144. Geburtstag von Konrad Adenauer Als Adenauer für Beethoven Partei ergriff

Königswinter. · Bonns OB Ashok Sridharan erzählte, dass er als Sextaner die „Ode an die Freude“ mitgesungen habe und NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen erinnerte sich an ihre Mitwirkung als Kind beim Oratorium „Messias“: Um Jugend und Kultur ging es bei der Geburtstagsfeier auf dem Petersberg für den ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer.

Widmen sich dem Thema „Kulturstaat und Bürgergesellschaft“: Jürgen Rüttgers (v.l.), Ashok Sridharan, Helge Matthiesen, Isabel Pfeiffer-Poensgen, Konrad Adenauer, Norbert Lammert und Christian Höppner.

Widmen sich dem Thema „Kulturstaat und Bürgergesellschaft“: Jürgen Rüttgers (v.l.), Ashok Sridharan, Helge Matthiesen, Isabel Pfeiffer-Poensgen, Konrad Adenauer, Norbert Lammert und Christian Höppner.

Foto: Frank Homann

Die Geburtstagsfeierlichkeiten für Konrad Adenauer werden immer größer. Obwohl es weniger Weggefährten des ersten Bundeskanzlers gibt, finden sich Jahr für Jahr mehr Gäste ein. An diesem Sonntag waren es rund 400. Norbert Lammert, der Präsident der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), sprach schon davon, dass man sich Gedanken machen müsse, wie lange man die Feier noch auf dem Petersberg ausrichten könne.

Ging es vor zwölf Monaten um 70 Jahre Grundgesetz, so stand nun mit dem 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens die Kultur im Vordergrund. Adenauer und das Grundgesetz – die Verbindung leuchtete ein, hatte der Rhöndorfer doch selbst daran mitgewirkt. Doch Adenauer und Beethoven? Lammert berichtete von einer Diskussion im Kabinett von 1959, als der damalige Postminister Richard Stücklen eine Sonderbriefmarke für Komponisten herausgeben wollte. Als Adenauer gehört habe, dass Stücklen Händel, Haydn, Mendelssohn-Bartholdy und Louis Spohr abbilden wollte, habe der Kanzler interveniert. Van Beethoven sei „zweifellos der größte deutsche Komponist“ gewesen. Es sei sehr wünschenswert, ihm mit einer Sondermarke zu gedenken, umso mehr als dabei die Bundeshauptstadt als Geburtsstadt mit einbezogen werde. Stücklen sagte zu, er wolle „in Überlegungen eintreten, ob an Werte musikalischer Köpfe gedacht“ werden könne, unter denen sich auch Beethoven befinde, so Lammert. Und er fügte hinzu: „Man stelle sich vor, es habe nicht die Intervention Adenauers gegeben, kein Mensch würde heute mehr über Beethoven reden.“ Ernst gemeint war das natürlich nicht, doch der ehemalige Bundestagspräsident hatte die Lacher auf seiner Seite. Weniger lustig, sondern eher feierlich wurde es, als die beiden jungen Musiker Anna Koch (Fagott) und Simon Kranz (Klarinette) die Musik Beethovens erklingen ließen.

Doch bei der von der KAS und der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus ausgerichteten Feier sollte es nicht nur um Beethoven, sondern um Kunst und Kultur insgesamt gehen. Lammert erinnerte daran, dass eine Bundestags-Kommission vor zehn Jahren vorgeschlagen hatte, die Förderung von Kunst und Kultur als Staatsziel ins Grundgesetz aufzunehmen, doch geworden sei daraus nichts. Dennoch – darin waren sich die Teilnehmer der von GA-Chefredakteur Helge Matthiesen moderierten Diskussion einig – sei es sehr wichtig, dass die Menschen möglichst früh mit Kunst und Kultur in Berührung kommen sollten.

Bonns OB Ashok Sridharan erzählte, dass er als Sextaner die „Ode an die Freude“ mitgesungen habe, NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen berichtete, dass sie im gleichen Alter den „Messias“ mitgesungen habe. Und der Generalsekretär des Deutschen Musikrates, Christian Höppner, sprach von dem „großen Glück“, dass er ab dem achten Lebensjahr in einer evangelischen Kirchengemeinde an jedem Sonntag die entsprechende Bach-Kantate habe mitsingen dürfen. Für alle drei waren es prägende Erlebnisse. Und heute? Pfeiffer-Poensgen meinte, dass es für die jungen Menschen „ein systematisches Angebot ab der Kindertagesstätte“ geben müsse. Da sei noch „viel Luft nach oben“. Sridharan wäre sicher nicht abgeneigt, wenn Bonn hier eine Vorreiterrolle spielen könnte – und das nicht nur im Beethoven-Jahr.

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