Lisa und die Liebe zur Mathematik

Die 17-jährige CJD-Schülerin besucht gleichzeitig die zwölfte Klasse in Königswinter und die Bonner Universität - Die Jungforscherin beschäftigt sich auch mit dem menschlichen Gedächtnis

Lisa und die Liebe zur Mathematik
Foto: Homann

Königswinter. Das Wort Genie hört sie gar nicht gern. "Das klingt so übertrieben", meint Lisa Hartung. Die 17-jährige Schülerin des CJD ist ein Ass auf einem Gebiet, das vielen Schülern Albträume und Magendrücken beschert: der Mathematik. Während manche Schüler das ungeliebte Fach bei der erstbesten Gelegenheit in der Oberstufe abwählen, kann Lisa gar nicht genug davon bekommen.

Sie nimmt an Mathe-Freizeiten und -Wettbewerben teil und besucht seit der zehnten Klasse parallel zur Schule Vorlesungen an der Bonner Universität. Warum so viele Schüler sich so schwer mit Mathe tun, kann sie sich gut vorstellen: "Mathe ist sehr abstrakt. Gerade beim Führen von Beweisen muss man Strukturen erkennen und logische Schlussfolgerungen ziehen." Das sei für viele Schüler eben schwer.

Wenn Lisa an der Uni "Lineare Algebra" oder "Analysis" lernt, geht das weit über das hinaus, was andere Schüler im Rahmen des Unterrichts erlernen. Ihr aber macht es Spaß. "Mathe ist sehr logisch aufgebaut. Man kann Lösungen zu abstrakten Problemen entwickeln, Strukturen erkennen und auch an praktischen Umsetzungen arbeiten.

"Die Begeisterung liegt ihr im Blut. Beide Eltern sind Statistiker, der Vater lehrt und forscht als Professor an der Universität Dortmund. "Meine Eltern haben mich aber nie irgendwie gedrängt", so Lisa. Sie unterstützen sie allerdings, soweit es geht, fahren sie zu Wettbewerben oder sponsern ihre Teilnahme an Mathe-Wochenenden.

Zur Mathematik kam sie durch die Mathe-Olympiade. Lisa fing an, die Aufgaben des deutschlandweiten Wettbewerbes zu lösen, an dem sie dann auch mehrfach mit Erfolg teilnahm. Bis in die Bundesrunde hat sie es geschafft, mehr war aufgrund mangelnder Zeit nicht drin. Schließlich muss ja auch noch die Schule zu ihrem Recht kommen.

Das gilt auch für das Studium an der Bonner Uni, wo Lisa nicht nur Kurse zu mathematischen Themen belegt, sondern auch Vorlesungen in Volkswirtschaftslehre besucht. "Viele hören wieder auf, da das doch enorme Belastungen mit sich bringt", weiß Astrid Karres, Lehrerin am CJD, zu berichten. Denn die Anforderungen sind hoch: Schule und Hochschule müssen ihre Zustimmung erteilen, in der Schule verpasster Stoff muss selbstständig nachgeholt werden, schließlich sollen die Schüler ja auch das Abitur bestehen.

Nicht umsonst heißt das Programm "Fördern Fordern Forschen". Gerade am Anfang war es hart, erzählt Lisa: "Die Anforderungen an der Uni sind die gleichen wie an normale Studenten. Besonders die ersten Wochen waren sehr anstrengend." Doch jetzt hat sie sich daran gewöhnt. Und wenn sie dann später einmal Mathe studiert, werden die bereits absolvierten Prüfungen anerkannt.

Aber auch die Uni alleine bietet noch nicht genug Mathe für sie. Gerne nimmt sie auch an speziellen Mathe-Freizeiten teil. Da steht dann morgens und nachmittags außer Freizeitangeboten ganz normaler Unterricht auf dem Programm. "Da wird konzentriert gearbeitet, wir haben aber oft auch viel Spaß", sagt Lisa, die hier immer wieder auf Gleichgesinnte trifft.

Ausschließlich Mathe hat aber auch Lisa nicht im Kopf. In ihrer Freizeit spielt sie in der Theater-AG des CJD mit, reitet und - forscht. Als Mitglied einer sechsköpfigen Jungforschergruppe, die am Life & Brain-Center der Uni Bonn angesiedelt ist, arbeitet sie an der Erforschung der Gedächtnisleistung. Zu diesem Zweck haben die Nachwuchswissenschaftler einen Test entwickelt, der Aufschluss über die Geheimnisse der Merkfähigkeit des Langzeitgedächtnisses bringen soll.

Was Lisa später machen will, weiß sie noch nicht so recht. Erst einmal will sie ihr begonnenes Mathestudium zu Ende bringen. Aber eins scheint klar: Mit Mathematik wird es wohl zu tun haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort