Dorfjubiläum Ramersbach feiert 1025. Geburtstag

RAMERSBACH · Seit 1974 gehört der Höhenort zur Kreisstadt. Das 1025. Dorfjubiläum von Ramersbach wird am Wochenende gefeiert. Der Ort wird erstmals im Jahr 992 erwähnt.

 Prozession 1955: Unter dem Baldachin ist der damalige Trierer Bischof Matthias Wehr zu sehen.

Prozession 1955: Unter dem Baldachin ist der damalige Trierer Bischof Matthias Wehr zu sehen.

Foto: Werner Schüller

„Die Ramersbacher waren 1974 eine Woche lang hackedicht. So haben die gefeiert, dass sie zu Bad Neuenahr-Ahrweiler kamen.“ So erinnerte sich Rudolf Weltken, Alt-Bürgermeister der Kreisstadt, einmal im Gespräch mit dem General-Anzeiger an die rheinland-pfälzische Gebietsreform. Die war eigentlich 1969.

Damals war Ramersbach dem Brohltal zugeschlagen worden, doch das passte den Bürgern überhaupt nicht. Schließlich liegt der Höhenort nur acht Kilometer von Ahrweiler entfernt. So kam es vor 43 Jahren zum Wechsel. Und deshalb feiert auch die Kreisstadt am Samstag 1025 Jahre Ramersbach. Mit einem Festakt im neuen Bürgerhaus und am Sonntag mit einem kleinen Dorffest.

Erstmals erwähnt wird das aktuell 593 Einwohner zählende Ramersbach in einer Urkunde von Otto III., in der er am 19. März 992 seinen Getreuen, den Brüdern Sigebodo und Richwin, erlaubt, in einem genau bezeichneten Gebiet Hirsche, Wildschweine und Rehe zu jagen. Die Grenze dieses Bannforstes, wie es seinerzeit hieß, führte von der Einmündung des Adenauer Baches in die Ahr über die Hohe Acht, Blasweiler, „jener Berghöhe, die zwischen Cunigesveld und Rameresbach liegt“, bis zum Berg Neuenahr, schließlich zum Dorf Wadenheim und von dort wieder die Ahr hinauf nach Adenau.

Ramersbach war ein typisches Eifeldorf. Bauern, Waldarbeiter, Hirten, Handwerker und Tagelöhner lebten dort unter oft sehr ärmlichen Umständen. Die heute liebevoll aufgearbeiteten alten Fachwerkhäuser, die das Ortsbild prägen, lassen nur noch mit viel Fantasie erahnen, wie kalt, nass, verqualmt und beengt diese Häuser früher waren.

Sankt-Barbara-Kirche wurde komplett im Jugendstil erbaut

Ohne Heimatforscher wie Rudolf Leisen oder Werner Schüller wäre wenig von dem einstigen Leben im Dorf übermittelt worden. Schüller hat sich in Beiträgen für den General-Anzeiger mehrfach der Historie seines Geburtsortes gewidmet. So zu Themen wie Feuerwehrjubiläum 1953, Weihnacht in den 1930er Jahren, Schulzeit im Eifeldorf oder der Historie der Sankt-Barbara-Kirche.

Diese stammt aus den Jahren 1907/1908 und hat ein Alleinstellungsmerkmal: Sie ist im gesamten Bistum Trier die einzige Kirche, die komplett im Jugendstil nach Plänen des Architekten Peter Marx (1871-1958) erbaut wurde.

Das Leben der „kleinen Leute“ hat nur wenig Eingang in offizielle Dokumente, die sich in Archiven erhalten haben. In Visitationsprotokollen der Kirche ist jedoch bekannt, dass es im 18. Jahrhundert bereits eine Schule, aber kein Schulhaus in Ramersbach gab. Der Unterricht wurde im Wirtshaus erteilt. Auch ein Großbrand im Dorf im Jahr 1735 ist überliefert. Diesem fiel eine bereits im 14. Jahrhundert erwähnte Kapelle zum Opfer.

Heute ist Ramersbach für alle Naturliebenden und vor allen Dingen für Wanderer mit Interesse an der Wirtschaftsgeschichte der Region ein fester Begriff. Von dort verlaufen neu angelegte Wanderwege wie die „Historische Straße“, die zu einer der größten bekannten römischen Eisenverhüttungsanlagen, zu Schürfstellen des Eisenerzabbaus, zu Resten eines römischen Gutshofes sowie zahlreichen interessanten landschaftspflegerischen Kleinodien führt.

Ausstellung zur Historie des Ortes im Bürgerhaus

Ein weiterer Wanderweg, der „Köhler- und Loheweg“, ermöglicht dem Wanderer ebenfalls einen interessanten Blick auf das vorindustrielle Wirtschaftsleben in der Eifel. Bis ins 19. Jahrhundert hinein rauchten in der Eifel und damit auch in den Wäldern bei Ramersbach die Kohlemeiler, und es wurde die gerbstoffreiche Rinde der Eiche (Lohe), die für das Gerben des schweren Sohlenleders benötigt wurde, von den Bäumen geschält. All dies und mehr zeigt eine Ausstellung zur Historie des Ortes im Bürgeraus, die Dorfchronist Günther Köster konzipiert hat.

Und so sehr sich die Bürger von Ramersbach 1974 über den Zusammenschluss auch gefreut haben, kam vor wenigen Jahren in einer Ortsbeiratssitzung ein Hauch von Separatismus auf. Da ging es unter Leitung von Ortsvorsteher Fritz Langenhorst nämlich ums Thema Windkraft in den Nachbarkommunen und deren Spekulationen um daraus resultierenden Geldsegen.

Und weil in Ramersbach stets der Wind weht, konnten sich einige Bürger durchaus vorstellen, das kommunale Gebilde mit dem Bindestrich, genannt Bad Neuenahr-Ahrweiler, wieder zu verlassen. Das bewegte dann den Ortsvorsteher zu der klaren Aussage: „Wenn ihr das wollt, dann machen wir das.“ Aber dann wollte doch keiner mehr. Und so wird beim Kommers am Samstagabend Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen der Festredner sein. Er ist per Votum des Ortsbeirates auch Schirmherr des Jubiläums.

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