Neue Standorte für Unterkünfte in Bornheim und Widdig Flüchtlingsheim auf dem Dorfplatz

BORNHEIM · Die Unterbringung von Flüchtlingen setzt die Verwaltung der Stadt Bornheim zunehmend unter Druck. Nach aktuellen Prognosen muss für das Jahr 2015 mit einer Zuweisung von 250 Personen gerechnet werden. Die ursprüngliche Berechnung ging von 200 Aufnahmen aus.

Auch im Hinblick darauf, dass das derzeit massiv überbelegte Übergangswohnheim an der Mertener Brahmsstraße ab 2019 nicht mehr zur Verfügung steht, wurden im jüngsten Ausschuss für Schule, Soziales und demografischen Wandel kurzfristig neue Standorte für die Unterbringung von Flüchtlingen in Bornheim und Widdig ins Spiel gebracht.

Als Ersatz für das geplante Übergangswohnheim am Sechtemer Weg in Bornheim soll ein Grundstück an der Goethestraße zwischen der Europaschule und der LVR-Heinrich-Welsch-Schule dienen. Weil ein Bodengutachten für die Nutzung des Grundstückes am Sechtemer Weg einen sehr hohen finanziellen und zeitlichen Aufwand ergeben hat, wurde der Standort zunächst zurückgestellt. Die Goethestraße wurde bereits als Standort für einen Schulcontainer des LVR genutzt. Daher kann die Prüfung auf Eignung in einem kurzfristigen Rahmen erfolgen.

Während diese Lösung von den Ausschussmitgliedern wohlwollend aufgenommen wurde, stieß das von der Verwaltung anvisierte Areal an der Widdiger Römerstraße vor allem bei Widdigs Ortsvorsteher Konrad Velten (CDU) auf Unverständnis. Er äußerte nicht nur seine Bedenken hinsichtlich der Eignung des Grundstücks, sondern kritisierte vor allem die späte Information.

Es solle kurzfristig etwas sehr Entscheidendes für den Ort beschlossen werden, er selbst habe von den Plänen aber erst einen Abend vor der Sitzung erfahren. Die Bürgerschaft sei gar nicht einbezogen worden, sagte Velten. Und: "Da muss man sich über Politikverdrossenheit nicht wundern." Grundsätzlich bekenne sich Widdig zur Aufnahme von Flüchtlingen, machte Velten deutlich.

"Aber das vorgeschlagene Grundstück im Zentrum des Ortes, das auch als Dorfplatz genutzt wird, halte ich für ungeeignet." Im Gegensatz zum Bornheimer Standort soll das Grundstück in Widdig sowohl für die vorübergehende Errichtung von Pavillons als auch für die Errichtung eines Wohnheims in Festbauweise in Frage kommen.

"Hier wird der Fehler wiederholt, der bereits in Hersel begangen wurde", betonte Velten. Im Nachbarort waren die Bürger erst spät über die Planungen informiert worden. Durch starkes Engagement der Bürgerschaft konnte schnell ein Ersatz für das ursprünglich geplante Areal gefunden werden.

Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung beantragte die CDU-Fraktion eine Änderung des von Seiten der Verwaltung kurzfristig vorgelegten Beschlussvorschlags.

"Das Konzept zur Flüchtlingsarbeit in Bornheim beinhaltet, Ortsvorsteher und Bürger frühzeitig in die Standortfrage für Übergangsheime einzubeziehen. Dies ist weder in Bornheim noch in Widdig geschehen", sagte Gabriele Kretschmer (CDU). Mit diesem Vorgehen mache man sich unglaubwürdig: "Wir setzen die enorme Hilfsbereitschaft der Bevölkerung aufs Spiel, indem wir etwas festlegen, was die Bürger nicht mittragen."

Ute Krüger (SPD) beantragte, für den Standort Widdig die Möglichkeit einer Festbauweise aus dem Beschlussentwurf zu nehmen. "Ein Wohnheim mit 45 Bewohnern ist für einen Ort wie Widdig unverhältnismäßig." Josef Müller (UWG) stärkte der Verwaltung dagegen den Rücken: "Wir werden von der Realität überholt. Deshalb müssen schnell Entscheidungen getroffen werden, sonst kommen wir nicht weiter."

Sozialdezernent Markus Schnapka begründete die späte Beschlussvorlage folgendermaßen: "Die Flüchtlinge warten nicht auf Vorlagen oder Beschlüsse. Wenn wir nicht wollen, das Menschen in Turnhallen oder anderen Gemeinschaftsräumen untergebracht werden, ist eine Einhaltung der üblichen Prozesse kaum möglich." Weil der Ausschuss nicht gewillt war, dem Beschlussentwurf ohne eine vorherige Einbeziehung der Bürgerschaft zuzustimmen, bat Schnapka um die Möglichkeit, die Prozesse im Anschluss an die Bürgerinformation per Dringlichkeitsentscheidung weiterführen zu können.

Einladungen zur Bürgerversammlungen sollen umgehend erfolgen.

Flüchtlinge in Bornheim

Aktuelle Flüchtlingszahlen zu nennen ist nicht einfach, da fast täglich weitere Menschen auf der Flucht vor Elend, Not oder Krieg nach Bornheim kommen. Mit Stichtag 17. März lebten laut Verwaltung 222 Flüchtlinge in der Stadt, davon 150 Personen in städtischen Einrichtungen. Die anderen Menschen sind in privatem Wohnraum untergekommen. Bisher wurden zwei Privathäuser und zwei Privatwohnungen von der Stadt angemietet, zwei weitere Häuser und zwei Wohnungen sollen bald folgen. Nach Angaben der Stadt wird das aber nicht ausreichen, um alle Flüchtlinge unterzubringen.

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