Musik, Motoren, Petticoats Rheinbach Classics bieten Mekka für Oldtimer-Fans

Rheinbach · Die 14. Rheinbach Classics haben am Wochenende Tausende Besucher angezogen. Zu sehen gab es viele liebevoll gepflegte Oldtimer - und darüber hinaus Petticoats und Rock'n'Roll.

Ein Festival der guten Laune rund um Mobilität in all ihren Facetten waren am Wochenende wieder die Rheinbach Classics – Musik, Motoren, Petticoats. Zum 14. Mail lag das Mekka der Fans von fachkundig restaurierten und liebevoll gepflegten Oldtimern auf zwei, drei, vier oder mehr Rädern, mit und ohne Motor, in der Voreifel-Stadt. Ebenso das der Fans der Musik und des Lifestyles der 1950er und 1960er Jahre. Herzstück am Sonntag war der Corso der Oldtimer durch die Innenstadt, fachkundig und launig präsentiert von mehreren Kommentatoren, darunter auch Bürgermeister Stefan Raetz. An der Bühne Wilhelmsplatz war es Oldtimer-Experte Johannes Thomas Hübner, mit seiner umfassenden Sachkenntnis ein wandelndes Oldtimer-Lexikon, der den Zuschauern am Straßenrand versiert Einblicke gab und Details erläuterte.

Die Spitze des Corso bewegte sich in diesem Jahr auf jeweils zwei Beinen: das Fanfarenkorps der Feuerwehr aus Rheinbachs belgischer Partnerstadt Deinze sorgte als Marching-Band für die Einstimmung. Die belgischen Partner waren mit einem 52-Personen-Bus angereist und hatten wie immer auch ihren historischen Feuerwehr-Einsatzfahrzeug Magirus 126 D10, Baujahr 1965, mitgebracht. Das Leiter-Fahrzeug war von 1966 bis 2005 in Deinze im Einsatz und wurde von 2005 bis 2008 restauriert. Dem Fanfarencorps folgten 19 historische Fahrräder, deren Besitzer sich stilvoll auch in Kleidung der jeweiligen Zeit präsentierten. Das älteste Fahrrad der insgesamt 19 per Muskelkraft betriebenen Zweiräder war ein Hochrad aus dem Jahr 1880. Auch drei sogenannte Bismarck-Räder waren dabei, wie Hübner erklärte. Für den Namen der 1896 in Lennep gegründeten „Fahrradwerk Bismarck GmbH“ hatte Reichskanzler Otto von Bismarck eigens sein Einverständnis gegeben. Mit dabei auch ein NSU-Rad, das ein Arbeiter, der damals 450 Deutsche Mark im Monat verdiente, in 20 Raten abzahlen konnte, wusste Hübner. Das Militär-Fahrrad aus der Schweiz bekam Sonderapplaus der Zuschauer – es hatte noch keine Schaltung.

Bei den motorisierten Oldtimern schwelgten die Zuschauer einmal mehr in acht Jahrzehnten Automobil-Geschichte. In den Zeiten, als Automobile noch individuelle Schönheiten waren mit chrom- und lackglänzenden typischen Attributen und speziellem Charakter. Als Aerodynamik beim Design, Feinstaub, CO2-Emission und Spritverbrauch noch keine Rolle spielten. Knatternde und nagelnde Automotoren, Motorräder und historische Feuerwehrfahrzeuge wurden begeistert begrüßt, gerade auch wenn man sie kräftig riechen konnte. Rolls Royce Silver Shadow , Mercedes Pagode, Mercedes 230 mit seinen berühmten „Heckflossen“, Ford Capri „mit Knick in der Motorhaube“, VW Käfer, VW-Bus T1, Kübel-VW Typ 181, Opel GT, Chevrolet, Peugeot, Porsche Carrera, Pontiac, Cadillac, Jaguar oder Opel Admiral – sie alle und noch mehr waren vertreten. Begeisterten Sonderapplaus bekamen zum Beispiel eine leuchtend grüne Citroen „Ente“ 2CV, als deren Insassen das Gefährt so richtig zum Wackeln brachten. Oder die berühmte BMW Isetta mit 300 Kubik und 13 PS, als der Fahrer demonstrierte, wie man einsteigt: nämlich von vorne, indem man die Fronttür öffnet und das Lenkrad gleich mit ausschwenkt. Mit dabei waren zum 14. Mal die Thunderbirds der Heimerzheimer Familie Schoen mit wahren Raritäten: 60er Thunderbird Cabriolet Continental, von dem es laut Technik-Museum in Speyer weltweit nur noch 79 Exemplare gibt, wie Otto Schoen sagte. Vom 63er roten Thunderbird wurden nur 403 gebaut. Auf die Präsentation im Corso musste Familie Schoen aber kurzfristig verzichten: „Die Benzinpumpe war ausgefallen, wir haben ihn direkt in Werkstatt geschoben. Das ist keine große Sache.“

Nach dem Corso konnten die Fans die vielen hundert automobilen Schönheiten ausgiebig auf den Ausstellungsflächen in der gesamten Innenstadt bewundern und mit ihren Besitzern ausgiebig „Benzin reden“, wie das Fachsimpeln genannt wird. Dazu gab es Live-Musik von Bands auf mehreren Bühnen mit Rock’n’Roll und Hillbilly, zu der viele Paare in Outfits der Fünfziger und Sechziger Jahre tanzten, die Damen in gepunkteten Petticoat-Kleidern, die Herren mit knöchelkurzen Hosen.

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