Mit der Zahnradbahn geht es bergauf

Die neue Mittelstation wird am Wochenende in Betrieb genommen. Zur Um- und Neugestaltung gehört dabei weit mehr als der auf einer Länge von 130 Metern erneuerte Gleiskörper und der Ankunfts- und Abfahrtsbereich.

Mit der Zahnradbahn geht es bergauf
Foto: Frank Homann

Königswinter. Ding-dong tönt die Lichtzeichenanlage an der Mittelstation. Wenn die Drachenfelsbahn naht, zeigt die Ampel an der Querung für die Fußgänger ein rotes Männlein mit Hut. Der Ton warnt Sehbehinderte.

Eine kleine Randnotiz bei der weitgehend fertig gestellten Neugestaltung der Mittelstation, die am Wochenende offiziell in Betrieb genommen wird. Es fehlt nur noch das Wartehäuschen. Zur Um- und Neugestaltung gehört dabei weit mehr als der auf einer Länge von 130 Metern erneuerte Gleiskörper und der Ankunfts- und Abfahrtsbereich.

Neu gestylt wurden auch der Eselsweg zwischen Tal- und Bergtor von Schloss Drachenburg und das Dechendenkmal. Wiederhergestellt wurde die historische Erschließung der Drachenburg über die Kastanienallee und die Brücke zur Vorburg.

Dies wiederum machte den Bau der Querung über die Bahntrasse und des neuen Verbindungsweges zur Mittelstation erforderlich. Gesamtkosten: Rund 1,9 Millionen Euro, womit die kalkulierten zwei Millionen Euro unterschritten werden. 70 Prozent zahlt das Land, 30 Prozent die Stadt. Der Eigenanteil der Drachenfelsbahn liegt bei 30 000 Euro.

Am Donnerstag nahmen Mitarbeiter der Kölner Landeseisenbahnverwaltung die neue Technik an den Wagen und am Gleiskörper ab. Die Veränderungen an der Mittelstation haben sich auch auf die Sicherheit des Verkehrsmittels positiv ausgewirkt. Die fünf Wagen verfügen nun über elektromagnetische Zwangsbremseinrichtungen, die bisher mechanisch funktionierten.

"Dadurch wird das Sicherheitsniveau erhöht", attestierte Prüfer Georg Bohlig, nachdem die alte Technik Jahrzehnte gute Dienste geleistet habe. Doch das stimmt nicht so ganz: Am 11. Juni 2009 sprang ein Wagen an der Mittelstation aus den Schienen, weil der Fahrer eines entgegenkommenden Zuges die Weichen zu früh gestellt hatte. Die 17 Passagiere und der Fahrer kamen mit dem Schrecken davon. Erinnerungen an das schlimmste Unglück in der Geschichte der Bahn wurden wach: Am 14. September 1958 kamen 16 Menschen ums Leben, als die Bremsen versagten.

Die Aufsichtsbehörde wurde durch den Unfall im Jahr 2009 hellhörig und machte Auflagen. So werden auch die Weichen an der Mittelstation jetzt elektronisch gesteuert. "Der falsche Daumen am falschen Ort", wie damals, bliebe jetzt wohl ohne Folgen.

Jürgen Limper, Chef der Drachenfelsbahn, freut sich, ab sofort wieder die volle Kapazität von 1 200 Fahrgästen pro Stunde befördern zu können. "An den vergangenen beiden Wochenenden hatten wir fast 12 000 Fahrgäste. Die Baustelle auf dem Drachenfels ist spannend für die Leute", berichtete er. Er ist zuversichtlich, dass sich die guten Zahlen auf das Jahr hochrechnen lassen und die vergangenen Jahre deutlich übertroffen werden können.

Auch sein Besuch bei der Internationalen Tourismusbörse in Berlin stimmt Limper hoffnungsfroh. "Die Köln-Düsseldorfer will uns schon in diesem Jahr und nicht erst 2012 ins Programm aufnehmen", sagte er. Im Frühjahr 2012 sollen die Arbeiten auf dem Drachenfels abgeschlossen werden.

Statistik Mit den fünf Waggons, die 80 Personen Platz bieten, können stündlich bis zu 1 200 Fahrgäste auf der 1,5 Kilometer langen Strecke befördert werden. 2010 waren es insgesamt 210 000. Rund 40 000 und damit rund die Hälfte der Besucher von Schloss Drachenburg stiegen an der Mittelstation aus. Rekorde wurden Ende der 1960er Jahre erzielt, als die Zahnradbahn mehr als 400 000 Personen beförderte.

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