Jogger rettet 88-Jährige Laufschuhe für den Schutzengel

UNKEL · Eine Zehntelsekunde entschied am Morgen des Karnevalssonntags über das Schicksal von Sabine Krüger. Auf seiner ersten Jogging-Tour nach der langen Winterpause hatte Jörg Gattenlöhner zwar den Rauch gesehen, der aus dem Fenster im Obergeschoss des Sankt Pantaleon Seniorenzentrums drang, sich aber noch nichts dabei gedacht. Dann aber glaubte der 44-Jährige, einen Hilferuf gehört zu haben, und sein Rettungseinsatz begann.

 Retter und Gerettete vor dem Sankt Pantaleon Seniorenzentrum in Linz: Jörg Gattenlöhner und Sabine Krüger.

Retter und Gerettete vor dem Sankt Pantaleon Seniorenzentrum in Linz: Jörg Gattenlöhner und Sabine Krüger.

Foto: Frank Homann

"Geistesgegenwärtig sind Sie durch den Hintereingang in das Gebäude gegangen und haben ohne zu zögern den verrauchten Raum betreten, um dann Frau Krüger aus dem Raum zu holen", erinnerte Kriminalhauptkommissar Lothar Regolinski, der Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Linz. Er hatte den Geschäftsführer einer Bad Honnefer Fundraisingagentur dem Polizeipräsidium Koblenz zur Belobigung vorgeschlagen. "Wir sind schließlich froh, wenn wir auch einmal über etwas so Positives berichten können", betonte er bei dem Empfang.

Zu verdanken habe Krüger ihre Rettung eigentlich seiner Frau Tanja, so Gattenlöhner. Diese habe ihn motiviert, den "inneren Schweinehund" zu überwinden und wieder mit dem Lauftraining zu beginnen. "Und dann war es Zufall, dass ich an diesem Tag ausgerechnet die Strecke über die Siebengebirgsstraße genommen habe", berichtete er.

Die 88-jährige Seniorin habe selber ja auch maßgeblich dazu beigetragen, in Sicherheit gebracht zu werden. "Nachdem ihr Fernseher implodiert war, sind Sie zur Tür gegangen und haben diese aufgeschlossen", verteilte Gattenlöhner das Lob für die erfolgreiche Aktion auf mehrere Schultern.

"Ihnen ist maßgeblich zu verdanken, dass alles relativ glimpflich abgelaufen ist", so die Geschäftsführerin der Franziskus Hospital- und Pflegezentren-Gesellschaft, Sabine Gerharz. Zum Dank überreichte sie dem "Schutzengel" einen Gutschein für neue Laufschuhe.

"Sie sind ein Beispiel für alle, die hier leben", lobte auch Stadtbürgermeister Gerhard Hausen den Scheurener. Dessen Einsatz sei unheimlich hoch zu bewerten. Dabei hat Gattenlöhner schon Erfahrung im Retten. Vor zehn Jahren war er kurzentschlossen in den See des Hamburger Stadtparks gesprungen, um einen Mann vor dem Ertrinken zu bewahren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort