Mysteriöses Bienensterben im Rhein-Sieg-Kreis

Imker melden hohe Verluste - Kälte verzögert Aussaat

Mysteriöses Bienensterben im Rhein-Sieg-Kreis
Foto: Handt

Rhein-Sieg-Kreis. Das anhaltend kühle Wetter bereitet Landwirten zur Zeit in mehrfacher Hinsicht Sorgen: Die Blüte einiger früh blühender Obstsorten, wie zum Beispiel Pflaumen, ist durch Frost bedroht.

Gleichzeitig ist es zu kalt für die Insekten, die für die Bestäubung sorgen und damit die spätere Ernte sichern. Erschwerend kommt in diesem Frühjahr ein noch ungeklärtes Bienensterben hinzu. Das Bieneninstitut der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen meldet nach der Überwinterung überdurchschnittliche Verluste bei den Bienenvölkern.

Laut Pressesprecher Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer findet derzeit eine Umfrage unter den Imkern statt, um herauszufinden, wie es tatsächlich um die Bienen bestellt ist, denn die Lage ist unübersichtlich: "Wir wissen jetzt schon, dass einige Imker Totalausfälle haben, andere müssen Verluste von bis zu 30 Prozent hinnehmen, wieder andere haben überhaupt keine Ausfälle."

Normal sei, dass rund zehn Prozent der Bienen den Winter nicht überleben. Diesmal scheint das anders zu sein. "Das Thema ist sehr komplex. Wir vermuten, dass zum einem der lange und warme Herbst Ursache ist, möglicherweise auch die Kombination mit der immer wiederkehrenden Kälte, aber auch eine unterschiedliche Behandlung und Pflege der Tiere."

Ein großer Feind der Bienenvölker ist beispielsweise die Varroamilbe, ein Parasit, der sich in der Bienenbrut vermehrt und zum Absterben der Völker führt. Je milder der Winter ist, desto stärker können sich die Milben vermehren und für Schäden sorgen.

Was auch immer die Bienen sterben lässt, für die Obstbauern ist es dramatisch. Schließlich sind sie laut Rüb zu fast 100 Prozent auf die Bestäubung durch die Bienen angewiesen. In Nordrhein-Westfalen sind mehr als 9 000 Imker gemeldet, die rund 61 000 Völker besitzen.

Unglücklich über die anhaltende Kälte sind auch die Viehhalter und Rübenbauern. So lange die Weiden nass und matschig sind, müssen die Kühe im Stall bleiben. Die Rübenbauern können die Äcker nicht für die Aussaat vorbereiten. Zum Nichtstun verdammt sind gar die Erntehelfer, die für die Spargelbauern die erste Freilandernte einholen sollen.

Rüb: "Da tut sich noch nichts. Es reicht auch nicht, wenn es mal einen Tag warm ist, da brauchen wir schon mindestens eine Woche." Normalerweise beginnt die Spargelernte etwa Mitte April und dauert bis zum 24. Juni. Für die Spargelbauern, die derzeit ohnehin Probleme haben, geeignete Erntehelfer zu finden, ist die Situation umso unerfreulicher.

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