Kommentar Schreckliche Langeweile

Erboste Eltern machen sich immer gut vor dem Mikrofon. Die Kollegen vom WDR-Fernsehen waren wegen der Entscheidung des Jugendhilfeausschusses zur Zukunft des Rauschendorfer Kindergartens in die CJD-Aula gekommen.

Genügend Stoff für einen weiteren Beitrag hätten ihnen danach auch die Haushaltsberatungen im Stadtrat geliefert. Doch da waren Kameraleute und Reporter längst auf dem Heimweg. "Kommunalpolitiker am Rande des Nervenzusammenbruchs" hätte der Streifen heißen können.

Oder einfach auch nur: "Jörg gegen den Rest der Welt". Allerdings handelt es sich hierbei um eine Wiederholungsgeschichte. Und selbst im schnöden Alltag von Rats- und Ausschusssitzungen stellt sich bei so etwas irgendwann schreckliche Langeweile ein.

Wenn 103 von 121 Änderungsanträgen zum Haushalt von einer Fraktion kommen und von einer Person ausführlich begründet werden, bedeutet das hochgerechnet: Wenn alle Fraktionen so verfahren würden, gäbe es 721 Änderungsanträge und die Sitzung würde 28 Stunden dauern. Würden alle Ratsmitglieder so viel Redezeit beanspruchen wie Jörg Pauly, würde die Sitzung sogar geschätzte 96 Stunden dauern, wobei seine Redezeit mit zwei Stunden eher zurückhaltend angesetzt ist.

Dennoch hat sich der Stadtrat deutlich gegen eine Begrenzung der Redezeit auf eine Minute ausgesprochen. Weil die Hoffnung zuletzt stirbt und der Mantel des Vergessens am nächsten Morgen die Welt schon wieder schöner erscheinen lässt - bis zur nächsten Sitzung.

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