Elf Jahre verschollen Öffentlicher Aushang beim Bonner Amtsgericht

BONN · Als Klaus Hagen vor elf Jahren seine Eltern als vermisst meldete, ahnten Polizei und Staatsanwaltschaft noch nicht, dass es für sie der spektakulärste Fall ihrer Geschichte werden sollte. Die Ermittler gehen davon aus, dass Doris und Winfried Hagen aus Heidebergen umgebracht worden sind.

Bis heute hat die Kripo weder die Leichen noch den oder die Täter gefunden. Die Akte "Hagen" sei aber trotz allem nicht geschlossen, betonte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Monika Nostadt-Ziegenberg. "Es gibt keine neue Entwicklung, doch beim möglichen Tatbestand des Mordes gibt es keine Verjährung."

Jetzt hat Klaus Hagen über den Verfahrensbevollmächtigten, Rechtsanwalt Ralf Braetschkus, beantragt, seine Eltern für tot zu erklären. Das ist nach dem Verschollenheitsgesetz nach zehn Jahren möglich. Wenn Doris und Winfried Hagen für tot erklärt werden, kann der Junior als Alleinerbe die Erbfolge antreten.

In dem öffentlichen Aushang beim Amtsgericht heißt es: Die/der Verschollene wird aufgefordert, sich bis zum 28. September 2005 beim Amtsgericht zu melden, da sie/er sonst für tot erklärt werden können. "Alle Personen, die Auskunft über die Verschollenen geben können, werden aufgefordert, dies bis zu dem oben bezeichneten Zeitpunkt dem Gericht anzuzeigen."

Das auf mehrere Millionen Euro geschätzte Vermögen der Hagens verwaltet Rechtsanwalt Ludger Westrick. Er hatte die Generalvollmacht für den Alleinerben vor Jahren widerrufen. Eine Stellungnahme wollte Westrick am Donnerstag nicht abgeben. Er hat für Hinweise 511.000 Euro Belohnung aus dem Vermögen der Hagens ausgesetzt. Braetschkus sagte nichts über seinen Mandanten. Es heißt, im Haus der Eltern lebe ein Freund des Juniors; er selbst soll auf Malta gelebt haben.

Zum letzten Mal lebend gesehen wurde das Paar am 13. Juli 1994: Es wollte auf seine Yacht in Holland, doch Reiseutensilien und persönliche Gegenstände blieben im Haus in Heidebergen. Die Polizei glaubt, dass die Hagens die Fahrt nicht angetreten haben.

Im September ging auf dem Anrufbeantworter des heute 39-jährigen Sohnes ein Anruf einer mit osteuropäischem Akzent sprechenden Frau ein, die eine nicht eingehaltene Vereinbarung gegenüber einer russischen Firma erwähnte, deren Leute vergeblich in Warschau gewartet hätten. Sie forderte die Begleichung von Kosten ein. Sechs Tage später ging in Leverkusen der Rolls Royce des Juniors in der Werkstatt eines polnischen Bekannten in Flammen auf.

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