Radar gegen Raser, Reiter gegen Einbrecher

Hans-Georg Polenz ist neuer Chef der Inspektion in Bonn-Duisdorf - Schwere Verkehrsunfälle und zahlreiche Wohnungseinbrüche

  Im Spiegel:  Polizeidirektor Hans-Georg Polenz vor seiner neuen Dienststelle, der Hauptwache an der Villemombler Straße.

Im Spiegel: Polizeidirektor Hans-Georg Polenz vor seiner neuen Dienststelle, der Hauptwache an der Villemombler Straße.

Foto: Frommann

Duisdorf. Die großen Entfernungen, gibt Hans-Georg Polenz zu, sind "schon ein Problem". "Ich kann mich nicht um alle und alles kümmern, will aber für möglichst viele Ansprechpartner sein. Mir ist wichtig zu wissen, wo den Leuten der Schuh drückt", sagt der Leiter der Polizeiinspektion (PI) West und Duisdorfs oberster Ordnungshüter, der seit sechs Wochen im Amt ist. Nach einer ersten Rundfahrt zu den Wachen in seinem Gebiet war er über die zurückgelegten Kilometer erstaunt: mehr als 60.

Die Bonner Behörde ist dem gebürtigen Sauerländer nicht unbekannt. Nach Posten- und Streifendienst in Düsseldorf und Innendienst im Lagezentrum des Innenministeriums kam Polenz 1989 als Schutzbereichsleiter nach Beuel. 1992 wechselte er zur Bezirksregierung. Fünf Jahre später wurde er Leiter einer Inspektion im Kreis Mettmann. Polenz Wunsch, nach Bonn zurückzukommen, erfüllte sich im Herbst ''''99: Der passionierte Angler, Badminton-Spieler, Rockmusik-Fan und Anhänger von Fortuna Düsseldorf wurde Chef des Staatsschutzes.

Zwei Besonderheiten weist seine PI im Vergleich zu den anderen auf: schwere Verkehrsunfälle und zahlreiche Wohnungseinbrüche. 2000 starben bei Unfällen im PI-Areal neun Menschen. Im gesamten Gebiet der Bonner Polizei waren es 20. "Fast die Hälfte bei uns, das ist erschreckend", sagt Polenz. Hauptunfallursache sei zu hohe Geschwindigkeit. "Nicht nur auf den Bundes- und Landesstraßen im Vorgebirge wird häufig zu schnell gefahren, auch im Bonner Stadtgebiet. So auf dem Konrad-Adenauer-Damm und der B 56." Polenz will vor allem mit repressiven Mitteln gegen Raser angehen, will heißen, verstärkte Kontrollen. Der Polizeidirektor: "Wir messen sowohl mit Radar als auch der Laserpistole und richten feste Kontrollstellen ein." Sind besonders junge Fahrer an den Unfällen beteiligt? Polenz wehrt ab: "Nein. Es sind alle Altersgruppen, die der Verführung unterliegen, zu schnell zu fahren."

Bereits im zweiten Jahr in Duisdorf tätig ist die Sonderkommission "Wohnung". "Sie wird auch in diesem Jahr weiter bestehen", sagt der PI-Leiter, der mit dieser Entscheidung auf die vielen Einbrüche reagiert. Im Jahr 2000 wurde im Gebiet 370 Mal eingebrochen, davon im Bonner Stadtgebiet 92 Mal. 1999 waren es insgesamt 454 Einbrüche. 170 mal stiegen die Täter tagsüber zwischen 6 und 20 Uhr in die Wohnungen ein, davon 44 Mal im Bonner Stadtgebiet. 1999 waren es insgesamt 294 Tageswohnungseinbrüche. Polenz: "2000 hatten wir den niedrigsten Stand, doch es ist kein Ruhmesblatt. Wir dürfen uns nicht zurücklehnen." So wird die Sonderkommission auch weiterhin Streife in Wohngebieten fahren, Kontrollstellen aufbauen. Darüber hinaus werden Hunde- und Reiterstaffel eingesetzt. Täter durch Präsenz verunsichern, lautet das Motto.

Nach Auffassung des Polizeidirektors ist aber auch der Bürger selbst gefragt. Nicht wegschauen, hinsehen und bei verdächtigen Wahrnehmungen sofort die Polizei rufen. Hans-Georg Polenz: "Und keine Sorge haben, dass die Beamten verärgert reagieren, wenn sich die Sache als Fehlalarm herausstellen sollte."

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