"Glücksmedizin" Lesung des Autors Werner Bartens

SANKT AUGUSTIN · Der Mann hat eine Mission: weg von fanatischem Gesundheitswahn hin zu mehr Lebensfreude. Mit Büchern wie "Körperglück" und "Das Ärztehasserbuch: Ein Insider packt aus" hat er es auf die Bestsellerlisten geschafft. "Ich mag es nicht, wenn mir selbst ernannte Gesundheitsajatollahs sagen, was gesund ist oder nicht", hat er in der Fernsehsendung Hart aber Fair gesagt.

 Nicht auf den Mund gefallen: Werner Bartens elektrisiert seine Zuhörer mit Anekdoten aus der Welt der Mediziner.

Nicht auf den Mund gefallen: Werner Bartens elektrisiert seine Zuhörer mit Anekdoten aus der Welt der Mediziner.

Foto: Ingo Eisner

Werner Bartens war früher selbst Arzt, jetzt arbeitet er als Wissenschaftsredakteur bei der Süddeutschen Zeitung. Mit seinem Buch "Glücksmedizin" war er am Mittwoch zu Gast auf dem Sofa in der Bibliothek der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Ärzte gelten als verschwiegen, wenn es um die eigene Zunft geht. Bei Bartens ist das anders. Er elektrisiert seine Zuhörer mit Anekdoten aus der Welt der Mediziner, die Geschichten sprudeln nur so aus ihm heraus. Der Grundtenor: Krank ist häufig nicht der Körper, sondern die Seele. Um die These zu untermauern, wirft er eine Menge Zahlen in den Ring. Bei 50 Prozent der Patienten etwa wisse der niedergelassene Arzt auch nicht, was dem Leidenden fehlt. Häufig seien es die Emotionen, die krank oder gesund machten. "Eine morsche Seele kann ich eben nicht operieren."

Deshalb ist es Bartens Mission, die Menschen glücklich zu machen. Besser: Ihnen dazu verhelfen, sich selbst glücklich zu machen. "Das geht am besten in kleinen Schritten. Wer sich zu hohe Ziele setzt, wird wesentlich eher scheitern, als jemand, der sich etwas realistisch Erreichbares vornimmt und dies dann auch umsetzt", so der Autor.

In seinem Buch "Glücksmedizin" behandelt er sämtliche Lebenslagen - vom Job über das Körpergewicht bis hin zu den vielfältigen Beziehungen zum Partner, zum Essen und Trinken, dem Umgang mit der Familie oder dem Maß an Bewegung, mit dem "Mensch" sich wohl fühlt. "Das sind ja Problemzonen, die jeder von uns hat. Sie müssen aber nicht unglücklich machen. Im Gegenteil."

Dagegen predigt der Autor immer wieder Entspannung und gesunden Umgang mit Stress: "Ich glaube, dass Menschen weitgehend verlernt haben zu wissen, was ihnen gut tut. Das ist eine Ursache für Unzufriedenheit und Unglück auf der Welt und auch ein Grund für viele psychosomatische Beschwerden."

Was zunächst banal klingt, ist es auf den zweiten Blick auch. Bartens erzählt zwar nichts Neues, doch er schafft es auf unterhaltsame Weise, den Leser und Zuhörer für seine Sache zu gewinnen. Und so sieht man in den Reihen der Zuhörer viele nickende Köpfe. Seine Bücher sind populistisch, was ihm nicht selten zum Vorwurf gemacht wird. Doch anders, als es der Untertitel "Was wirklich wirkt" anklingen lässt, erhebt Bartens nicht den Anspruch, zu wissen, was zu Glück und Gesundheit verhilft. Er hat eben kein Patentrezept in der Tasche und misstraut jedem, der das von sich behauptet. Was den einzelnen Menschen gesund und glücklich macht, lasse sich eben nicht in Zahlen und Vorschriften erfassen.

Das nächste Sofa

Zur nächsten Lesung "Zu Gast auf dem Sofa" in der Bibliothek der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist Ruth Krüger mit ihrem Buch "Was Frauen schreiben" zu Gast. Am Mittwoch, 10. Oktober, erklärt sie ab 19.30 Uhr, warum Frauen beim Schreiben einen anderen Blick aufs Leben werfen. Unter anderem geht sie im Buch auf Autorinnen wie J. K. Rowling und Herta Müller ein.

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