Keltern wie einst Karl Simrock Rebfläche am Weingut Menzenberg soll rekultiviert werden

BAD HONNEF · Peter Weinmann von der Karl-Simrock-Forschung Bonn und Jan Dirk Schierloh von der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft stellten ihre Ideen zur Rekultivierung des Weinhanges vor.

 Im Weingut Menzenberg: Peter Weinmann (links) und Jan Dirk Schierloh.

Im Weingut Menzenberg: Peter Weinmann (links) und Jan Dirk Schierloh.

Foto: Frank Homann

"Ich kam gerade von Simrocks Weinbergen zurück", schrieb Dichter Ferdinand Freiligrath im März 1841. "... Da hat er sich in einer sonnigen, versteckten Bergschlucht mitten in seine Reben ein Häuschen gebaut, lässt den Wein schneiden, legt Spargelbeete an, keltert und übersetzt den Parzival, alles durcheinander." So idyllisch ging's zu am Menzenberg.

Und Besucher einer Veranstaltung über den Weinanbau in diesem äußersten Zipfelchen der Stadt Bad Honnef und von Nordrhein-Westfalen erfuhren von Plänen, einen kleinen Teil der ehemaligen Anbaufläche wiederherzustellen. Das "Haus Parzival", das sich der Dichter und Gelehrte Simrock auf dem fünf Jahrhunderte alten Gewölbekeller des ehemaligen Minoriten-Weingutes errichtete, steht glücklicherweise noch.

Professor Helmut Arntz rettete es vor 30 Jahren vor dem Untergang und ließ es mit großem Einsatz restaurieren. Nur Wein wird eben nicht mehr am Menzenberg angebaut. Lediglich eine alte Simrock-Rebe wurde entdeckt und seither von der Weinbruderschaft Mittelrhein-Siebengebirge gehegt.

Ihre Ideen zur Rekultivierung des Weinhanges Menzenberg stellten jetzt Peter Weinmann von der Karl-Simrock-Forschung Bonn und Jan Dirk Schierloh von der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft im "Weingut Menzenberg" vor. "Ziel ist es, einen 4000 bis 5000 Quadratmeter großen Teilabschnitt zu rekultivieren", sagte Schierloh.

Die Fläche ist im Eigentum von Hartmut und Helga Möltgen, den Inhabern des Weingutes Menzenberg, das sie restauriert haben und als Gaststätte betreiben. An einen professionellen Weinanbau haben die Initiatoren freilich nicht gedacht, sondern es geht um den kulturgeschichtlichen Aspekt. Bis zur Säkularisation 1803 hatten hier verschiedene Orden Weingüter. Danach verkaufte der Staat das ihm zugefallene Eigentum. So gelangte auch in die Familie des Bonner Musikverlegers und Beethoven-Freundes Nikolaus Simrock ein Weingut.

"Mit dem Simrock-Rebstock am Haus Parzival ist es seit längerem nicht mehr getan, dem Anspruch ,Weinanbau am Menzenberg? gerecht zu werden", sagte Peter Weinmann. "Aber das Verdienst, dass dieses Erbe nicht versiegt und der Gedanke daran nicht erloschen ist, gebührt Ekki Schmitz, dem 2010 verstorbenen Vorsitzenden der Weinbruderschaft, und den heutigen Besitzerfamilien vom altehrwürdigen Simrock-Haus."

Die Fläche, um die es geht, befindet sich eingangs des Menzenberger Tales und endet gegenüber vom "Weingut Menzenberg". In der Nachbarschaft steht Schloss Hagerhof mit Gymnasium, Realschule und Internat. Schulleiterin Gudula Meisterjahn-Knebel meinte kurz und bündig: "Wir unterstützen das gern, da ist vieles denkbar."

Honnefs Vizebürgermeisterin Annette Stegger zeigte sich ebenfalls angetan von der Idee. "Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Vorhaben großes Interesse erzeugt." Auch Joachim Arntz, der Sohn des Retters von "Haus Parzival", war unter den zahlreichen Zuhörern. Und alle sahen sich wohl im Geiste schon bei einer ersten Weinprobe. Vielleicht gibt es ja doch wieder Menzenberger "Eckenblut", den schon Simrocks Dichterfreunde wie die Brüder Grimm, Freiligrath oder auch Ludwig Uhland genossen.

Der ökologische Weinberg

Jan Dirk Schierloh erläuterte die Idee. Ziel ist ein ökologisch bewirtschafteter Weinberg. "Nicht der Ertrag, sondern die Ökologie und der traditionelle, extensive Anbau stehen im Vordergrund." Dabei wird an Partner- und Patenschaften gedacht und auch an eine Arbeitsgemeinschaft an der Hagerhof-Schule.

Voraussetzung für das Pflanzen von Reben: Der Weinhang muss komplett entbuscht, die Trockenmauern müssen instand gesetzt werden. Dann dürften sich auch wieder typische Begleitvegetation wie Weinbergslauch und Schlangenknöterich einstellen und Blindschleichen, Smaragdeidechsen und Wildbienen sich dort niederlassen. Schierloh wird jetzt ein Grobkonzept erarbeiten, ein Weinbaufachmann muss eingeschaltet, die Finanzierung gesichert werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort