Sichtung in Wald bei Neuwied Ministerium wartet auf DNA-Analyse der Wolfsfamilie

Neuwied · Im vergangenen Jahr hat eine Wildtierkamera im nördlichen Kreis Neuwied bei Bad Hönningen die Bilder einiger Wölfe eingefangen, die nun ausgewertet werden sollen. Ein DNA-Nachweis liegt aber noch nicht vor.

 Im Westerwald bei Neuwied hat eine Wildtierkamera die Wolfsfamilie eingefangen.

Im Westerwald bei Neuwied hat eine Wildtierkamera die Wolfsfamilie eingefangen.

Foto: Landesumweltministerium Rheinland-Pfalz

Es ist noch keine vier Wochen her, da machte die Nachricht von einer Wölfin samt Nachwuchs im nördlichen Kreis Neuwied die Runde. Jetzt veröffentlichte das Umweltministerium Rheinland-Pfalz Bilder aus einer Fotofalle, die eine Wölfin mit ihren fünf Jungen in der Gemarkung Bad Hönningen zeigen.

Die Aufnahmen lägen bereits mehrere Monate zurück, so das Ministerium. Eine Auswertung des Schnappschusses sowie eines weiteren aus dem Landkreis Bad Dürkheim, der einen einzelnen Wolf zeigt, habe sich verzögert, da die Bilder nicht gleich an die Experten weitergeleitet worden seien. Für das Ministerium steht zugleich fest: Mehrere Wölfe sind im Westerwald heimisch geworden.

Zwei sesshafte Wölfinnen in Neuwied und Altenkirchen

Um weitere Tiere als sesshaft einzuordnen, sei ein genetischer Nachweis desselben Tieres in derselben Gegend im Abstand von mindestens sechs Monaten erforderlich. Bei den Bildern handelt es sich laut Ministerium zum einen um den Fotonachweis eines Wolfes bei Elmstein im Landkreis Bad Dürkheim, zum anderen eben um die Aufnahme aus dem Landkreis Neuwied von einer Wölfin mit Welpen. Die Auswertung der Spuren bei einem Autounfall im Dezember im Westerwald stehe noch aus. Das angefahrene Tier, vermutlich ein Wolf, sei nicht gefunden worden. Sichergestellte Haarproben würden nun im Senckenberg-Institut analysiert.

In den Landkreisen Altenkirchen und Neuwied geht das Ministerium von zwei sesshaften Fähen aus – den beiden einzigen Wölfen, die in Rheinland-Pfalz resident, also dauer­haft heimisch, seien. Ob es sich bei dem Muttertier der fotografierten Wolfsfamilie um eine dieser beiden Wölfinnen handelt, könne anhand des Bildes nicht ermittelt werden. Denn um ein Tier zweifelsfrei zu identifizieren, sei eine DNA-Analyse notwendig. Dafür bräuchten die Experten Speichel- oder Kotspuren oder das Tier selbst, etwa wenn es von einem Auto getötet wurde.

 Eine Wölfin spielt mit ihren Welpen.

Eine Wölfin spielt mit ihren Welpen.

Foto: Landesumweltministerium Rheinland-Pfalz

Die Fotos seien im Spätsommer/Frühherbst beziehungsweise Ende Dezember entstanden. Solche Fotos würden stets unabhängig voneinander von Wolfsexperten bei der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft sowie bei der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf ausgewertet.

Danach seien die örtlichen Wolfsexperten gefragt, um auszuschließen, dass es sich nicht um eine Gehege-Aufnahme oder ähnliches handelt. Wo Sichtungen gemeldet werden, bringen die Experten zusätzlich Wildtierkameras an in der Hoffnung, weitere Fotografien zu erhalten.

Für eine Spezies wie der Wolf, die innerhalb von 24 Stunden mehr als 70 Kilometer zurücklegen kann, sind die (Landes-)Grenzen zugleich fließend. „Ich bin mir sicher, dass der Wolf in Nordrhein-Westfalen sesshaft wird. Es ist nur eine Frage der Zeit“, sagte Marc Redemann, Förster im Siebengebirge und Wolfsberater für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis, im Sommer. Dazu und zu den Bildern der Fotofalle passt auch die Schilderung eines Bad Honnefers, der Anfang dieses Jahres von einer Wölfin mit Jungen berichtete, die er im Dezember am Stellweg im Siebengebirge gesehen hatte.

Und auch NRW bereitet sich vor: Mit Erlass vom 6. Dezember 2019 hatte die Landesregierung das „Wolfsverdachtsgebiet Oberbergisches Land“ ausgewiesen – das erste in Nordrhein-Westfalen. Das 908 Quadratkilometer große Areal umfasst auch Teile des Rhein-Sieg-Kreises. Betroffene Städte sind Bad Honnef, Hennef, Königswinter, Lohmar und Siegburg sowie die Gemeinden Eitorf, Much, Neunkirchen-Seelscheid und Ruppichteroth. Nicht eingeschlossen sind das Siebengebirge und der Ennert, da die A 3 quasi als Grenze fungiert.

Der Wolf hat im Kreis auch bereits Spuren hinterlassen. So wurden zwischen Juli und November 2019 in Much und Lohmar sowie im Bereich des Rheinisch-Bergischen-Kreises (Lindlar) und des Oberbergischen Kreises (Hückeswagen, Engelskirchen, Nümbrecht) neun Risse von Nutztieren einem Wolf zugeordnet. Auch wurde an zwei Fotofallen ein Wolf nachgewiesen.

Im Kreis Neuwied, bei Sankt Katharinen, ist besagter Wolfsdame der Kennung GW1433f ein Tier zum Opfer gefallen. Die genetische Analyse ergab, dass die letzten sechs Risse derselben Wölfin zugeordnet werden konnten.

Wer glaubt, einen Wolf fotografiert oder gefilmt zu haben oder wer mutmaßlich ein Tier gesehen hat, kann das Wolfsmonitoring unterstützen. Filme und Fotos sowie Beobachtungen sollten per E-Mail an an wolf@snu.rlp.de gesandt oder der Wolfshotline unter 06306/911199) gemeldet werden. Dabei sollten die genauen Ortsangaben und Kontaktdaten für Rückfragen beigefügt werden. Diese sind vor allem dann notwendig, wenn aus der Bilddatei kein genauer Ort abzulesen ist.

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