Kommentar Ratschläge von der Insel

Von Politikverdrossenheit keine Spur. Jedenfalls auf der Insel Nonnenwerth. Politikerverdrossenheit gibt es schon eher.

Deshalb sind die Schüler des Franziskanerinnen-Gymnasiums vorsichtshalber selbst in die Rolle der Entscheider geschlüpft, haben ihren eigenen Staat gegründet, eine eigene Regierung gebildet, eine Kanzlerin gewählt, eine eigene Währung eingeführt, ein eigenes (florierendes) Wirtschaftssystem installiert, eine eigene Justiz nebst eigener Insel-Polizei ins Leben gerufen. Alles klappte wie am Schnürchen. Der Inselstaat funktionierte.

Freilich nur eine Woche lang. Dann war nämlich das bemerkenswerte Projekt beendet, das sich auch eine "richtige" Politikerin nicht entgehen lassen wollte. CDU-Landes- und Fraktionschefin Julia Klöckner staunte nicht schlecht, als sie - einem Staatsbesuch gleich - von Rheinland-Pfalz auf den kleinen Insel-Staat übersetzte und von der Insel-Kanzlerin in Empfang genommen wurde.

Anschließend wurde die Formation der Spalier stehenden Schülern abgeschritten, bevor die bilateralen Gespräche begannen. "Das ist ja der Hammer hier", meinte das einstige Mitglied der Bundesregierung. Kein Wunder: Keine Arbeitslosigkeit, kein EU-Zoff, kein Fiskalpakt, kein Parteienstreit, kein Monti, kein Hollande. Stattdessen Wohlfahrt und harmonisches Miteinander. Das machte Eindruck. "Staat statt Schule" war ein tolles Projekt. Vielleicht berichtet Julia Klöckner ihrer ehemaligen Chefin Angela Merkel davon.

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