Nationalpark: Viele Bürger machen sich selbst ein Bild

Nach sechs von neun Waldbegehungen zum Wegekonzept zieht der Rhein-Sieg-Kreis eine positive Bilanz und lobt die "konstruktive Kritik" - Prognose geht von 250 000 zusätzlichen Tagesgästen jährlich aus

Nationalpark: Viele Bürger machen sich selbst ein Bild
Foto: Frank Homann

Siebengebirge. Nein, einen neuen Wanderverein hat Landrat Frithjof Kühn definitiv nicht gegründet. Für Bewegung unter den Menschen in der Region hat er zuletzt gleichwohl gesorgt: Zahlreiche Bürger haben sich bislang an den Begehungen der Waldwege zwischen Pützchen und Rheinbreitbach beteiligt, um aus erster Hand zu erfahren, welche Wege ihnen im Falle einer Nationalparkgründung auch weiterhin zur Verfügung stehen - oder aber, andersherum, welche Wege geschlossen werden könnten.

Vor allem die rege Beteiligung ist es, die die Verantwortlichen im Kreishaus zu einer positiven Zwischenbilanz veranlasst. Am Mittwoch nahm die Verwaltungsspitze in Siegburg zum Sachstand Stellung.

Sechs von insgesamt neun auf Kreisgebiet vorgesehenen Waldbegehungen sind gelaufen. "Knapp 400 Bürger nutzten die Gelegenheit, sich mit dem geplanten Wegekonzept vertraut zu machen und den anwesenden Fachleuten Fragen zu stellen sowie ihre eigenen Anregungen an den Mann oder die Frau zu bringen", resümiert Katja Lorenzini von der Pressestelle des Rhein-Sieg-Kreises, dies bislang bei allen Terminen zugegen war.

Dass bei den Informationsveranstaltungen naturgemäß auch diejenigen Bürger teilnehmen, die dem Projekt kritisch bis ablehnend gegenüberstehen, bewertet die Sprecherin als normalen Vorgang: "Alle Bürger sind willkommen. Entscheidend ist, dass bei allen Gesprächen eine sachliche Atmosphäre herrschte", so Landrat Frithjof Kühn.

Und auch Jopa Vedders, der als Technischer Beigeordneter für die Stadt Bad Honnef an dem Termin teilnahm, zeigte sich erfreut über konstruktive Anregungen aus den Reihen der Bürger wie auch der privaten Waldbesitzer. Einen Seitenhieb hatte Vedders hingegen für die Bad Honnefer Kommunalpolitiker übrig, deren Beteiligung, so der Dezernent, "eher enttäuschend" gewesen sei.

Wie bereits berichtet, handelt es sich bei den zur Disposition stehenden Wegen zumeist um solche, die von parallel verlaufenden Nachbarwegen leicht kompensiert werden können. Würde der aktuelle Entwurf Wirklichkeit, so stünde dem Wegenetz im Siebengebirge unter dem Strich eine Beschneidung um 50 Kilometer Wanderwege ins Haus - von derzeit 280 auf künftig 230 Kilometer.

Im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Wegekonzept steht die Frage, wie viele Besucher sich denn auf den Strecken in einem möglichen Nationalpark tummeln würden. Dass, sei es nun - je nach Standpunkt - aus Gründen vorschneller Euphorie oder aber übertriebener Sorge, zwischenzeitlich Spekulationen von zwei Millionen zusätzlichen Besuchern durch die Gerüchteküche waberten, hat Landrat Frithjof Kühn dem Vernehmen nach ganz und gar nicht gefallen. "Blanker Unsinn", so seine Reaktion.

Kühn hat deshalb eine eigenständige Prognose anstellen lassen. Danach rechnet der Rhein-Sieg-Kreis mit 250 000 Tagesgästen und 60 000 Übernachtungsgästen, die der Nationalpark dem Siebengebirge pro Jahr zusätzlich bescheren könnte. Entscheidend, ergänzt Katja Lorenzini jedoch abschließend, sei die "qualitative Steigerung", die man sich im Kreishaus erhofft. Anders gesagt: Der Nationalpark generiere eine andere Klientel als der Massentourismus.

Die nächste Begehung findet am Freitag in Königswinter statt. Treffpunkt ist um 15 Uhr der Eingang des Lemmerzbades am Oberweingartenweg. Am Samstag geht es um 15 Uhr in Oberdollendorf, Grundschule Auf dem Schnitzenbusch, weiter. Der letzte Termin ist Freitag, 12. September, in Vinxel. Ausgangspunkt ist um 15 Uhr das Versuchsgut Frankenforst. Die Begehungen dauern jeweils etwa drei Stunden. Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Schwaches Argument"

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