Interview mit Nürburgring-Geschäftsführer Mirco Markfort: „Wir schreiben schwarze Zahlen“

Im nächsten Jahr wird der Nürburgring 90 Jahre alt. Mit Mirco Markfort ist seit März ein neuer Geschäftsführer an der in den vergangenen Jahren dramatischen Turbulenzen ausgesetzten Traditionsrennstrecke tätig.

Welche Situation haben Sie nach Ihrer Rückkehr zum Nürburgring und Ihrer Bestellung zum Geschäftsführer vorgefunden?

Mirco Markfort: Da ich nur etwa elf Monate weg war, war mir die aktuelle Situation weitgehend bekannt. Beim Personal gab es wenige neue Gesichter. Der Stand der Mitarbeiter ist mit etwa 250 quasi unverändert. 2015 hat der Nürburgring schwarze Zahlen geschrieben. Die Auslastung der Nordschleife ist fast bei 100 Prozent, auf dem GP-Kurs bei etwa 90 Prozent. Wichtig sind die längerfristigen Verträge, die zwischenzeitlich mit allen großen Veranstaltungen geschlossen wurden, die dem Nürburgring und der Region eine wertvolle Planungssicherheit geben.

Nun haben Sie ja einschlägige Ring-Erfahrung. Wie beurteilen Sie die Entwicklung am Nürburgring seit 2009?

Markfort: Die Situation seit 2009 war schwierig und teilweise unsicher. Das hat sich aber nunmehr komplett gewandelt. Mit der Nürburgring-Holding gibt es einen neuen Eigentümer. Wurde in jüngsten Vergangenheit immer nur von Jahr zu Jahr geplant, so hat uns die geänderte Situation in die Lage versetzt, mit den Veranstaltern endlich wieder längerfristige Verträge abzuschließen. Jetzt können wir auch eine Strategie für die nächsten sechs, sieben Jahre entwickeln.

Wie steht der Nürburgring aktuell finanziell da?

Markfort: Wie gesagt, hat der Nürburgring 2015 schwarze Zahlen geschrieben. Die Geschäfte entwickeln sich aktuell in allen Bereichen durchaus erfreulich.

Bei all unseren Besuchen in den zurückliegenden Jahren hat sich gezeigt, dass Ring-Werk, Ring-Arena oder auch der gesamte Boulevard unausgelastet waren. Vorsichtig formuliert: Man fühlte sich recht einsam und verlassen dort. Was wollen Sie unternehmen, um den Nürburgring – losgelöst vom eigentlichen Renngeschäft – saisonübergreifend wieder zu neuem Leben zu erwecken?

Markfort: Wir sehen diese Location nicht als Problem, sondern als Chance. Beispiel: Im Eifeldorf „Grüne Hölle“ haben die Langstreckenbar und das Restaurant 27 wieder regelmäßig geöffnet, das Bitburger Bierhaus und das Eifelstadl werden zu bestimmten Anlässen geöffnet. So kamen beim Springbreak 1698 Besucher ins Eifelstadl. Mit dem Ring-Boulevard verhält es sich ähnlich. Wir hatten bereits in diesem Jahr einige Messen und Tagungen, ein weiterer Shop ist vermietet. Die 2009 eröffneten Locations bieten sehr gute Möglichkeiten, den Nürburgring für das sogenannte Tagungsgeschäft zu nutzen. Wir haben vielfältige Möglichkeiten, die in der Vergangenheit nur wenig genutzt wurden. Dieses Veranstaltungs- und Tagungsgeschäft werden wir weiterentwickeln. Das ist ein Wachstumsmarkt, der dem Nürburgring neue Möglichkeiten eröffnet, gerade was die Auslastung auch unter der Woche betrifft.

Bleiben Ring-Werk, Arena und Boulevard sowie die Gebäudeensembles „Grüne Hölle“ so wie bisher bestehen oder denken Sie an bauliche Veränderungen?

Markfort: Wir arbeiten an Konzepten, wie wir die diversen Locations, darunter auch die Ring-Arena und das Ring-Werk, beleben können. Bauliche Veränderungen sind derzeit nicht geplant.

Was ist eigentlich mit dem Ring-Racer? Ist Deutschlands lahmstes Fahrgeschäft inzwischen verkauft? Er steht ja noch wie ein Mahnmal neben der Rennstrecke.

Markfort: Der Ring-Racer wurde bisher nicht verkauft und auch nicht demontiert.

Rock am Ring war eine der wichtigsten Ring-Veranstaltungen. Glauben Sie, dass es eine Rückkehr des Festivals an die Nürburg geben kann?

Markfort: Der Nürburgring hat seine Eignung als Festival-Location jahrelang unter Beweis gestellt. Wir wollen und werden wieder Musik-Veranstaltungen am Nürburgring durchführen, davon bin ich überzeugt. Das ist unser erklärtes Ziel.

Auch die Formel 1 – zuletzt 2013 in der Eifel ausgetragen – war ein besonderes Aushängeschild der Rennstrecke. Sehen Sie da einen Silberstreif am Horizont?

Markfort: 40 Mal ist die Formel 1 bereits auf dem Nürburgring am Start gewesen. 2015 wäre der Nürburgring an der Reihe gewesen, da war das finanzielle Risiko allerdings zu groß. Genau das ist auch der entscheidende Punkt für die Zukunft. 2017 wäre der Nürburgring turnusgemäß wieder an der Reihe. Wir wollen die Formel 1 an den Nürburgring zurückholen, aber nicht um jeden Preis. Wir stehen in Kontakt mit Bernie Ecclestone. Aber es wird schwierig. Eine Rückkehr muss finanziell auch vertretbar sein.

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