Gutenberghaus Bad Honnef Kölner Architektur-Studenten zeigen ihre Modelle

BAD HONNEF · Hat Bad Honnef bald einen Ponte Vecchio wie Florenz? Wenn es nach Marc Over ginge, würden gleich drei bebaute Brücken die Stadt mit dem Rhein verbinden und auf dem Gelände des ehemaligen Mineralwasserbetriebs an der Quellenstraße Thermalbad und Hotel entstehen.

 Verschiedene Perspektiven liefern die Studenten Marc Over...

Verschiedene Perspektiven liefern die Studenten Marc Over...

Foto: Frank Homann

Eine ganz schön abgefahrene Idee. Absolventen des Bachelor-Studiengangs der Fakultät für Architektur der Fachhochschule Köln hatten die Aufgabe, ein "Thermalbad an Stromkilometer 641" zu planen. Neun von ihnen zeigen nun im Gutenberghaus ihre Entwürfe und Modelle.

Einige hatten im Archiv gestöbert, um sich mit der Geschichte der Honnefer Badekultur vertraut zu machen. So kam es zur Vereinbarung mit Gutenberghaus-Chefin Renate Mahnke, die Abschlussarbeiten dort zu präsentieren. Professor Paul Böhm meinte: "Das Tollste ist, wenn Arbeiten Denkanstöße geben. Wir hoffen, dass wir einen Beitrag zur Diskussion in Bad Honnef liefern."

Bei ihren Streifzügen rund um Rheinkilometer 641 registrierten die Studenten neben den herrlichen Ausblicken auf Drachenfels und Rolandsborgen auch, wo es hakt rund um die Insel Grafenwerth. "Auch der städtebauliche Faktor ist wichtig für mich", sagte Marc Over. Da störten ihn die einsturzgefährdeten Gebäude der stillgelegten Mineralwasserfirma als Stadtbrache genauso wie die Verkehrswege als Barriere zum Rhein.

"B42 und Eisenbahn zerschneiden die städtebauliche Verbindung zum Rhein. Das ehemalige Hafenviertel liegt zwischen einer Hochtrasse eingekesselt", bemängelte er. Und: "Der Bahnhof ist isoliert." Die bebauten Brücken mit Cafés, kleinen Geschäften und sogar Wohnungen mit Drachenfelsblick ist das Geheimrezept des Nachwuchs-Architekten, um Honnef an den Rhein zu rücken und Eisenbahn und Schnellstraße im Wortsinne elegant zu überbrücken.

Zwei dieser Überwege liegen eng beieinander und haben sogar einen gemeinsamen Platz. Das könnte Honnefs Top-Adresse werden. "Das ist machbar - ohne utopische Summen ausgeben zu müssen", so Marc Over. Der Bahnhof ist in seinem Modell durch eine Unterführung erreichbar, die Hochtrasse hat er wegfallen lassen und die alten Schifferhäuser dadurch vom Korsett befreit.

Wo bis 1999 Mineralwasserflaschen abgefüllt wurden, stehen im Modell Hotel und Therme. Das alte Kurfürstenbad hat der junge Architekt mit einbezogen. Michael Lautwein wählte ebenfalls das Fabrikgelände als Bad-Standort, hat jedoch B 42 und Bahn untertunnelt. Moritz Winkler peppte den Bereich des Yachthafens mit kleinen Geschäften auf.

Seine Therme thront wie eine Burg auf der angehobenen Nordspitze der Insel. Er orientierte sich an der Architektur der Antike mit dem Heißbad unter der Kuppel als Herzstück. Sehenswert sind alle Modelle, die bis ins kleinste Detail die Planungen widerspiegeln. Auch Stefan Pölchens fünfeckige Therme kann der Betrachter auseinandernehmen bis hin zum Schwimmbecken unterm Sternenhimmel von Grafenwerth. Anregungen für sein "Penthermon" holte er sich sogar bei Seneca.

Beim Honnefer Benedikt Bauer steht die Natur im Vordergrund. Unter dem Begriff "Lineares Baden" durchschreitet der Besucher das schmale Gebäude auf der Insel-Südspitze vom Trinkbrunnen übers Hamam bis hin zum Teeraum. Bei sämtlichen Jung-Architekten sprudelten die Ideen wie heiße Quellen. Wer weiß, vielleicht baut einer von ihnen noch Florentiner Brücken für Bad Honnef.

Info

Die Ausstellung im Gutenberghaus, Hauptstraße 40, ist bis einschließlich 25. Mai immer sonntags von 10 bis 13 Uhr zu sehen. Eintritt: 1,80 Euro. Internet: www.gutenberghaus.org

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