Traditionskneipe in Rhöndorf schließt Ausverkauf in der Gaststätte "Am Ziepchen"

Rhöndorf · Das Inventar des Gasthauses im Herzen von Bad Honnef-Rhöndorf wird aufgelöst. Einige Stücke aus der mehr als 100-jährigen Geschichte kommen ins Heimatmuseum.

 Ein Stück fürs Heimatmuseum: Helmut Brethauer mit der Urkunde zur Erstkonzession aus dem Jahr 1910.

Ein Stück fürs Heimatmuseum: Helmut Brethauer mit der Urkunde zur Erstkonzession aus dem Jahr 1910.

Foto: Frank Homann

Fein säuberlich sortiert stehen Tassen, Gläser und Kaffeekannen in Reih und Glied. Auf einem anderen Tisch türmen sich, frisch gereinigt und perfekt gemangelt, Dutzende Tischdecken. „Die sind schon verkauft“, muss Resi Brethauer an diesem Morgen gleich mehrfach klarstellen. Gemeint sind die großen Pastateller. Wie diese werden bis Freitagabend noch viele Stücke aus dem Inventar der Gaststätte den Besitzer wechseln. Ausverkauf im „Ziepchen“: In dem Traditionsgasthaus gehen nach mehr als 100 Jahren die Lichter aus. Und das ist nicht nur für die Wirtsleute Resi und Helmut Brethauer ein einschneidender, emotionaler Moment. „Am Ziepchen“ gehörte zum Dorfleben einfach dazu.

Küchengeräte, Geschirr, Mobiliar: Alles steht jetzt zum Verkauf. Oder besser: fast alles. Die Holzplatte gleich neben dem Tresen, auf der Berühmte und weniger Berühmte ihre Namen eingeritzt haben, sowie einige Fotografien des „Alten“ Konrad Adenauer, der hier ebenfalls verkehrte, gehen an das kleine, feine Rhöndorfer Heimatmuseum. Historisch ist auch die gerahmte Urkunde zur Erstkonzession der Gaststätte „Am Ziepchen“ vom 15. September 1910, die den Namen des ersten Wirtes Alois Funke trägt und ein Amtssiegel aus Siegburg.

„Die geht auch ins Museum. Alles andere wäre doch auch viel zu schade“, so Helmut Brethauer. Wehmut schwingt mit, auch in den Worten seiner Frau. „Wir haben das immer gerne gemacht, am Ortsleben mit Herzblut teilgenommen“, sagt Resi Brethauer. Beruf, Berufung und privates Engagement für die Vereine gingen bei dem Ehepaar Hand in Hand, „und es hat Freude gemacht“.

Doch jetzt ist Schluss: Wie berichtet, gehen die beiden, Wirtsleute in Rhöndorf seit 1984 und im „Ziepchen“ seit 1990, in den Ruhestand. Angekündigt hatten sie das schon länger. „Ich bin 73, meine Frau wird 70, da muss man irgendwann einfach aufhören“, sagt Helmut Brethauer.

Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) als Hauseigentümerin und Verpächterin lässt bis heute offen, wie es mit dem Haus weitergehen soll. Bekanntermaßen hat sie gerade in die Sanierung des angrenzenden Fachwerkhauses als Sitz der KLJB-Zentrale investiert – Wand an Wand mit dem kleinen Saal im „Ziepchen“, in dem eine Erweiterung für die KLJB denkbar wäre. Und so endet die Geschichte des Hauses als Gastwirtschaft – wenn nicht doch noch ein Wunder geschieht. Ein Bürgerkomitee „Pro Ziepchen“ setzt sich für eine Nachfolgeregelung ein und ist mit der KLJB im Gespräch.

Die Hoffnungen jedoch schwinden, wie auch Alfred Höhler, Vorsitzender des Bürger- und Ortsvereines Rhöndorf, gegenüber dem GA einräumte. „Wenn es einen nahtlosen Übergang gegeben hätte, dann wären die Argumente sicher eher auf unserer Seite“, so Höhler. Gemünzt ist die Bemerkung auf die grundsätzliche Bereitschaft der KLJB, die Idee einer Neuverpachtung beim Bundesausschuss des Verbandes zu unterstützen.

Bedingung: ein tragfähiges Konzept „unter dem Vorbehalt, dass die KLJB nicht für die Finanzierung der Gaststättenumbauten geradestehen muss“, so die KLJB im September. Denn Fakt ist: Die Wiederbelebung als Gaststätte würde große Summen verschlingen. Geld, das die KLJB als gemeinnütziger Verein schon aus rechtlicher Sicht nicht in einen Wirtschaftsbetrieb stecken darf, wie sie betonte.

Einstweilen gehen Interessenten für das Inventar in der Gaststätte ein und aus. Ehemalige Stammgäste schauen vorbei, drücken Resi und Helmut Brethauer fest an sich. „Die Tür war auf, da musste ich doch noch einmal reinschauen“, ist zu hören. „Für uns ist das eine gute Gelegenheit, unser Inventar günstig zu komplettieren“, sagt Özlem Öngür. Die Wirtin des „Zebulon“ in Bonn hatte via Facebook vom Flohmarkt „Am Ziepchen“ erfahren. Sie und ihr Lebensgefährte Martin Westhofen werden prompt fündig.

Ein anderer Gastronom wiederum interessiert sich für große Teile der Kücheneinrichtung des „Ziepchen“. Ob auch der CD-Player zum Verkauf steht? „Nein, den nehmen wir mit“, sagt Resi Brethauer. Und dazu ganz, ganz viele Erinnerungen.

Der Flohmarkt in der Gaststätte „Am Ziepchen“ wird am Freitag, 14. Oktober, fortgesetzt. Von 10 bis 18 Uhr sind Interessenten willkommen.

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