Shell-Raffinerie Wesseling Leck in der Leitung - Eine Million Liter Kerosin ausgetreten

Wesseling · Rund vier Wochen lang ist Kerosin aus dem Leck der Flugbenzinleitung in der Wesselinger Shell-Raffinerie unbemerkt ausgelaufen. Das teilte Shell-Sprecher Constantin von Hoensbroech am Mittwoch auf Anfrage des General-Anzeigers mit. Dabei sind 1700 Liter Kerosin pro Stunde entwichen.

Das System schlage aber erst bei Werten von 5000 Litern Flugbenzin pro Stunde Alarm. Shell hatte Ende Februar ein fünf Millimeter großes Leck in einer Flugbenzinleitung entdeckt, die vom Werk Wesseling in ein nahe gelegenes Tankfeld führt. Dabei waren laut dem Unternehmen rund 850 Tonnen Kerosin, das entspricht etwa einer Million Liter, in den Boden und in das Grundwasser gelangt.

Zur Ursache des Lecks könne man weiterhin nichts sagen, bis der bestellte Gutachter seinen Abschlussbericht vorgelegt habe, so von Hoensbroech. Die Überprüfung der Leitungen aus den 60er Jahren sei umfassend. Sie werde statt, wie gesetzlich vorgegeben, alle drei bis fünf Jahre freiwillig alle zwei Jahre vom TÜV überprüft.

Die letzte Prüfung habe im Dezember 2010 stattgefunden. "Dabei wird auch der Korrosionsschutz kontrolliert, mit dem die Leitung ausgestattet ist." Das Leitungsrohr, ein sogenanntes DN 100er-Rohr, hat einen Durchmesser von zehn Zentimetern und besteht aus Baustahl. Es ist mit Bitumen ummantelt. Neben der Überprüfung durch den TÜV werde der Korrosionsschutz jährlich betriebsintern gemessen.

Dichtigkeit und Druck stünden sogar alle drei Monate auf dem Prüfstand, wöchentlich werde die Leitung begangen. Das bedeutet, es werden von der Oberfläche aus bestimmte Werte der 2,5 Meter tief liegenden Leitung gemessen. Weshalb trotz all dieser Überprüfungen 846 Tonnen Kerosin entweichen konnten, sei weiter unklar. Dass es keine Auffälligkeiten beim ständig überprüften Tankfüllstand gab, könne auch am Frost gelegen haben.

"Im Februar gab es zweistellige Minusgrade. Bei diesen Temperaturen hat sich das Kerosin zusammengezogen, so dass der Tankfüllstand zurückgegangen ist." So sei der Tankfüllstand längere Zeit nur minimal nach unten abgewichen. Die Messkurve habe dann am 25. Februar einen großen Knick nach unten gemacht, woraufhin die Leitung sofort abgeschaltet worden sei.

Den Fragenkatalog des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wollte Shell noch am Mittwochabend beantworten. Die Antworten richteten sich aber nur an den BUND, nicht an die Öffentlichkeit. Der BUND hatte unter anderem gefragt, ob es nicht möglich gewesen wäre, einen deutlich niedrigeren Messwert als 5000 Liter pro Stunde, etwa fünf Liter pro Stunde, als Alarmwert zu nehmen.

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