Ochsenfrosch-Alarm in Meckenheim

In einem städtischen Teich bedrohen riesige amerikanische Frösche die einheimischen Amphibien - Rhein-Sieg-Kreis will See trockenlegen

Meckenheim. Sie rufen beinahe so laut wie eine ausgewachsene Kuh, und sie fressen alles, was ihnen vors Maul kommt: Amphibien, Fische, Mäuse und Vögel - riesengroße Ochsenfrösche beunruhigen derzeit in Meckenheim Naturschützer und die Behörden. Die bis zu 20 Zentimeter langen und gut ein Pfund schweren Amphibien haben sich in dem städtischen Teich an den Tennisplätzen breit gemacht. "Wir haben schon weit über 20 000 Kaulquappen gefangen, aber es sind noch mehr drin", hieß es am Donnerstag im Meckenheimer Rathaus.

Das Kuriose: Der Ochsenfrosch - lateinisch: Rana catesbeiana - ist ursprünglich nicht in Europa heimisch. Er kommt vielmehr aus Nordamerika, wird hierzulande aber von Feinschmeckern wegen seiner schmackhaften Froschschenkel geschätzt.

Er selbst ist weniger ein Gourmet, sondern eher ein Vielfraß. Deshalb fürchten die Naturschützer und die Mitarbeiter der Unteren Landschaftsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises nun um die kleineren einheimischen Frösche und Molche. Das Ochsenfrosch-Vorkommen in Meckenheim ist kreisweit einzigartig. "Die Amphibien haben keineswegs eine längere Krötenwanderung hinter sich, sondern sind vermutlich von Urlaubsreisenden mitgebracht und dann ausgesetzt worden", teilte der Rhein-Sieg-Kreis mit.

Das muss aber schon länger her sein: "In dem Teich sind schon seit einiger Zeit Ochsenfrösche gesichtet und gehört worden. Sie haben sich dort sogar fortgepflanzt, was in Deutschland sonst nur noch von zwei Stellen im Südwesten bekannt ist", sagte Dieter Joest von der Siegburger Natur- und Landschaftsbehörde.

In mehreren Gewässern nördlich von Karlsruhe wurden im Sommer 2001 erstmals einige tausend Kaulquappen und Jungtiere des Ochsenfrosches entdeckt. Nach ersten Recherchen handelte es sich auch dort um Nachkommen von ausgesetzten Tieren. Damals fürchteten Biologen erstmals, dass sich die Tiere bundesweit ausbreiten und kleinere Artgenossen verdrängen könnten.

Deswegen wurde jetzt auch in Meckenheim Ochsenfrosch-Alarm ausgerufen. Um zu verhindern, dass sich die Tiere in benachbarte Biotope ausbreiten, wird jetzt erneut ein engmaschiger Zaun um den Teich gebaut. Noch in diesem Jahr soll das Gewässer trocken gelegt und die Tiere abgefangen werden. "Ein dauerhafter Schaden für das Biotop wird nicht eintreten", teilte die Stadtverwaltung mit.

Der zuständige Amtsleiter Siegfried Ermert bittet die Bürger, den Zaun aus Natur- und Artenschutzgründen zu respektieren und nicht zu zerstören. "Wenn der Zaun, wie leider in der Vergangenheit geschehen, wieder zerstört wird, ist die ganze Mühe vergebens", so Ermert. Die eingefangenen Ochsenfrösche gehen an den Kölner Zoo.

Wer einen Ochsenfrosch in freier Natur außerhalb des Meckenheimer Teichs identifiziert, kann das unter der Rufnummer (0 22 41) 13 22 00 melden.

Aufgelesen

"Ochsenfrösche zu küssen und darauf zu hoffen, dass sie sich anschließend in Prinzen verwandeln, funktioniert leider nicht. Um diesen räuberischen Amphibien, die gewöhnlich in unseren Breitengraden nicht anzutreffen sind, Herr zu werden, müssen probatere Mittel gewählt werden. Mit dieser Aufgabe hat sich die Untere Landschaftsbehörde nun zu befassen."

aus einer Pressemitteilung des Rhein-Sieg-Kreises zu "Ochsenfrösche in Meckenheim"

Der Ochsenfrosch

Der nordamerikanische Ochsenfrosch (lat. Rana catesbeiana) ist ursprünglich im Südosten Kanadas, in den USA und Mexiko heimisch. Der Lurch kann bis zu 20 Zentimeter (Kopf-Rumpf-Länge) groß und gut 500 Gramm schwer werden.

Die Paarungsrufe der Männchen erinnern an Kuh-Laute. Die Weibchen legen rund 20 000 Eier pro Jahr ab. Die Tierart lebt an Seen, Teichen, in Wassergräben und Sumpfgebieten.

Die Ochsenfrösche sind braun bis olivgrün gefärbt mit dunklen Flecken und ernähren sich von größeren Insekten, anderen Fröschen, Molchen, Fischen und Vögeln. In Europa wurden die Tiere wegen der üppigen "Froschschenkel" in der Gastronomie eingeführt.

Dazu werden sie in speziellen Farmen gezüchtet. Einmal ausgewildert, bedrohen die Ochsenfrösche die Bestände der heimischen Amphibien, weil sie deutlich größer sind und kaum natürliche Feinde besitzen.

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