Oliver Kahn kommt zum Fußballturnier der Jugendgefängnisse nach Siegburg

Ein Profi - auch in Lebensfragen - Ex-Bayern-Torhüter macht den Häftlingen Mut

Oliver Kahn kommt zum Fußballturnier der Jugendgefängnisse nach Siegburg
Foto: Ingo Eisner

Siegburg. Oliver Kahn weiß, wie es ist, zu gewinnen: Er war Deutscher Meister, Champions-League-Sieger und dreimaliger Welttorhüter des Jahres. 20 Jahre lang war er einer der bekanntesten und besten Sportler Deutschlands, und immer ein unermüdlicher Kämpfer.

"Aber ich habe auch immer wieder Rückschläge und herbe Niederlagen erlebt", sagt er. Die Jugendlichen in der Turnhalle der Justizvollzugsanstalt (JVA) Siegburg hören ihm gebannt zu. "Eure Situation ist nicht leicht, aber man muss im Leben immer wieder aufstehen", rät Kahn ihnen.

Der ehemalige Nationaltorhüter ist Botschafter der Aktion "Anstoß für ein neues Leben", die von der DFB-Stiftung Sepp Herberger gemeinsam mit dem nordrhein-westfälischen Justizministerium und der westdeutschen Handwerkskammer gegründet wurde, um jugendliche Gefangene bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu unterstützen. In Siegburg fand am Samstag der Höhepunkt der Aktion statt: das Fußballturnier, bei dem die sechs Jugendgefängnisse in NRW einmal im Jahr gegeneinander antreten.

Bei der Auswahl der Spieler geht es aber nicht um fußballerische Qualitäten. Die berufliche Perspektive steht im Vordergrund. "Für die Aktion suchen wir Jugendliche aus, die Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben", sagt Manuel Neukirchner, Geschäftsführer der Herberger-Stiftung. Ziel sei es, den Insassen später mit Hilfe der Handwerkskammer zu Praktika, Ausbildungen und schließlich Jobs zu verhelfen.

Der Fußball vermittele dabei wichtige soziale Fähigkeiten wie zum Beispiel Teamgeist. Auch die NRW-Justizministerin, Roswitha Müller-Piepenkötter, sieht in dem Projekt eine wichtige Hilfe für die Jugendlichen: "Ich bin sicher, dass sich dadurch ihre Chance erhöht, im Arbeitsleben Fuß zu fassen."

Für Kahn ging es am Samstag allerdings weniger um konkrete Hilfe beim Berufseinstieg als darum, den Jugendlichen Mut zu machen. "Wenn ihr euch nicht unterkriegen lasst, werdet ihr vom Leben belohnt", sagte Kahn nach seinem Rundgang durch die Zellen zu den Fußballern. Wichtig sei, kleine Ziele zu haben und diese auch zu erreichen.

"Das gibt euch Selbstvertrauen, Zufriedenheit und die Wertschätzung anderer Menschen." Nach seiner Ansprache übergab Kahn gemeinsam mit Müller-Piepenkötter die Pokale an die Mannschaften. Sieger wurde die Elf der JVA Hövelhof, die im Elfmeterschießen gegen Herford gewann. Die Gastgeber aus Siegburg wurden Dritter.

Die einzige Mädchenmannschaft, das Team der JVA Köln-Ossendorf, belegte den fünften Platz. Außer den Pokalen bekamen alle Teilnehmer eine Urkunde, die ihnen vielleicht den Schritt ins Berufsleben erleichtert und ihre Chancen auf eine frühzeitige Haftentlassung erhöht. Bejubelt wurden die Spieler dabei von ihren Mithäftlingen, die ihre Zellen allerdings nicht verlassen durften und das Turnier hinter Gittern verfolgten.

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