Asklepios-Kinderklinik in Sankt Augustin Miese Stimmung bei den Pflegekräften

SANKT AUGUSTIN · In der Asklepios-Kinderklinik Sankt Augustin brodelt es. Und zwar unter den Mitarbeitern. Die Gewerkschaft Verdi teilte am Montag mit, dass "miserable Wertschätzung, miese Bezahlung, extreme Belastung des Personals" in der Einrichtung vorherrschen würden.

 Blick zurück: Bereits im Jahr 2009 machte Verdi auf die schwierige Arbeitssituation in der Kinderklinik aufmerksam.

Blick zurück: Bereits im Jahr 2009 machte Verdi auf die schwierige Arbeitssituation in der Kinderklinik aufmerksam.

Foto: Holger Arndt (Archiv)

An einer Umfrage der Dienstleistungsgewerkschaft zum "Tag der Wertschätzung" am Mittwoch hatten sich nach Angaben von Verdi-Fachsekretär Arno Appelhoff mehr als die Hälfte, nämlich 53 Prozent, der 404 befragten Mitarbeiter beteiligt.

"Das Hauptproblem der Kinderklinik ist die mangelnde Personalausstattung", so Appelhoff. Zu der schönen, aber anstrengenden Arbeit mit den kleinen Patienten käme als vermeidbare Belastung die mangelnde Verlässlichkeit der Dienstpläne.

Appelhoff: "Gerade Pflegekräfte sind hiervon betroffen. Wenn sie erst einen Tag vorher erfahren, dass sie am freien Wochenende schon wieder einspringen müssen, dann steigt die Belastung, dann gibt es Stress mit der Familie, und der dringende Erholungswert ist auch gleich weg."

"Die Stimmung wird immer mieser", bestätigt eine dort arbeitende Ärztin. "Ich habe auch gehört, dass es eine stark unterschiedliche Bezahlung des Pflegepersonals gibt." Eben diese Bezahlung in der Asklepios-Klinik kritisieren denn auch 96 Prozent der Umfrageteilnehmer.

Der Hintergrund ist: Die Klinik bezahlt nicht einheitlich. Drei unterschiedliche Gehaltniveaus für die gleiche Tätigkeit fand Verdi in der Einrichtung, die im Vorjahr mit einem großen Geburtshaus eine weitere Station eröffnete, vor. "Es gibt unter anderem einen Vertrag mit der Organisation medsonet", die, so Appelhoff, "für arbeitgeberfreundliche Billig-Tarifverträge bekannt ist und der erst jüngst vom Landesarbeitsgericht Hamburg die Tariffähigkeit aberkannt wurde."

Mehr als 300 Arbeitnehmer im nichtärztlichen Dienst können sich an eine Gehaltserhöhung "kaum noch erinnern". Hinzu käme, dass mehr als 90 Prozent der Befragten keine Wertschätzung ihrer Arbeit durch die Klinikleitung erführen.

Der Geschäftsführer Detlef Czieszo hat nach Aussage eines Mitarbeiters überraschend einen Aufhebungsvertrag unterzeichnet und verlässt die Klinik Ende Juni. Wie der Sprecher des Trägers mit Sitz in Hamburg auf Anfrage mitteilte, kommt am 1. Juli ein neuer Geschäftsführer nach Sankt Augustin. "Er und die neue Pflegedienstleitung haben von uns ein dickes Heft mit Aufgaben zur Verbesserungen in der Kinderklinik an die Hand bekommen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort