Ohne Konzept bleibt alles nur Flickwerk

Seit beinahe fünf Jahren fordern die Politiker ein Grundlagenpapier zu den Bonner Veranstaltungsorten, aber die Verwaltung stellt sich taub - Besonders die Grünen zeigen sich hartnäckig

  Teure Schätzchen:  2,7 Millionen Euro kostet Ende 2003 der Umbau der Godesburg.

Teure Schätzchen: 2,7 Millionen Euro kostet Ende 2003 der Umbau der Godesburg.

Foto: Lannert

Bonn. "Fünf Jahre sind vergangen - und wir sind keinen Schritt weiter", wetterte Tom Schmidt am Mittwochabend im Wirtschaftsausschuss und forderte von der Verwaltung zum wiederholten Male das einstimmig von allen Parteien im Juni 2000 beschlossene Hallenkonzept ein.

Und der Grüne, dessen Hartnäckigkeit nicht immer von den anderen Kommunalpolitikern geschätzt wird, stieß damit bei allen auf offene Ohren. Nur die Verwaltung stellt sich seit Jahren taub und legte auch in der jüngsten Sitzung keine verwertbaren Fakten über Größe, Zustand und Vermarktungssituation von Beethovenhalle, Beueler Brückenforum, Bad Godesberger Stadthalle, Godesburg und anderen Veranstaltungsorten vor.

"Wir machen die Augen zu und warten auf die nächste Alarmmeldung", schilderte Schmidt "ernüchtert" das Vorgehen der vergangenen Zeit. Nur einige jüngere Beispiele: Es brennt 2002 im Brückenforum, die Stadt schießt 100 000 Euro für Stühle vor, 2,7 Millionen Euro kostet 2003 der Umbau der Godesburg, rund 340 000 Euro sind dringend notwendig, damit die Godesberger Stadthalle nicht geschlossen werden muss.

Und nun schlägt es noch mit rund einer Million Euro zu Buche, bauliche und akustische Mängel in der Beethovenhalle zu beseitigen. "Flickwerk", meint Schmidt, allzumal parallel dazu über den Neubau von Internationalem Kongresszentrum (IKBB), Basketshalle und eine reine Musikhalle nachgedacht werde.

Fragen nach einer Mehrzwecknutzung des IKBB, möglichen Auswirkungen auf Godesberg, die jetzt anstehende Weiterverpachtung des Da Capo, die praktisch nicht mehr erfolgende Vermarktung der Beethovenhalle und viele andere Fragen mehr wurden oft gestellt und nie beantwortet.

"Wo Herr Schmidt Recht hat, hat er Recht", pflichtete Klaus Peter Gilles (CDU) dem Grünen bei. "Hier geht es um Hausaufgaben, die gemacht werden müssen", schrieb er der Verwaltung ins Stammbuch, die solche "ganz simplen Fragen" rasch beantworten können müsse. "Unstrittig", fand auch Wilfried Klein (SPD) den Wunsch nach dem Papier, allerdings zeigte er anders als die anderen Verständnis dafür, dass die Verwaltung kein fertiges Konzept vorlegen könne, einig seien sich doch alle, dass die oberste Priorität das IKBB genieße.

Auf die nächste Sitzung, für die er wegen der anstehenden Haushaltsberatungen konkrete Zahlen versprach, wollte Co-Dezernent Guido Kahlen die Diskussion am liebsten vertagen. Das einzig konkrete, was er schon jetzt wissen ließ, war der Plan der Verwaltung, mit der Firma Gegenbauer in Sachen Beethovenhalle ins Geschäft zu kommen, um Synergien zum IKBB zu nutzen.

Das erfordere die Grundsatzentscheidung, die Beethovenhalle für eineinhalb Jahre als Multifunktionshalle zu führen. Nicht genug der Information für Markus Schuck (CDU): "Um vernünftig entscheiden zu können, muss man die Situation kennen." Das gelte auch für IKBB, Basketshalle und andere. Enttäuscht zeigte sich Schuck über den Zwischenruf von Kämmerer Ludger Sander, das sei nicht seine Baustelle.

"Wir können nicht wahllos Hallen unterhalten", so Schuck, der die weitere Nachbarschaft betrachtet wissen will, wo der Boom der Konzerthallen nicht nur Erfolge gebracht habe. Auch Kahlen räumte ein, dass die Dortmunder Musikhalle schlechter besucht sei als erwartet. Die Ruhrgebiets-Stadt müsse nun "drastisch höhere Subventionen" leisten.

Sander, der das Konzept für unerlässlich erklärte, forderte von den Politikern den Mut, dann auch "vorbehaltlos über alle Hallen zu reden". Und für Schmidt stand fest, dass eine "Diskussion über eine reine Konzerthalle eine fürs Wolkenkuckucksheim ist, wenn wir jetzt eine Million in die Beethovenhalle investieren".

Dazu auch der Kommentar: "Nichts als Nebelkerzen"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort