Neue Vorwürfe in Richtung Nürburgring-Tochter

Neue Vorwürfe wegen Missmanagements am Nürburgring: Der Landesrechnungshof Rheinland-Pfalz soll nach Angaben des Südwestrundfunks (SWR) in einem vertraulichen Schriftstück Millionen-Verschwendungen einer Nürburgring-Tochtergesellschaft kritisieren.

Mainz. (dpa) Neue Vorwürfe wegen Missmanagements am Nürburgring: Der Landesrechnungshof Rheinland-Pfalz soll nach Angaben des Südwestrundfunks (SWR) in einem vertraulichen Schriftstück Millionen-Verschwendungen einer Nürburgring-Tochtergesellschaft kritisieren.

Ein Rechnungshofsprecher bestätigte am Donnerstag, dass es einen vertraulichen Berichtsentwurf zur Cash Settlement & Ticketing GmbH (CST) gibt, das Papier datiere vom 26. Januar dieses Jahres. Zum Inhalt äußerte er sich nicht. Nach dem SWR-Bericht sollen bei der CST Rechnungen doppelt bezahlt, Geld auf falsche Konten überwiesen und Verträge ohne Nutzen gemacht worden sein.

Die CST ist für das bargeldlose Bezahlsystem am Ring zuständig. Im Blickwinkel der Rechnungsprüfer steht wegen fragwürdiger Ausgaben vor allem Kai Richter, der nicht nur Gesellschafter, sondern zugleich einer der beiden Geschäftsführer ist. Der Generalbeauftragte der Nürburgring Automotive GmbH habe etwa Verträge ohne Leistungsvereinbarung für die Gesellschaft abgeschlossen. "Das stimmt so nicht", widersprach ein CST-Sprecher. Es sei allerdings richtig, dass Geld auf falschen Konten gelandet sei. "Alle Fehlbeträge wurden jedoch zurückerhalten."

Richter kritisierte, dass ihm bisher kein Einblick in die Unterlagen gewährt wurde. Es sei daher schwierig, mögliche Vorwürfe zu entkräften. Für ihn als Unternehmer sei aber nicht die Bewertung des Rechnungshofes relevant, "sondern das positive Testat durch unabhängige Wirtschaftsprüfer". "Und das ist bereits erfolgt."

Die CST hatte 2010 mit einer Beinahe-Insolvenz für Aufsehen gesorgt. Die größtenteils landeseigene Nürburgring GmbH gewährte der CST damals ein Darlehen von rund zehn Millionen Euro. Nach einem Vertrag vom Dezember 2010 soll dieses Geld innerhalb der nächsten zehn Jahre zurückgezahlt werden. Der Rechnungshof erwartet jedoch weitere erhebliche Verluste bei der CST in den kommenden vier Jahren.

Das Wirtschaftsministerium betonte, das Rechnungshof-Gutachten sei auf einem alten Stand. Der operative Betrieb der CST wurde zu Jahresbeginn von der privaten Nürburgring Automotive GmbH übernommen - laut Ministerium "auf eigenes Risiko". Die Verträge hätten dem Rechnungshof vorgelegen. Es sei bedauerlich, dass gerade Unterlagen, "die eine Korrektur früherer Fehlentwicklungen dokumentieren", nicht berücksichtigt worden seien. Mit den neuen Vereinbarungen sei jedenfalls "eine solide Basis für die weitere Entwicklung" gelegt.

Seit dem 1. Mai 2010 betreibt die Automotive GmbH die Rennstrecke, zu der seit dem Ausbau ein Hotel, eine noch stillstehende Achterbahn und ein Museum gehören. Die Privatfinanzierung des 330 Millionen Euro teuren Baus war 2009 gescheitert, das Projekt musste konventionell finanziert werden. Bis heute ermittelt die Staatsanwaltschaft in diesem Zusammenhang gegen mehrere Manager wegen Untreue und Betrugs.

Nach den neuen Vorwürfen wegen Verschwendung von Steuergeld ist der Aufschrei in der Opposition groß. CDU- und FDP-Landtagsfraktion forderten Aufklärung von der Landesregierung. CDU-Fraktionschef Christian Baldauf kritisierte, "der Motor am Nürburgring stottert nach wie vor".

Es gebe offensichtlich fragwürdige Ausgaben, eine unzureichende Informationspolitik der Landesregierung und zu weitreichende Entscheidungsbefugnisse für einige Beteiligte am Ring.

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