Remagener CDU fühlt sich "getäuscht, belogen und betrogen"

Woolworth ist als Mieter in der Bachstraße abgesprungen - Schreiben sorgt für Wirbel

Remagen. Für Wirbel im Remagener Rathaus sorgte am Mittwoch ein Schreiben der CDU-Stadtratsfraktion zu dem von der Verwaltung anvisierten Neubau in der Bachstraße 5 und 7 in der Fußgängerzone. "Getäuscht, belogen und betrogen" fühlen sich die Christdemokraten, nachdem herausgekommen war, dass der Mieter für die unteren Etagen des geplanten Neubaus, die Firma Woolworth, einen Rückzieher gemacht hatte. In seiner nichtöffentlichen Sitzung am 5. April gab der Rat mit den Stimmen von SPD, FDP, Grünen und FBL grünes Licht für den Verkauf des Grundstücks Bachstraße 5-7 an das Bauunternehmen Florack ( der General-Anzeiger berichtete).

Kurz nach dem Beschluss sei Woolworth vom Vertrag, der eine befristete Rücktrittsoption zuließ, abgesprungen, teilte Bürgermeister Lorenz Denn (SPD) dem GA am Mittwoch auf Anfrage mit. Für die Stadt entstehe zunächst kein Nachteil, da der Investor Florack für einen neuen Mietinteressenten Sorge tragen müsse. Der Verkauf der beiden Häuser sei dennoch unter Dach und Fach. Denn: "Trotz der Schwierigkeiten bin ich zum Notar gegangen."

Die Christdemokraten wittern nun hingegen eine bewusste Täuschung. "Eine derart infame Handlungsweise ist mir noch nicht untergekommen", wetterte am Mittwoch der Fraktionsvorsitzende der CDU im Remagener Rat, Rudolf Ninow. Und: Betrogen habe Denn die Teilnehmer einer "Elefantenrunde" am 3. April mit Denn, den Beigeordneten und Fraktionsvorsitzenden. Darin habe der Verwaltungschef erklärt, es gebe einen "mit zehnjähriger Mietzeit abgeschlossenen Mietvertrag mit Woolworth" für das Gebäude, in dem neben der Gewerbefläche rund 1 000 Quadratmeter Büroraum entstehen sollen. Dieser sei "erstmals ein Jahr vor Ablauf dieser Frist kündbar".

Zudem verweisen die Christdemokraten auf die Niederschrift der Ratssitzung am 5. April, in der von einem abgeschlossenen Mietvertrag mit der Kaufhauskette die Rede ist. Insgesamt beträgt das Investionsvolumen für den Neubau 3,9 Millionen Mark. Geplant ist ein zweistöckiges Gebäude mit ausgebautem Dachgeschoss. Die Stadtverwaltung will nach Angaben des städtischen Büroleiters Adalbert Krämer Teile der ersten und zweiten Etage sowie des Dachgeschosses nutzen. Vorgesehen sei unter anderem der Umzug von Teilen der Bau- und Sozialverwaltung und der Stadtkasse.

Den Plänen etwas abgewinnen konnte die CDU schon damals nicht. Zu viele Ungereimtheiten umfasse die Entscheidung zu Gunsten Floracks. "Wie soll das Gebäude aussehen? Es gibt keine konkreten Vorstellungen zur Fassade", sagte Ratsmitglied Reinhold Langen damals. Und: "Welche Folgekosten kommen auf die Stadt zu?" Geht es nach den Vorstellungen der Verwaltung, soll mit dem Abriss des früheren Drogeriegeschäfts und des Wohnhauses, die vor Jahren schon von der Stadt gekauft wurden, bereits Ende Mai begonnen werden. Man schlage zwei Fliegen mit einer Klappe, einerseits decke man den Bedarf an neuen Büroräumen, andererseits trage der Neubau mit dem Geschäft zur Innenstadtbelebung bei, hieß es nach dem Ratsbeschluss aus der Verwaltung.

Diesem war ein langes Tauziehen zwischen Stadt und potenziellen Investoren vorausgegangen. Ratlosigkeit herrschte in der Verwaltung zu Beginn vergangenen Jahres etwa, nachdem das Bauunternehmen Alfter - es wollte eine Passage mit Kleingeschäften und Wohnungen errichten - am Votum des Rats gescheitert war. Um das angestrebte Ziel einer Belebung der Innenstadt nicht im Sande verlaufen zu lassen, besann sich die Verwaltung Anfang dieses Jahres, auf den ursprünglich einmal vorgesehenen Neubau eines Bürogebäudes hinter dem Rathaus zu verzichten.

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