Rallye "Allgäu - Orient": Am Ende fehlt eine Kamellänge zum Sieg

Mit dem Wüstenschiff am Oelberg wird es nun nichts. Ein bisschen hatte Klaus Hartmann ja auf das Kamel vom jordanischen König gehofft. Das Höckertier war die Trophäe für den Sieger der Rallye "Allgäu - Orient". Aber am Ende lag der gebürtige Ittenbacher doch eine Kamellänge zurück.

Ittenbach. Mit dem Wüstenschiff am Oelberg wird es nun nichts. Ein bisschen hatte Klaus Hartmann ja auf das Kamel vom jordanischen König gehofft. Das Höckertier war die Trophäe für den Sieger der Rallye "Allgäu - Orient". Aber am Ende lag der gebürtige Ittenbacher doch eine Kamellänge zurück.

Der 31-Jährige wurde mit seinen "Benztown-Beduinen" Vierter dieser Wettfahrt und musste dann eben doch mit dem Flugzeug nach Hause statt per Karawane ins Siebengebirge. Die Autos blieben nach dem Zieleinlauf vor dem noblen Regency Palace in Amman ohnehin im Land. Sie werden versteigert. Der Erlös fließt in das World-Food-Programm der Vereinten Nationen. Speziell: Im Beduinendorf El Rabia wird mit den Mitteln eine Käserei aufgebaut.

Auch wenn der Abschied von den treuen Autos nach rund 5 500 Kilometern doch etwas schwer fiel, bedeutete das keinen besonders großen finanziellen Verlust. Denn Bedingung für eine Teilnahme ist: Der Rallye-Wagen darf höchstens 1 111 Euro kosten oder muss älter als 20 Jahre sein. Bedeutet: "Schrottkarre oder Oldtimer", lacht "Beduine" Hartmann.

In Jordanien allerdings hatten die Abwrack-Kandidaten durchaus noch ihren Wert. Als Hartmanns Truppe die Autos bei der Ruinenstadt Petra geparkt hatte, boten Händler etliche Dinar für einen "Stern".

Insgesamt 240 Autos gingen im Allgäu an den Start. "Das sind knapp 500 Verrückte", ulkt der Rallye-Neuling aus dem Siebengebirge über das Fahrerlager. Wenige Abenteurer hatten vor fünf Jahren diese Rallye erfunden. Mittlerweile ist sie ein solcher Renner, dass bei Anmeldebeginn innerhalb von zwei Stunden bereits die ersten 100 Startplätze vergeben waren.

Klaus Hartmann hatte sich mit elf weiteren Piloten zusammengetan; sie fuhren mit sechs Autos und bildeten zwei Mannschaften: die "Benztown-Beduinen". Seine Frau Manuela (28) ließ ihn nicht nur in die Wüste ziehen, sondern fuhr gleich mit: Sie stellte mit Henriette Tröger das einzige Damenteam.

Hartmann hatte seinen Kollegen Dirk Steffens mit im Cockpit. Sie entschieden sich für einen alten Mercedes der T-Klasse. "Das war eine sehr gute Wahl, weil er gemütlich ist." Hartmann ist selbst seit 2004 ein "Daimler".

Die Fahrer dürfen weder Autobahn, noch Fähren oder Mautstraßen nutzen. Verboten sind Navigationsgeräte. Karte und Kompass müssen ausreichen. "Die Strecke konnten wir uns aussuchen", erzählt Hartmann. "Wir haben die reizvollere Küstenroute genommen, vom Allgäu über Österreich durch Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro, weiter durch Albanien, Griechenland, die Türkei, durch Syrien nach Jordanien."

Mindestens 555 und höchstens 666 Kilometer hatten die Teams pro Tag zu schaffen. "Das ist sehr viel." Zumal wenn Schlaglöcherpisten wie in Albanien allenfalls 40 Kilometer pro Stunde erlaubten. So saßen die Piloten an einigen Tagen 14 bis 19 Stunden hinterm Steuer. Denn: "Wir mussten bereits am vierten Tag Istanbul erreichen." "Wenn wir sehr müde waren, haben wir in unserem Kombi auf Matratzen geschlafen. Unterwegs erlebten wir sehr viel Gastfreundschaft.

Vor Syrien hatten wir Respekt. Aber es war das mit Abstand freundlichste Land. In Damaskus lotste uns ein Autofahrer eine halbe Stunde zum Hotel." Kontakte waren auch nötig. Denn bei der Rallye waren Aufgaben zu erledigen.

Aus jedem Land mussten die Besatzungen eine Flasche Wein und Wasser mitbringen; ins Bordbuch hatten sie das Rezept eines Gerichts zu notieren. "Wir haben viel gesehen, schöne Landschaften, aber auch bittere Armut. Nette Zöllner, und solche, die geschmiert werden mussten. Es war eine gigantische Erfahrung." Richtig heiß wurde es in der jordanischen Wüste bei über 40 Grad, Sandwolken und platzenden Reifen.

Nach zehn Stunden trafen die PS-Cowboys in der Oase Wadi Rum ein. Vorher hatten sie noch ein Vollgas-Rennen auf einer alten buckeligen Kamelrennbahn zu bestehen. 17 Autos kamen nicht an. "Unsere T-Modelle steckten alles weg." Geschafft! Die Medaillen gab es vor dem Royal Automobile Museum. Vielleicht klappt es mit dem Kamel ja nächstes Jahr.

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