Wand-Durchbruch schafft mehr Raum 40 zusätzliche Kita-Plätze in Bad Honnef

Bad Honnef · Bürgermeister Otto Neuhoff schlug die letzte Trennwand zwischen der Villa Kunterbunt und dem benachbarten Berufskolleg persönlich mit dem Vorschlaghammer ein.

Ein bisschen hatte es etwas vom Fassanstich bei einer Kirmes. Nur der Hammer, der geschwungen wurde, der war größer. Kein Wunder. Schließlich ging es im Familienzentrum Villa Kunterbunt darum, die allerletzte Wand einzureißen, die die Kindertagesstätte vom vormaligen Berufskolleg trennte. Bürgermeister Otto Neuhoff schlug mit gezielten Schlägen ein Loch hinein, dann gaben Handwerker der Mauer den Rest.

In zwei Wochen werden die Kinder im neuen Trakt komplett das Sagen haben. 1,36 Millionen Euro wurden in den Umbau der Räume samt Außengelände investiert.

Die Idee, die stadteigene Immobilie komplett für den Kindergarten zu nutzen, ist nicht neu. Dafür musste aber zunächst ein anderes Quartier für das Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreises gefunden werden. Gelegenheit ergab sich durch die auslaufende und damit kleiner werdende Hauptschule, so Neuhoff. 2016 nahm die Sache Fahrt auf; die Stadtgremien gaben grünes Licht. In den Weihnachtsferien zog das Kolleg in die Konrad-Adenauer-Schule um. Und am 3. Januar begann der Umbau.

Nach den Ferien zunächst 20 Kinder mehr

Während es in der Vergangenheit mit Kindergartenplätzen häufig eng geworden war und die allesamt privaten Träger – einen kommunalen Kindergarten gibt es in Bad Honnef nicht – die Überbelegung in Kauf nahmen, kann der Bedarf nun gedeckt werden. Und der ist am größten bei den ganz Kleinen (siehe Infokasten).

Auch Familien, die im Laufe des Jahres zuziehen, kann geholfen werden. Mit der Erweiterung der Villa Kunterbunt, Elterninitiative seit 1993, sowie einer zusätzlichen Krippengruppe im Kindergarten Sankt Johannes erhöht sich das Betreuungsangebot um 50 Plätze, davon 20 für unter Dreijährige.

In der Villa Kunterbunt werden Kinder ab dem vierten Lebensmonat bis zur Einschulung betreut. Bisher waren es maximal 75 Kinder. Nun gibt es Platz für weitere 40 Kinder. Gestartet wird im August mit zunächst 20 Kindern, denn auch das Team muss wachsen. Betreut wird dann in sechs Gruppen.

Der Umbau liegt im Zeitplan. Jochen Groteclaes vom städtischen Gebäudemanagement geht davon aus, dass zum Start ins neue Kindergartenjahr – offiziell ist der am 1. August, die Ferien in der Villa enden am 13. August – nicht nur die letzten Handwerker, sondern auch die Reinigungskolonnen fertig sein werden.

Den beteiligten Firmen sprach er ein großes Kompliment aus: Alle Gewerke seien reibungslos aufeinander abgestimmt worden, innen wie außen. Gerade das Außengelände hatte Mehraufwand nötig gemacht. Denn die Entwässerung des Hauses, Baujahr 1956, war ein Totalverlust: zu klein dimensioniert und kaputt. Ausschachtungen, Rohrverlegungen und Neuanlage, die auch den Parkplatz einschloss, verwandelten das Gelände in eine Großbaustelle. Groteclaes: „Zeitweise waren 25 Handwerker bei der Arbeit.“

Die Möbel kommen in dieser Woche

Damit vor dem Haus bei gleichzeitigen Abrissarbeiten innen zügig gearbeitet werden konnte, musste dauernd rangiert, mussten Container hin- und hergerückt werden, so Groteclaes – selbst das habe die Handwerker nicht aus der Ruhe gebracht. Drei Wochen habe allein der Abriss durch die städtischen Hausmeister gedauert, bevor die Fachgewerke loslegen konnten.

548.000 Euro verschlangen die Arbeiten an der Außenanlage. 703.000 Euro entfielen auf die Umbauten am Gebäude, 109 000 Euro kostet die Einrichtung. Den Umbau finanziert die Stadt, sie erhält allerdings eine Förderung vom Landschaftsverband. Nicht förderfähig waren die Kosten für die Kanalsanierung: weitere 200.000 Euro.

Die Möbel werden in dieser Woche geliefert, teilte Groteclaes beim Rundgang mit Neuhoff, der Ersten Beigeordneten Cigdem Bern, Kindergartenleiterin Marina Bindan sowie Vertretern von Jugendamt und Elterninitiative mit. Björn Engelke, Vorsitzender des Trägervereins, dankte der Stadt für die gute Zusammenarbeit, bei der auch Wünsche der Einrichtung berücksichtigt worden seien. „Die Zusammenarbeit ist sehr harmonisch, mit allen am Bau Beteiligtenn, ebenso mit dem Jugendamt.“

Größere Küche, neue Sanitärräume

Auch Carolin Böhm vom Grünflächenamt sagte, es seien keine neuen Spielgeräte gekauft worden, aber es sei mehr Bewegungsfläche entstanden: „Bei so vielen Kindern war das der dringendste Wunsch.“

Bindan betonte, durch Erweiterung und Umbau gewinne der Kindergarten nicht nur Platz für mehr Kinder, es gehörten auch Doppelnutzungen der Vergangenheit an. So gibt es einen eigenen Raum für Angebote des Familienzentrums, das die Villa seit 2008 ist, Platz für Teambesprechungen, eine größere Küche und ein Elterncafé. Neue Sanitärbereiche, Notausgänge und ein sicheres Treppenhaus wurden realisiert.

Otto Neuhoff: „Wer die Räume vorher gesehen hat, weiß die Qualitätsverbesserung sofort zu würdigen. Wir sind froh, so ein tolles Angebot machen zu können, zumal es so auch ein starkes Elternengagement gibt.“

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