Plötzlich stach der Fahrgast auf die Taxifahrerin ein

Bonner Staatsanwaltschaft wirft Heroinsüchtigem heimtückischen Mordversuch aus Habgier vor

Waldbröl/Bonn. Die 36-jährige Taxifahrerin war völlig arglos, als das Messer sie traf: Der Fahrgast, den sie am Mittag des 11. September nach Waldbröl gebrachte hatte, knallte ihr mit voller Wucht eine Plastiktüte gegen den Körper - und das darin verborgene Messer drang zehn Zentimeter tief in ihren Bauch.

Die 36-Jährige kämpfte trotz lebensgefährlicher Verletzung der Arterien verzweifelt um ihr Leben - und verdankt es möglicherweise einer Passantin, die auf ihre Hilfeschreie reagierte.

Der 29-jährige Täter, der mit 110 Euro Beute floh, wurde schon 40 Minuten später gefasst. Nun klagt ihn die Bonner Staatsanwaltschaft wegen heimtückischen Mordversuchs aus Habgier und zur Ermöglichung einer Straftat an. Das teilte Behördensprecher Fred Apostel am Montag auf Anfrage mit.

Für die Taxifahrerin war es eine Routinefahrt, und sie ahnte nicht, wie es um den 29-jährigen Fahrgast stand: Seit zwei Jahren war Andreas S. drogenabhängig und brauchte ständig viel Geld für sein tägliches Gramm Heroin, das er sich auch am Morgen des Tattages gespritzt hatte.

Seinen Job hatte der Elektriker verloren, und mit einem Überfall auf das Taxi wollte er sich laut Anklage nun ein paar weitere Schüsse Heroin finanzieren.

Dass er ein langes Messer in der Plastiktüte versteckte, konnte die Taxifahrerin nicht ahnen, und so traf sie der wortlose Überfall des 29-Jährigen völlig überraschend, wie die Staatsanwaltschaft feststellte.

Doch sie kämpfte sofort mit aller Kraft um ihr Leben, zog sich selbst das Messer, das unterhalb des rechten Rippenbogens in ihren Körper eingedrungen war, heraus, wehrte sich heftig gegen den Angreifer, zerschnitt sich bei dem Kampf um das Messer die Hände - und konnte doch nicht verhindern, dass ein weiterer Stich sie am Oberarm traf.

Erst als eine Zeugin auf ihre Hilferufe aufmerksam wurde und herbeieilte, ergriff der 29-Jährige mit den Geldtaschen die Flucht.

Dank einer sofort eingeleiteten Fahndung wurde er an den Bahngleisen in der Nähe gefasst. Seitdem sitzt er in U-Haft und beteuert, die Idee zu der Tat sei ihm ganz spontan gekommen. Das aber nimmt ihm die Staatsanwaltschaft aufgrund seiner Vorgehensweise nicht ab und geht von einem geplanten Mordversuch aus. Demnächst muss sich Andreas S. vor dem Bonner Schwurgericht verantworten.

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