Mammutbaum in Bad Honnef 28 Meter hoher Baumriese an der Parkresidenz gefällt

Bad Honnef · Die Säge kreischte. Mammut-Aufgabe für Dominik Pohlhausen: Meter für Meter kämpfte sich am Freitag der Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung nach oben, rasierte mit dem Sägeschwert seiner Top-Handle die armdicken Äste vom Riesenmammutbaum an der Parkresidenz in Bad Honnef. Krachend stürzten sie in die Tiefe.

 Einsatz in luftiger Höhe: Dominik Pohlhausen arbeitet sich bis zur Krone des Baumes an der Parkresidenz vor.

Einsatz in luftiger Höhe: Dominik Pohlhausen arbeitet sich bis zur Krone des Baumes an der Parkresidenz vor.

Foto: Frank Homann

Sägespäne flogen umher. Volle Konzentration für den Mitarbeiter von "Cremer-Baumpflege Rhein-Ruhr", der mit Handschuhen und Schutzhelm mit Gesichtsmaske ausgerüstet war. Auch wenn die Aussicht "von ganz oben" gigantisch war - der 28 Meter hohe Baumriese erforderte die ganze Aufmerksamkeit des 28-Jährigen. Während der Arbeit stand Pohlhausen im Korb einer Hubsteigerbühne. Dieser "Steiger" ist fast sechs Tonnen schwer und reicht voll ausgefahren 30 Meter hoch. Das passte. Der Baumpfleger dirigierte per Joystick die "Gondel" immer weiter nach oben. Immer tiefer drang er in die Krone vor. Nur noch "Wald" um ihn herum. Zweige streiften die Arme. Ein Blick zum Boden.

Dort war mit Zäunen und Warnschildern das Areal abgegrenzt. Auch die Terrasse der Parkresidenz war tabu. Direktor Guido Bierbaum: "Unsere Bewohner haben von dem Baum Abschied genommen. Es ist ja schon sehr traurig, aber wir müssen handeln, bevor etwas passiert." Für den Mammut gab es keine Rettung mehr.

"Der Schaden ist zu weit fortgeschritten", betonte Jörg Cremer, Chef der Firma für Baumpflege und Baumsanierung aus Sankt Augustin. Umfangreiche Untersuchungen waren der Entscheidung vorausgegangen. Gar nicht mal Fäule und ein hohler Stamm waren ausschlaggebende Kriterien für das Ende. "Der Kraftschluss ist nicht mehr da." Die Hebelkraft der beiden Stämmlinge im oberen Bereich hätte den unteren Stamm irgendwann auseinandergerissen, so Cremers Vorhersage im Gutachten.

"Zu fällen einen großen Baum braucht?s eine halbe Stunde kaum, zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er ein Jahrhundert!" Eine Honneferin zitierte leise Eugen Roth, während sie zusah, wie ein Ast nach dem anderen vom Stamm des alten Mammutbaums abgeschnitten wurde. "Unser täglicher Spaziergang führt hier vorbei.

Am Freitag habe ich mit meinem Mann Abschied genommen." Peter Albrecht von der Parkresidenz: "Alle tragen Trauer. Aber es hilft nichts." Auch Irmgard Widmayer schaute der Aktion zu. "Ich bin traurig, aber wenn es sein muss. Ich habe noch nie gesehen, wie so ein großer Baum gefällt wird", so die Bewohnerin der Parkresidenz.

Als der Baum nackt dastand, völlig ohne Äste, wechselte Pohlhausen das 40 Zentimeter lange Sägeschwert gegen ein Kaliber von 110 Zentimetern. Meter für Meter durchtrennte er von oben den Stamm. Das letzte Stück von 13 Metern wurde auf einmal "von den Wurzeln" geholt. Vorsicht war geboten.

Denn Stahlseile und -anker steckten von vergangenen Rettungsmaßnahmen im Holz. Als der Stamm "geöffnet" am Boden lag, bestätigten sich die Untersuchungen von Cremer. Trotzdem: "Es macht keinen Spaß, einen solchen Baum zu fällen." Stamm und Äste wurden anschließend zu Heizmaterial gehäckselt: Der Mammut tut seinen letzten Dienst. Zuschauer nahmen Zapfen mit als Andenken. Und Nachbar Jürgen Goosmann wird aus einem Brocken Mammut ein Kunstwerk anfertigen.

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