Roland Martini ist Meister der Uniformen

Beim Adendorfer Traditionsunternehmen ist nicht nur der Handwerker, sondern auch der Ratgeber gefragt

Roland Martini ist Meister der Uniformen
Foto: Jochen Wagner

Adendorf. Wenn die jecke Zick zu turbulenten Aktionen auf den Straßen und Sälen führt, ist das Geschäft mit Uniformen, Senatskappen und anderen kleidsamen Utensilien längst gelaufen. Schneidermeister Roland Martini aus Adendorf hat sich in Jahrzehnten auf Uniformen aller Art spezialisiert.

Sein Familienbetrieb ist über ein halbes Jahrhundert alt und hat am hart umkämpften Markt schon bessere Zeiten gesehen. Die Globalisierung setzt den Traditionsbetrieben mit Billigprodukten aus Asien mächtig zu. Großkunden wie Polizei und Bundeswehr lassen zudem auch in Niedriglohnländern im ehemaligen Ostblock fertigen.

Roland Martini ist viel herumgekommen, hatte Niederlassungen in Berlin, Süddeutschland und in den neuen Bundesländern aufgebaut - und inzwischen wieder verkauft. "Die Aufträge unserer Stammkundschaft werden von Adendorf aus erledigt. Viele Kunden kommen von weiter her, lassen sich ihre Röcke, Westen und Uniformen hier anpassen und anfertigen," berichtet der 54-jährige Spezialist.

Die Adendorfer Handarbeit kommt bei Karnevalisten, Schützen, Spielmannszügen und Burschenschaften ebenso an wie bei Traditionsvereinen. Diese Gruppen marschieren als Tamboure, Husaren, Prinzen oder Gardisten in Umzügen mit, zeigen sich auf Bühnen und wirken in Filmen mit.

Roland Martini ist jedoch nicht nur im Umgang mit Nadel und Faden gefragt. Auch die Ratschläge des Uniformmachers haben einen hohen Stellenwert. Zahlreiche alte Schnitte, Vorzeigeuniformen, historische Vorlagen und Fotos werden vor dem ersten Stich geprüft. Viele Arten von Kordeln, Knöpfen, Schnüren, Schnallen oder Schulterstücken sind zu vergleichen, anzupassen oder zu kombinieren.

Bei der Anfertigung von Schützenuniformen ist richtige Schwerarbeit angesagt. "Die Stücke müssen nicht nur mehrere Kilo Silber und Auszeichnungen ohne Risse und andere Beschädigungen aushalten. Sie sollen auch noch sitzen und bei längeren Auftritten gut aussehen," so Martini.

Der Rat des Spezialisten ist auch bei Kopfbedeckungen, Schuhen, Stiefeln und Ehrenabzeichen gefragt. Federbüsche, Prinzenfedern, Gamsbärte und ähnliche Utensilien sollen zu Röcken und Uniformen passen.

Billigstiefel bei Solotänzerinnen halten erfahrungsgemäß kaum eine Session und sind zudem gefährlich, weil das zierliche Schuhwerk bei bestimmten Schritten oder Formationen an den Füßen der Tanzmariechen mehr schaden als nutzen.

Über Preise redet Roland Martini ungern: "Es kommt dabei auf die Details, Zeit und den Aufwand an. Ein komplettes Prinzenoutfit kann man schon für 2000 Euro haben. Andere wollen mehr ausgeben." Jeder Jeck sei eben anders.

Auf jeden Fall lohnt sich ein Besuch beim Uniformschneider in der Töpferstraße; denn der Betrieb in Adendorf ist eine eigene kleine Welt mit großer Außenwirkung geblieben.

Alle Infos zum Karneval in Bonn und der Region unter www.kamelle.de

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