Königswinterer Tafel Nach Verwüstungen sind Räume der Awo nicht mehr nutzbar

KÖNIGSWINTER · Seit zehn Wochen müssen die besonders Bedürftigen in der Stadt ohne die Königswinterer Tafel auskommen. Nachdem die Räume der sozialen Einrichtung am Küferweg am 6. Mai von bislang unbekannten Tätern verwüstet worden waren, sind sie nicht mehr für die wöchentliche Ausgabe von Lebensmitteln nutzbar.

In seiner Not sucht jetzt der Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg der Arbeiterwohlfahrt (Awo) als Träger Privatleute, die Räume zur Verfügung stellen. Eine Tafel gibt es in Königswinter seit August 2009. Jeweils mittwochs werden Lebensmittel, die von Geschäften gespendet werden, an mehr als 100 Haushalte mit über 400 Personen ausgegeben. Die Schäden in dem städtischen Gebäude am Küferweg, die die Polizei zunächst auf rund 20.000 Euro geschätzt hatte, sind größer als erwartet.

"Im Keller gibt es bleibende Feuchtigkeits- und Schimmelschäden", sagte Awo-Geschäftsführer Franz-Josef Windisch gestern. Die Täter hatten Wasserhähne geöffnet und Abflüsse verstopft. Das Wasser war bis in den Keller gelaufen, wo es mehrere Zentimeter hoch stand. Obwohl die verwüsteten Räume im Erdgeschoss gesäubert wurden, kann das Gebäude nach Einschätzung eines Gutachters wegen der Schimmelbildung im Keller nicht gefahrlos besucht werden.

"An erster Stelle steht, dass unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen erleiden. Der Sachverständige warnt dringend davor, die Räume zu benutzen", so Windisch. Auch könnten die gespendeten Lebensmittel - vor allem Brot, Obst und Gemüse - nicht in verschimmelten Räumen verteilt werden. "Wir müssen uns auch zweimal überlegen, ob das gespendete Geld in dem Haus gut investiert ist."

Städtisches Gebäude wird in einigen Jahren abgerissen

Bei der Awo hat man die Hoffnung, über einen Aufruf Alternativen zu finden. Denn die Stadt sieht keine Möglichkeit, weitere Räume für die Tafel zur Verfügung zu stellen. Bürgermeister Peter Wirtz wies am Dienstaf auf die besondere Konstellation am Küferweg hin: Das städtische Gebäude wird in einigen Jahren abgerissen. Nur wenige Meter entfernt wird dann die Entlastungsstraße für den wegfallenden Bahnübergang an der Drachenfelsstraße gebaut. "Spätestens 2019 wird mit den Abbrucharbeiten begonnen werden", so Wirtz.

Da die Tafel besondere Raumanforderungen hat, kämen andere städtische Liegenschaften nicht in Betracht. Und im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Lemmerzwerke wäre für eine Unterbringung eine Investition von 100.000 bis 200.000 Euro erforderlich.

"Keiner kommt zu uns freiwillig"

Wie dringend viele Menschen die kostenlosen Lebensmittel brauchen, verdeutlichte Mechthild Blömer, Leiterin der Königswinterer Tafel. "Keiner kommt zu uns freiwillig. Die Not muss schon groß sein, damit die Menschen diese Hemmschwelle überschreiten." Sollte sich in den nächsten vier Wochen niemand finden, der sein Gebäude zur Verfügung stellt oder günstig vermietet, würde die Awo dennoch schweren Herzens Investitionen am Küferweg tätigen.

"Es könnte erforderlich sein, das Objekt für die begrenzte Zeit in eine Situation zu versetzen, um den Tafelbetrieb wieder aufzunehmen", so Windisch. Dann müsste der Keller hermetisch vom Erdgeschoss abgetrennt werden. Die Kosten beziffert Windisch auf rund 7.000 Euro.

Anforderungen an das neue Gebäude

Die Awo sucht dringend eine möglichst ebenerdige Fläche von mindestens 120 Quadratmetern in nicht zu kleinräumiger Aufteilung für Lebensmittelvorbereitung (mit Wasseranschluss), Bereitstellung, Ausgabe, Lagerung sowie Wartezone und kleinem Büro. Dazu kommen Sanitärräume für die Mitarbeiter. Es sollte eine gute Anfahrtmöglichkeit und Stellfläche für Kleintransporter geben.

Die Lage sollte zentrumsnah sein, da die meisten Tafelkunden kein Auto haben und auf den ÖPNV angewiesen sind. Eine Miete ist auch drin. In Bad Honnef zahlt die Awo jährlich 7.000 Euro Kaltmiete.

Wichtig ist der Awo auch die Akzeptanz der Nachbarn. Während es früher an der Bungertstraße Probleme gab, weil sich die Tafelkunden auf der Straße aufstellen mussten, war die räumliche Situation am Küferweg optimal. Sieler: "Wir haben kein Interesse, die Nachbarschaft zu verärgern. Wir wollen mit ihr gut auskommen."

Angebote und Infos: Peter Sieler, Rufnummer 02241/1453952, E-Mail: peter.sieler@awo-bnsu.de

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