröffentlichen, kündigt sie an.

Die Ausstellung in der Stadtbücherei im Rathaus ist noch bis Ende Januar dienstags, mittwochs und donnerstags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet.

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