Markus Schnapka fühlt sich kommenden Generationen verpflichtet

Bornheimer Beigeordneter für Soziales und Jugend zieht nach seinem ersten Jahr Bilanz

Markus Schnapka fühlt sich kommenden Generationen verpflichtet
Foto: Wolfgang Henry

Bornheim. An der Wand in seinem Büro lächelt ihm der Nobelpreisträger Heinrich Böll zu. "Eins der wenigen Bilder, auf denen er lacht", sagt Markus Schnapka. Im Gegensatz zu dem bekanntesten Sohn der Stadt, der in Merten lebte, lacht Schnapka gerne.

"Wenn es auch nicht so viel zu lachen gibt angesichts der Finanznöte Bornheims", räumt der Dritte Beigeordnete ein. Für Jugend und Soziales, Schulen, Kindergärten U-Drei und über 70 ist er zuständig. Er will viel und stößt auch immer wieder an Grenzen, die meist vom Haushaltssicherungskonzept bedingt sind.

Ein bisschen hat er selbst dazu beigetragen, dass die Zahlen nicht noch schlechter aussehen, denn seine Einrichtung hat er unbürokratisch bei E-Bay gekauft. "Deutlich preiswerter als die Norm-Möbel", wie er schmunzelnd erzählt. So sitzen wir auch in noblen Sesseln statt auf der Einheitsmöblierung eines Beigeordneten.

Markus Schnapka ist ein Beamter, aber auch ein Mensch, der improvisiert und spontan entscheidet. Ein Jahr ist er nun im Amt, bekleidete vorher verschiedene Ämter, war vor seiner Einstellung in Bornheim selbstständiger Gutachter. Mit seinen 48 Jahren treibt ihn nicht mehr der Karriere-Ehrgeiz um, er wirkt abgeklärt und zielorientiert. Dass ein Beigeordneter ein Parteibuch der Grünen hat, ist in Bornheim Premiere. Aber Schnapka hat sich bei allen Parteien durchgesetzt, seine Reputation ist unbestritten.

Markus Schnapka fühlt sich "für Menschen zuständig" und kommenden Generationen verpflichtet: "Wir können es uns nicht leisten, Schulden zu hinterlassen." Da im Bornheimer Stadtsäckel kein Geld schlummert, müsse jede Maßnahme auf den Prüfstand.

"Und da helfen die Mitarbeiter im Rathaus - sehr engagierte Kollegen, die auch eigene Ideen mitbringen, konstruktiv-kritisch sind und mehr leisten, als von ihnen eigentlich gefordert werden kann." Die Stadt könne nur Vorhaben umsetzen, die "unabweisbar sind". "Das belastet unseren Arbeitsalltag, immer aufs Geld schauen zu müssen. Wir können uns elementare Dinge nicht leisten: Jedem Kind ein Instrument, jedem Schüler eine warme Mahlzeit. Da brauchen wir Sponsoren."

Dem Buschdorfer Markus Schnapka ist in Bornheim schnell aufgefallen, dass die Stadt durch ihre Vielfalt lebt. "14 Ortschaften bringen ihre eigenen Identitäten ein und verkörpern dennoch das Ganze. Die Menschen haben ihre Wurzeln in den Dörfern, aber auch in der Gesamtstadt. Das bringt auch die Stärke Bornheims."

Eine große Stärke sieht der Beigeordnete in der Schullandschaft mit dem flächendeckenden Ausbau zum Ganztag in allen Bornheimer Schulen. Alle hätten auch an der Zukunftswerkstatt mitgearbeitet: "Eine ungewöhnliche und erfreuliche Kooperation."

Am Herzen liegt Schnapka die Einführung der Ganztagszüge, wie in Roisdorf, Waldorf und Sechtem bereits praktiziert. "Da bleibt eine Klasse auch nachmittags zusammen. Es gibt keine Hausaufgaben, die Kinder lernen lebendiger mit mehr Freiraum." Langfristig würde der Dezernent dieses System gerne in allen Grundschulen anbieten.

Bei den Pflegekinder und Tageseinrichtungen sieht Schnapka die Notwendigkeit zum Ausbau - auch personell. Wo Geld fehlt, habe sich Bürgerengagement bewährt, zum Beispiel beim Spielplatzausbau. Schnapka nennt die Profffläche nur als "eins von vielen positiven Beispielen."

Der neue Jugendbus eröffne viele Möglichkeiten für die aufsuchende Jugendarbeit. "Wir werden die jungen Menschen an ihren Lieblingsorten erreichen." Und: "Da kann jeder Bürger sehen, wie Steuergelder direkt sinnvoll eingesetzt werden." Ambulante Hilfe zur Erziehung sei äußerst wichtig, auch als Zukunftsinvestition: "Die Zahlen der Heimunterbringungen sind nicht rückläufig.

Trotz aller Bemühungen. Wir brauchen Pflegefamilien, die sich auch dann um die Kinder kümmern, wenn sie nicht mehr pflegeleicht und niedlich sind. Es gibt schon viele engagierte Familien, aber wir brauchen mehr." Der Landschaftsverband plane die Errichtung eines "Familienhauses" in der Region. In dem können sich Eltern und Kinder zurückziehen. Da sollte sich Bornheim als Standort bewerben.

Mehr tun will Schnapka für Kinder mit Behinderungen. Die Verbundschule in Uedorf leiste sehr viel, lediglich in Hersel biete die Grundschule gemeinsamen Unterricht an. "Das ist zu wenig", sagt er. "Wir brauchen keine Sonderschulen, sondern eine Schule, die die Kinder nicht gleichschaltet, sondern individuell fördert."

In wenigen Tagen sollen die ersten Wahlen sein, Schnapka freut sich bereits auf die Arbeit mit dem Integrationsrat. "Erste Treffen haben stattgefunden und Mut gemacht. Es gibt neue Kommunikationsstränge in der Stadt. Noch gibt es keine Moschee und keine Selbstbestimmung.

Wir dürfen den Integrationsrat nicht an Wahlbeteiligungen und Quoten festmachen, wir müssen ihn als Chance verstehen, dass Minderheiten und Mehrheiten zusammenarbeiten und aufeinander zugehen." Die Fraktionen des Rates seien aufgefordert, sich aktiv zu beteiligen und die Interessen der Bornheimer ohne deutschen Pass ebenso zu vertreten. Das gelte natürlich auch für den 2010 zu gründenden Seniorenbeirat.

"Viele Baustellen" sieht Markus Schnapka noch. Ist aber stolz und zufrieden mit dem Erreichten: "Verwaltung, Politik, Bürger und Institutionen, sie alle arbeiten mit, um Bornheim attraktiver zu machen."

Zur PersonMarkus Schnapka wurde am 22. März 1951 in Eschweiler geboren, er ist verheiratet und hat drei Kinder. Der Diplomsozialarbeiter begann sein Arbeitsleben 1977 als Sachbearbeiter, dann war er Referent beim Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt.
Er wechselte zehn Jahre später zum Landschaftsverband Rheinland. Von 1997 bis 2004 war Schnapka Dezernatsleiter beim LVR. 2004 machte er sich als Referent selbständig. Er ist Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen. In seiner knappen Freizeit engagiert er sich mit seiner Frau in der Kinder- und Jugendarbeit, fährt gerne Rad.

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