Laufen, was die vier Pfoten hergeben

Beim Rennwochenende in Eitorf sprinten 300 Samojeden, Huskies, Malamuts und Grönlandhunde um die Wette - 54 Gespanne gehen auf den 5,6 Kilometer langen Parcours

Eitorf. Das Jaulen und Kläffen der acht Sibirischen Huskies schwillt zur ohrenbetäubende Kakophonie an, als Musher Detlef Ehm kurz nach 12 Uhr zum Geschirr greift. Die Tier wissen, gleich geht es los, gleich dürfen sie das machen, was ihnen im Blut liegt: Laufen, was die vier Pfoten hergeben. Doch nur vier der Tiere aus dem tobenden Rudel dürfen schließlich ran: "Fighter", "Esco", "Kentucky" und "Condor" spannt Ehm am Samstag vor den Wagen mit den grobstolligen Rädern.

Die vier übrigen Huskies sperrt der Unternehmer aus Betzdorf in den eigens hergerichteten Anhänger seines Pickups. Von dort müssen die winselnden Huskies um den zwölfjährigen Leithund "Schröder" neidvoll zusehen, wie Ehm ohne sie an den Start des 8. Internationalen Schlittenhunderennes geht. Das Spektakel rund um Samojeden, Huskies, Malamuts und Grönlandhunde zog am Wochenende 54 Gespanne und 300 Hunde mach Eitorf.

Es geht ein leichter Wind in den Siegauen unmittelbar an der Kelterser Brücke, der Himmel ist verhangen, und das Thermometer zeigt nur noch knapp über Null Grad Celsius an. Sicherlich ein Grund mehr, warum Zuschauer zur Eröffnung des Wettbewerbs Mangelware sind. Veranstalterin Dorethee Kraft, Vorsitzende des Schlittenhundesportvereins Bergisches-Sauerländisches Land (SBSL), ist nicht ganz glücklich über die "geringe Resonanz". Sie habe beobachtet, dass immer weniger Menschen sich für den Sport mit den Tieren interessieren. "Das ist halt für viele ein zu teures Hobby geworden." Sie beziffert den Wert von vier Rennhunden auf immerhin 10 000 Euro.

Faszinierend ist der Teamsport mit Herr und Hunden im Kampf gegen die Uhr allemal. Die Gespanne starte in verschiedenen Kategorien. Da gibt es Läufer, die sich von einem oder zwei Hunden ziehen lassen, Radfahr-Gespanne und schließlich die an echte Schlitten erinnernden drei- und vierrädrigen Wagen, die zwei bis zwölf Hunden ziehen. Für alle gilt: Der Rennparcours an der Sieg misst 5,6 Kilometer.

Auch wenn das frostige Dezember-Wetter nicht jedermanns Sache ist, für Ehm ist es alles andere als ein Handicap. Seine Sibirischen Huskies mit den scheinbar durchdringend blickenden Augen, die allesamt aus einer speziellen Rennzüchtung stammen, lieben die niedrigen Temperaturen, laufen gleichsam erst bei Kälte richtig warm und zur Höchstform auf.

Ehm sieht''s mit Wohlgefallen. Schließlich hat der Hobby-Musher mit den erklärtermaßen "sportlichen Ambitionen" hochgesteckte Ziele in Eitorf: "Auf dem Siegertreppchen möchte ich angesichts der nicht allzu zahlreichen Konkurrenz schon landen." Während Musher Ehm die Startlinie unter lauten Anfeuerungsrufen an seine Hunde überquert, hat Doris Weinberg (43) ihren Lauf schon hinter sich. Ihr Mountainbike haben die drei schneeweißen Samojaden Dacapo, Zaara und Aischa gezogen. Die Bad Honneferin war ganz zufrieden mit ihrer 26-Minuten Runde.

Dass mehr Hunde nicht immer bessere Zeiten garantieren, bewies ihre 14 Jahre alte Tochter Sylvi. Sie hängte die Mutter ab, obwohl an ihrem Rad nur zwei Malamuts zerrten. 23 Minuten zeigte die Stoppuhr. Trotzdem war Doris Weinreis zufrieden: "Ein Hund muss noch Erfahrung sammeln." Sagt auch Ehm, als er nach 13:40 Minuten durchs Ziel rauscht. Da ist schon klar, dass er die Bestmarke verfehlt hat. Für den dritten Platz reicht es aber. Gleichwohl ist er auch zufrieden: "Condor war zum ersten Mal dabei. Er muss Erfahrung sammeln." Schließlich gilt auch beim Schlittenhunderennen: Jedes Team ist nur so gut wie der schwächste Läufer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort