Rentnerin schlug auf 80-Jährige mit Kanonenrohr ein

Nun wirft die Anklage der 66-jährigen Sankt Augustinerin versuchten Totschlag an der Vermieterin vor

Sankt Augustin. Eine 66-jährige Rentnerin aus Sankt Augustin soll ihre 80-jährige geh- und sehbehinderte Vermieterin krankenhausreif geschlagen haben - mit einem Kanonenrohr. Nun wirft die Bonner Staatsanwaltschaft der Rentnerin versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor.

Laut Anklage waren sich die beiden Frauen schon lange nicht mehr so gewogen wie im November 2001, als die 66-jährige Witwe als Mieterin bei der 80-Jährigen einzog. Sie zog ins Obergeschoss des Hauses, das nicht als Zwei-Parteienhaus angelegt war, sondern ein offenes Treppenhaus hatte. Die Eigentümerin, die kaum noch sehen konnte und einen Gehwagen benötigte, bewohnte mit ihrer Tochter das Erdgeschoss, hatte jedoch ihr Schlafzimmer im ersten Stock gegenüber der Treppe.

Laut Anklage hatte die alte Dame ihrer Mieterin häufiger Geld geliehen, doch als sie der 66-Jährigen eines Tages 100 Euro lieh, kam es zum Streit und zum endgültigen Bruch, so die Ermittlungen. Denn als die 66-Jährige der 80-Jährigen das Geld zurück gab, soll sie deren Sehschwäche ausgenutzt haben: Statt 100 Euro soll sie nur insgesamt 60 Euro zurückgegeben und ihr geraten haben, das Geld schnell wegzustecken.

Das tat die 80-Jährige auch - und merkte erst später, was passiert war. Ab diesem Zeitpunkt war das Verhältnis der beiden Frauen laut Anklage völlig zerrüttet. Auch am 3. Juli 2003 gab es wieder Streit, bevor die 66-Jährige laut Anklage in eine Gaststätte ging, wo sie Bier und Schnaps trank.

Als sie um 21.30 Uhr heim kam und am Schlafzimmer der 80-Jährigen vorbeiging, machte die sich gerade bei offener Tür bettfertig. Die 66-Jährige ging in das Zimmer, wieder kam es zum Wortgefecht, die 80-Jährige forderte ihre Mieterin auf, den Raum zu verlassen, und da kam es laut Anklage zur körperlichen Auseinandersetzung.

Wütend verließ die 66-Jährige das Zimmer, die 80-Jährige ging nach unten, um die Haustür abzuschließen, und plötzlich kam die Mieterin laut Anklage mit einem 50 Zentimeter langen und teilweise mit Metall ummantelten Kanonenrohr, das eigentlich der Dekoration diente, die Treppe hinunter und schlug auf sie ein. Laut Anklage prügelte die 66-Jährige auch noch weiter, als die 80-Jährige schon blutend am Boden lag. Schließlich verließ die 66-Jährige das Haus und ging zu einem Imbiss, wo sie weiter Bier trank.

Dem Opfer gelang es, sich ins Schlafzimmer zum Notfallpiepser zu schleppen und zum Telefon, um die Polizei zu alarmieren. Mit Kopfverletzungen, Hämatomen und einer gebrochenen Hand lag die 80-Jährige zwei Wochen im Krankenhaus. Ihre Mieterin aber beteuert, sie habe die 80-Jährige auf keinen Fall töten wollen. Die ist demnächst vor dem Schwurgericht als wichtigste Zeugin gefragt.

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