Nur ein Weg führt zum Aussichtsturm in der Bonner Rheinaue

Das Labyrinth des Industriedesigners Rolf Rau lockt zahlreiche Besucher an, die sich für den guten Zweck auf den Irrweg machen - Kinder finden meist leichter ins Zentrum

  So nah und doch so fern:  Der Turm in der Mitte ist zugleich das Ziel des Labyrinths. Ihn vor Augen zu haben, hilft aber noch lange nicht. Welcher Weg führt dorthin?

So nah und doch so fern: Der Turm in der Mitte ist zugleich das Ziel des Labyrinths. Ihn vor Augen zu haben, hilft aber noch lange nicht. Welcher Weg führt dorthin?

Foto: Lannert

Bonn. "Da steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor." Goethes Worte gehen mir durch den Kopf, als ich nach etwa 100 Metern vor dem Aus in Form einer gelben Plastikwand stehe. Das kommt davon, wenn man sein Glück in einem Labyrinth sucht.

Den Irrgarten hat der Industriedesigner Rolf Rau für die Sommerwochen in der Rheinaue aufgebaut, und bis zu 300 Leute verlaufen sich hier am Tag.

Trost spendet ihnen und mir der Gedanke, dass schon andere das Ziel, einen Aussichtsturm in der Mitte des Labyrinths, erreicht haben, und so laufe ich den Irrweg zum Eingang zurück. Damit stehe ich vor dem selben Problem wie zu Beginn: Neun Wege entlang der Planen und blauen Säulen stehen zur Auswahl.

Der Weg von eben, der dritte rechts, fällt raus, bleiben "nur" noch acht. Da mich die rechte Seite nicht auf den rechten Weg gebracht hat, wende ich mich nach links. Ich gebe es nur ungern zu, aber auch das war nicht die richtige Wahl.

Gespannte, teils aber auch hämische Blicke verfolgen mich vom Aussichtsturm. "Versuchen Sie's noch mal rechts", erklingt ein hoffentlich gut gemeinter Tipp von oben. Dann: "Bleiben Sie auf Ihrem Weg." Tatsächlich, nach einer Viertelstunde klettere auch ich die Treppe zum Turm hinauf. Von hier oben versuche ich mir den Weg einzuprägen, fürs nächste Mal.

"Hier haben schon Kinder Brotkrumen ausgelegt, und eine Frau auf den Planen eine Lippenstiftspur hinterlassen. Aber das alles hat keinen Sinn", schmunzelt Rolf Rau. "Wir verändern die Wege alle zwei bis drei Tage." Für die Sechs- bis Zwölfjährigen scheint das kein Problem zu sein, in der Regel finden sie den Weg am schnellsten.

Alexander (12), Kai (12) und Marco (12), extra aus Bornheim-Sechtem bis in die Rheinaue geradelt, sind dafür das beste Beispiel. Im Laufschritt haben die drei Jungen ihren Weg gefunden. "Das war schon schwer, aber wir haben uns gemerkt, wie die Planen aussehen", erzählen sie.

Auf die Idee mit dem weltweit größten transportablen Labyrinth kam Rau 1998 durch seinen Sohn, als dieser ihn fragte, was denn überhaupt ein Labyrinth sei. Kaum hatte er es ihm erklärt, hat der Junge erst ein Labyrinth gemalt und dann mit Bohnenstangen im Garten gebaut. Und Rolf Rau, bekannt durch seine Kaleidoskope, machte es ihm in noch größeren Dimensionen nach.

2000 stand der Irrgarten dann zum ersten Mal in der Rheinaue. 500 Säulen, die ursprünglich Regenwasserrohre waren, 2 600 Quadratmeter Lastwagen-Plane und sechs Kilometer Seil hat Rau dabei auf einer Fläche von 1 500 Quadratmetern verbaut. Und von Anfang hat er die Eintrittsgelder nach Abzug der Kosten einem guten Zweck zukommen lassen.

In diesem Jahr kann täglich bis zum 4. September von 9 Uhr bis 22 Uhr zugunsten der Aktion "Helfen steckt an" nach dem rechten Weg gesucht werden. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 2,50 Euro, für Kinder und Jugendliche 2 Euro. Außerdem gibt es Familien- und Gruppenermäßigungen und das Angebot, Kindergeburtstage zu feiern.

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