Kriminalstatistik Polizei verzeichnet steigende Gewaltkriminalität im Siebengebirge

KÖNIGSWINTER/BAD HONNEF · Die Gewaltkriminalität in Königswinter nimmt weiter zu. 2011 wurden 124 Fälle registriert, 2010 waren es noch 95 gewesen, 2009 nur 71. Das teilte Bert Kluth, Leiter der für Königswinter, Bad Honnef und Beuel zuständigen Wache Ramersdorf, auf Nachfrage des General-Anzeigers mit.

Zurückgegangen ist hingegen die Zahl der Wohnungseinbrüche: Im Jahr 2010 waren es noch 168 gewesen, im vergangenen Jahr "nur" 137. "Das Publikum hat sich verschlechtert", sagt Kluth im Hinblick auf die gestiegene Zahl der Fälle von Gewaltkriminalität. Dazu gehört in der polizeilichen Kriminalstatistik ein breites Spektrum.

Was Delikte wie gefährliche und schwere Körperverletzung bis zur Beteiligung an einer Schlägerei angeht, stand die Mehrheit der Fälle häufig im Zusammenhang mit der Großdiskothek im Mühlenbruch. "Bei geschätzten 195.000 Gästen im Jahr ist die Zahl für mich aber absolut nicht beängstigend", sagt Kluth.

Königswinter bekäme wie Bad Honnef mit seiner Diskothek im ehemaligen Hallenbad die Verlagerungseffekte durch die Schließung des Siegburger "Steffi", des Beueler Clubs "Fahrenheit" und den Brand im Hennefer "Viva" zu spüren.

Die Betreiber der Disco im Mühlenbruch nimmt der Hauptkommissar ausdrücklich in Schutz, auch im Hinblick auf Beschwerden über aggressive Türsteher. "Wenn wir auf diese Problematik hingewiesen haben, stand der Türsteher am nächsten Tag nicht mehr dort", so Kluth. Zudem würden die Disco und das Gelände von mehr als 200 Kameras überwacht.

Die Abnahme der Einbrüche nach einem jahrelangen Anstieg der Zahlen führt Kluth auf eine bessere Information der Hauseigentümer, wie sie ihr Anwesen sicherer machen können, zurück. Dafür spreche auch, dass es 2011 im gesamten Bereich des Bonner Polizeipräsidiums fast 47 Prozent gescheiterte Einbruchsversuche gegeben habe - so viele wie nie zuvor.

Sie werden bei der Zahl der Wohnungseinbrüche mitgezählt. Kluth: "Vielleicht sind das die ersten Früchte, die wir ernten." Dass die Einbrecher um das Siebengebirge einen Bogen machen, glaubt er nicht. Dagegen spreche, dass die Zahl der Einbrüche 2011 in Bad Honnef von 67 auf 89 angestiegen sei. Signifikant zugenommen haben auch die Diebstähle aus Autos.

Was in der Vergangenheit das Autoradio mit Kassettenrekorder oder später mit CD-Player gewesen wäre, sei heute das mobile Navigationsgerät. "Da ist der Markt offensichtlich noch nicht gesättigt", sagt Kluth. Wer sein Navi in der Fensterscheibe kleben lasse, handele vor diesem Hintergrund ziemlich leichtsinnig.

14-jährige Sprayer

Deutlich zugenommen hat im Siebengebirge die Zahl der Sachbeschädigungen auf Straßen, Wegen und Plätzen. Während die Zahl in Königswinter von 90 im Jahr 2010 auf 115 im Jahr 2011 stieg, schnellte sie in Bad Honnef von 123 auf 205. Dabei handelte es sich zu 75 Prozent um Graffiti. "Wir kennen allein in Bad Honnef zehn Täter. Die meisten von ihnen sind 14 bis 17 Jahre alt", sagt Bert Kluth.

Erst in der vergangenen Woche wurde an den Pfeilern der Siebengebirgsbrücke ein 14-jähriger Sprayer aus Königswinter erwischt. Den Tätern, für die das oft eine "Mutprobe" sei, drohe schlimmstenfalls Jugendarrest. Viel schlimmer sei aber der finanzielle Schaden, der oft mehrere Tausend Euro betrage. Bereits Siebenjährige würden dafür bis zu 30 Jahre haften.

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