GA-Interview mit neuem Bürgermeister Remagen soll sich unter Ingendahl wandeln

Remagen · Björn Ingendahl ist seit rund 100 Tagen Bürgermeister der Stadt Remagen. Im GA-Interview spricht er über den Einzelhandel in der Stadt, Verkehr auf der B 9 und seine Pläne für die achtjährige Amtszeit.

 Die Anliegersituation an der B 9 in Remagen soll verbessert werden.

Die Anliegersituation an der B 9 in Remagen soll verbessert werden.

Foto: Gausmann

Wie sehr waren Sie selbst vom klaren Ausgang der Bürgermeisterwahl überrascht? Immerhin haben Sie sich sehr deutlich gegen vier Mitbewerber durchgesetzt, die mehr oder weniger stark in Remagen verwurzelt sind.

Björn Ingendahl: Siegessicher war ich zu keinem Zeitpunkt, aber ich hatte mir zumindest gute Chancen ausgerechnet, sonst hätte ich nicht kandidiert. In der ersten Runde hatte ich eigentlich einen anderen Kandidaten vor mir gesehen, in der Stichwahl war dann aber schnell klar, dass ich viele Stimmen der anderen Bewerber auf mich vereinigen konnte. Über die Resonanz beim Wähler habe ich mich sehr gefreut.

Wie waren die ersten Tage im Rathaus? Wie groß war für Sie die Umstellung vom Arbeitsplatz im Ministerium auf den Sessel im Rathaus?

Ingendahl: Ich habe mich gut eingelebt. Man hat es mir hier im Rathaus allerdings auch einfach gemacht. Die Zusammenarbeit ist angenehm und harmonisch. Natürlich gab es für mich eine Umstellung: Zuvor war ich einer von vielen, jetzt liegt der Fokus ein wenig mehr auf mir und ich habe eine Führungsaufgabe zu bewältigen. Statt mit internationaler Umweltpolitik beschäftige ich mich nun mit politischer Kleinarbeit. Die aber hat ihren Reiz.

....der worin besteht?

Ingendahl: Man sieht schnell, was meine Entscheidungen bewirken. Man bekommt sofort ein Feedback.

Was waren denn bisher die größten Herausforderungen in Ihrer knapp 100-tägigen Amtszeit?

Ingendahl: Das Zeitmanagement. Ich musste lernen, viele Termine unter einen Hut zu bekommen, um allen Anliegen auch Rechnung tragen zu können. Außerdem musste ich mich in die Remagener Besonderheiten einarbeiten, da ich noch nicht so lange in der Stadt wohne. So langsam aber sicher kenne ich allerdings jede Straße....

CDU und SPD hatten eigene Kandidaten ins Bürgermeisterrennen geschickt, Sie aber haben das Rennen gemacht. Haben Sie den Eindruck, nun gegen die CDU und gegen die SPD „regieren“ zu müssen? Werden Sie von diesen Fraktionen mitgetragen?

Ingendahl: Wir arbeiten sehr konstruktiv und an der Sache orientiert zusammen. Da ich ein politischer Neuling bin, war es wohl zunächst vielleicht für die Rats- und Ausschussmitglieder schwer, mich richtig einzuordnen. Bislang kann ich mich über die Zusammenarbeit nicht beklagen. Sie ist gut. Ich verspüre keine Ablehnung.

Was werden für Remagen die nächsten großen städtebaulichen Meilensteine sein?

Ingendahl: Wir haben ein Konzept zur Verbesserung der Verkehrssituation auf der B 9 oder auch ein Radwegekonzept auf den Weg gebracht. Im kommenden Jahr wird ein Parkraumkonzept folgen. Sachverständige sollen uns Vorschläge machen.

Der Verkehr auf der B 9 wird deshalb aber nicht weniger....

Ingendahl: Das wird er nicht. Wir wollen aber im Rahmen unserer Möglichkeiten alles unternehmen, um die Situation gerade für die Anlieger zu verbessern. Wir müssen nun die Vorschläge der Experten abwarten. Und bei den Radwegen ist es so, dass hier ein großer Nachholbedarf besteht. Hier kann einiges optimiert werden. Das gilt auch für den ruhenden Verkehr: In Spitzenzeiten ist es kaum möglich, in der Innenstadt einen Parkplatz zu bekommen. Durch ein intelligentes, beispielsweise digitales Leitsystem könnte der Suchverkehr eingeschränkt werden. Der Autofahrer könnte gezielt zu einem freien Platz gelotst werden.

Glauben Sie an das Hotel „The Bridge“?

Ingendahl: Ich glaube an das Hotel Schloss Ernich in Remagen.....

Wie ist der Einzelhandel in Remagen aufgestellt? Stimmt der Branchenmix?

Ingendahl: Die Situation des Einzelhandels hat sich verbessert. Wir haben die Leerstandsquote in der Kernstadt auf drei Prozent herunterfahren können. Die „Markthalle“ für die Nahversorgung kommt bei den Kunden gut an. Was fehlt, ist beispielsweise eine Drogerie.

Sind die Potenziale im Remagener Tourismusgeschäft ausgeschöpft?

Ingendahl: Da gibt es eindeutig noch Luft nach oben. Ich denke hier auch an die Flusskreuzfahrt. Wir wollen versuchen, den Reedereien einen Stopp in Remagen schmackhaft zu machen. Auch glaube ich, wird von dem gerade im Bau befindlichen Innenstadthotel noch so mancher Impuls ausgehen. Die vielen Facetten der Geschichte unserer Stadt könnten ganzheitlicher zusammengefasst werden. Wir haben eine Menge zu bieten: Ob Spuren der Römer, die Tradition des Weinanbaus oder die noch sichtbaren Zeichen der Geschehnisse in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges. Es muss uns gelingen, ein gutes Paket zu schnüren.

Der Haushalt der Stadt ist dank sprudelnder Steuereinnahmen ausgeglichen, die Verschuldung wird weiter abgebaut. Wo haben Sie im Etat für 2019 die Akzente gesetzt?

Ingendahl: Zunächst im weiteren Schuldenabbau, ohne notwendige Investitionen, die für eine Weiterentwicklung der Stadt unerlässlich sind, zu vernachlässigen. Ein künftiger Schwerpunkt sollte jedoch sicherlich auch auf dem Bereich der Digitalisierung liegen. Ob Beschwerdemanagment oder interne Abläufe: Da, wo Technik die Arbeit erleichtern kann, sollte sie auch eingesetzt werden. Ziel sollte sein, dem Bürger den Gang ins Rathaus teilweise zu ersparen.

Wo steht Remagen in acht Jahren, zum Ende Ihrer ersten Amtszeit?

Ingendahl: Idealerweise steht die Stadt dann schuldenfrei da und ist auch über die nähere Region hinaus als lohnenswertes Besuchsziel bekannt, als Stadt, in der es autonomes Fahren mit E-Mobilität und keine Parkplatzsorgen gibt.

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