Pannenhelfer muss bei niedrigen Temperaturen Schwerstarbeit leisten

Defekte Batterien und ein Engel

Pannenhelfer muss bei niedrigen Temperaturen Schwerstarbeit leisten
Foto: Axel Vogel

Rhein-Sieg-Kreis. Es gibt keine Engel. Oder doch? Zumindest für Hermann Ring hat jener Mann etwas engelsgleiches, der an dem eiskalten Dezember-Tag gegen 10.45 Uhr auf die Austraße in Bad Honnef biegt.

Nie hatte der 15 Jahre alte Opel Senator den 76-Jährigen im Stich gelassen. Doch jetzt wollte der Opel partout nicht anspringen zur Einkaufsfahrt nach Bonn.

Einmal Starten und Ulrich Hentschel (46), Pannenhelfer des Allgemeinen Deutschen Automobil Clubs (ADAC), weiß: Der betagte Opel ist ein Opfer der winterlichen Temperaturen, der Motor war schlicht abgesoffen. Zu viel gepumpt, statt Dauervollgas, lautet die Diagnose, Ob falsches Starten, defekte Vorglüheinheiten oder altersschwache Batterien - im Dezember hat Hentschel als "Gelber Engel" Hochkonjunktur zwischen Bad Honnef und Eitorf.

Um 6.15 Uhr beginnt die Sicht des ADAC-Pannenhelfers aus Bonn im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Und von da ab ist Hilfe im Dauereinsatz angesagt. Wie schon die Tage zuvor. "Acht bis zwölf Einsätze pro Tag sind normal", erklärt der KFZ-Meister, der seit 13 Jahren beim ADAC unter Vertrag steht. Allein 18 hatte er zwei Tage zuvor gezählt, inklusive eineinhalb Überstunden. Schuld ist insbesondere die frostige Nachtkälte, die jetzt von mancher maroden Technik ihren Tribut fordert.

Trotz der vielen Einsätze macht Hentschel sein Job Spaß: "Es gibt jeden Tag neue Herausforderungen und man lernt neue Menschen kennen." Das Beste ist: "99 Prozent der Kunden sind sehr freundlich." Muss man sich da nicht als helfender Engel fühlen? "Nur als Helfer, weil ich nichts Heiliges habe", lacht Hentschel.

Wie sich Pannenopfer freuen, den ADAC-Mann zu sehen, ist um 11.30 Uhr in Heisterbach zu erleben. Dort bekommt Leonardo Talareco seinen sichtlich in die Jahre gekommenen Caddy nicht mehr aus der Garage. Mit dem Testgerät hat Ulrich Hentschel schnell ermittelt: Die Batterie ist hinüber. Er bietet Talareco direkt eine neue an. Doch dem arbeitslosen Mann fehlt das Geld. Trotzdem will er auf der Suche nach Arbeit eine Fahrt nach Köln riskieren, Hentschel kann hier nichts mehr tun, zumal der nächste Hilfesuchende wartet.

Christian König (37) steht in Siegburg vor seinem 3er BMW, der keinen Mucks mehr macht. Auch hier zeigt das Testgerät: Batterie am Ende. König kauft direkt eine neue, und das frohen Herzens.

Denn während Hentschel die Batterie einbaut, hat sich eine geradezu himmlische Begleiterscheinung eingestellt: Der Postbote bringt endlich das lang vermisste Paket, mit einer Uhr darin. Die kann König nun seiner Frau unter den Christbaum legen. "Ohne die Uhr hätte ich nichts gehabt", freut sich der Siegburger.

Der Gelbe Engel ist schon wieder unterwegs, der BMW läuft und König hat seine Uhr. Da kann man doch versucht sein, an Engel zu glauben?

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