Brücke von Remagen Noch kein Käufer für die Erpeler Brückentürme

ERPEL · Die Aufsichtsbehörde Bundeseisenbahnvermögen sucht seit Mai 2018 einen Kaufinteressenten für die Erpeler Brückentürme. Bisher ohne Erfolg. Nun könnte sich eine Lösung abzeichnen.

 Das Luftbild zeigt, was von den beiden Türmen am Erpeler Rheinufer noch übrig geblieben ist.

Das Luftbild zeigt, was von den beiden Türmen am Erpeler Rheinufer noch übrig geblieben ist.

Foto: Frank Homann

„Die Brücke ist ihr Gewicht in Gold wert.“ Mit diesen Worten soll der amerikanische General Dwight D. Eisenhower die Einnahme der Ludendorffbrücke zwischen Remagen und Erpel am 7. März 1945 durch die 9. US-Panzer-Division kommentiert haben. Gold möchte die aktuelle Eigentümerin der Brücke, die Aufsichtsbehörde Bundeseisenbahnvermögen (BEV), für die Reste des Bauwerks am Erpeler Rheinufer nicht haben. „Gegen Höchstgebot“ möchte sie sie verkaufen.

Seit Mai 2018 bietet die BEV die Brückentürme an der B 42 an. Bisher ohne Erfolg. „Es hat zwar mehrere Interessenten gegeben, und es gab sogar schon eine Kaufzusage, ein Verkauf ist dann aber nicht zustande gekommen“, sagt Joachim Henrich von der BEV.

Bisher kein Käufer gefunden

Den symbolischen Preis von einer Mark hatte die Gemeinde Erpel 1988 für die frei stehenden Brückentürme bezahlt, als sie sie von der Bundesbahn kaufte. Im Juni 2015 wurden die Zwillingstürme dann per Aufhebungsvertrag an die BEV zurück übertragen. „Damals ist mir nicht nur ein Stein, sondern ein ganzer Berg vom Herzen gefallen“, berichtet Bürgermeisterin Cilly Adenauer. Sie hatte enorme Kosten für die dringend erforderliche Sanierung der Türme auf die hoch verschuldete Kommune zukommen sehen. Im April 2011 war aus der maroden Außenfassade ein Basaltstein herausgebrochen. Es bestand die Gefahr, dass weitere herabstürzende Fassadenteile Passanten verletzen könnten. Daher war der Gehweg zwischen der Bundesstraße und den Türmen gesperrt worden.

„Die Sanierungskosten wurden auf rund 1,4 Millionen Euro geschätzt“, so Adenauer. Auch wenn Erpel auf Geld vom Land und Zuschüsse aus verschiedenen Denkmalschutztöpfen des Bundes hätte hoffen können – an der Kommune wären noch rund 275 000 Euro hängengeblieben. „Diese Summe hätten wir nie und nimmer aufbringen können“, so die Bürgermeisterin. Aber nicht nur die hohen Sanierungskosten und die Verantwortung für die Verkehrssicherung haben wohl bislang Käufer abgeschreckt von dem Objekt, das die BEV im Inserat als „Überrest eines monumentalen Brückenbauwerks von überregionaler kriegshistorischer Bedeutung“ anpreist.

Als Wohnobjekt ungeeignet

Die Zwillingstürme auf dem nur 457 Quadratmeter großen Grundstück sind für einen privaten Investor wohl uninteressant. „Ohne Heizung, Strom- und Wasserleitungen sind sie in unmittelbarer Nähe der viel befahrenen Eisenbahntrasse als Wohnobjekt völlig ungeeignet“, stellt Altbürgermeister Edgar Neustein, Vorsitzender des Kunst- und Kulturvereins „ad erpelle“, fest.

Der Verein hatte die Brückentürme bis 2013 für Ausstellungen und andere Veranstaltungen genutzt und würde dies gerne weiterhin tun. Übernehmen könne der Verein das Bauwerk aber nicht. „Als Besitzer des ehemaligen Eisenbahntunnels hat der Verein schon genug Probleme“, so Neustein. Er verweist auf Brandschutzauflagen und die Fluchtwegsituation in dem historischen Tunnel, in dem regelmäßig Theater gespielt wird. Er erinnert auch an die Probleme des Friedensmuseums in den Remagener Brückentürmen, das zurzeit geschlossen ist.

Überführung in öffentliche Stiftung?

Ein denkbarer Ausweg: Die Türme auf beiden Rheinseiten und der Tunnel unter der Erpeler Ley müssten in eine öffentliche Stiftung „Friedensbrücke Remagen-Erpel“ überführt werden. Und da sei vor allem das Land gefragt, aber auch der Bund und die Kommune, so der Altbürgermeister. Auf das Projekt von Verbandsgemeindebürgermeister Karsten Fehr angesprochen, zeigte sich Landesinnenminister Roger Lewentz vor einiger Zeit gesprächsbereit.

„In keinem anderen Land würde man ein Denkmal von so großer nationaler wie europäischer Bedeutung in einem so erbarmungswürdigen Zustand lassen“, kritisiert Neustein. Zwar habe die Bahn das Dach der Türme abgedichtet, aber es grüne und blühe schon wieder auf dem „historisch bedeutenden Symbol für das Ende der Nazizeit und des Zweiten Weltkriegs“. Durch die Eroberung der Brücke sei schließlich nicht nur der Krieg um gut drei Monate verkürzt worden.

Szenario bei Sprengung

Wäre sie wie geplant gesprengt worden, so weiß man heute, wären 1716 Flugzeuge und 1350 Lastensegler von 26 Flughäfen gestartet, um 17.000 Soldaten der Alliierten samt Fahrzeugen und Geschützen hinter der deutschen Front abzusetzen. Die Amerikaner hätten zudem zwischen Neuwied und Bonn einen 50 Kilometer langen Streifen entlang des Rheins mit 8000 Kampfflugzeugen und 4000 Kanonen sturmreif gebombt. Allein in einem nur acht Kilometer breiten Angriffsstreifen sollten 6500 Granaten innerhalb einer Stunde abgeschossen werden. Kaum jemand in der Region hätte wohl ein solches Bombardement überlebt.

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