Optimismus als hervorstechendes Merkmal

Annette Schwolen-Flümann bekleidet das wichtigste politische Amt Bad Godesbergs seit 100 Tagen - Ihr Hauptziel: "Ich will die Leute zusammenbringen"

Bad Godesberg. "Bezirksvorsteherin ist ein schöner Job, der mir großen Spaß macht." Sichtlich entspannt berichtete Annette Schwolen-Flümann am Montag vor Journalisten über die ersten 100 Tage ihrer Amtszeit in der Bad Godesberger Bezirksverwaltungsstelle.

Ihre Zufriedenheit ist glaubhaft, aber keineswegs selbstverständlich. Denn den "Job" hatte sie im September erst nach längerer Bedenkzeit übernommen, nachdem ihr Vorgänger Christoph Brüse im Zuge der Schreiber-Affäre das Handtuch geworfen hatte.

Entscheidende Weichen hat sie in den zurückliegenden drei Monaten naturgemäß nicht stellen können, zumal in Zeiten leerer Kassen. In vielen Gesprächen mit Vertretern aus Politik, Vereinen, Wirtschaft und Verwaltung sei aber eine tragfähige Grundlage für die kommenden Aufgaben gelegt worden, ist die erste Bezirksvorsteherin in einem der vier Bonner Stadtbezirke überzeugt.

Besonders erfreut ist sie über die überraschend gute Resonanz auf die von ihr eingeführte Bürgersprechstunde. Eine Fortsetzung des "regelmäßigen politischen Dialogs mit den Bürgern" ist damit abgemacht.

Überhaupt sieht sie ihre Hauptaufgabe als Ansprechpartnerin für die Bürger. "Ich will die Leute zusammenbringen, das andere regelt dann schon die Verwaltung", meint Annette Schwolen-Flümann und bringt damit zugleich ihre enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Bezirksverwaltungschef Alo von der Kall und seinem Team zum Ausdruck.

Wichtiger als kurzfristige Erfolge sind ihr die Pflöcke, die sie für die nahe und mittlere Zukunft Bad Godesbergs eingeschlagen hat. Vor allem die Aussicht, dass im Herbst kommenden Jahres die Fronhofer Galeria im einstigen Hertie-Kaufhaus und die dann renovierte Godesburg neuen Schwung in die Godesberger Wirtschaft bringen werden, gibt ihrem natürlichen Optimismus zusätzliche Nahrung. "Die Geschäftsleute in der Innenstadt wollen investieren, sie brauchen nur ein Signal", hat sie festgestellt.

Besonders am Herzen liegt der Sprecherin der CDU-Ratsfraktion für Kinder, Jugend und Familie naturgemäß die jüngere Generation. Trotz knapper Mittel seien in diesem Jahr allein in Bad Godesberg 200 neue Kindergartenplätze geschaffen worden, weiß sie.

Dennoch sei weiterhin ein Fehlbedarf, auch bei der Übermittagsbetreuung, zu beklagen. Erfreulich an der Entwicklung sei der anhaltende Zuzug junger Familien, für die aber eben auch die Infrastruktur bereitgestellt werden müsse. Insgesamt sei das Angebot für Kinder und Jugendliche im Stadtbezirk aber gut, meint die Expertin.

Bei den Godesberger Verkehrsprojekten müssen laut Schwolen-Flümann die Prioritäten neu gesetzt werden, nachdem der Umbau des Verkehrsknotens Schwertberger Straße im Zusammenhang mit dem Hertie-Umbau zurückgestellt und die Umgestaltung der Koblenzer Straße auf unbekannte Zeit vertagt worden sind.

Bessere Chancen eröffnen sich damit für den Moltkeplatz. Und auch an den Bahnhofsvorplatz knüpft die Bezirksvorsteherin schon für 2003 Erwartungen, die durch eine Initiative des Vereins Stadtmarketing und den Geschäftsführer der Tourismus und Congress Gmbh, Tilmann Flaig, geweckt wurden.

Letzterer hatte kürzlich in der Bezirksvertretung die Nutzung des ehemaligen Verkehrspavillons als Godesberger Stützpunkt für den Fremdenverkehr in Aussicht gestellt.

Dort könnten in Zukunft Fahrscheine verkauft, Touristen bedient und Mitglieder von Stadtmarketing beraten werden oder gar Schüler des Friedrich-List-Berufskollegs eine praxisnahe Ausbildung im Tourismusgewerbe absolvieren. Die Bezirksvorsteherin erwartet bereits für Mitte Januar eine entsprechende Vorlage der Verwaltung.

Ob der Brunnen vor dem Pavillon jemals wieder Wasser führen wird, steht zwar noch in den Sternen. Doch auch hier ist Annette Schwolen-Flümann Optimistin. "Technisch machbar" sei es jedenfalls, hat sie prüfen lassen. Und bei einem weiteren schwierigen Thema hat die Bezirksvorsteherin ebenfalls noch nicht aufgegeben: Um den von Präses Kock befürworteten Umzug des Pädagogisch-Theologischen Instituts von Bad Godesberg nach Wuppertal doch noch aufzuhalten, will sie der Evangelischen Kirche im Rheinland die Ausbaumöglichkeiten des PTI auf dem Heiderhof zu einem eigenständigen kirchlichen Bildungszentrum schmackhaft machen.

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