Verbandsgemeinden sind Leader-Region Vom Sprint in den Marathon

UNKEL · Es ist nicht so, dass die Bürger in den Verbandsgemeinden Unkel, Linz, Bad Hönningen und Waldbreitbach keine Ideen hätten, wie sich das Zusammenleben besser gestalten ließe.

 Nahmen die Urkunde entgegen (v.l.): Die Bürgermeister Hans-Günter Fischer, Werner Grüber, Karsten Fehr und Michael Mahlert.

Nahmen die Urkunde entgegen (v.l.): Die Bürgermeister Hans-Günter Fischer, Werner Grüber, Karsten Fehr und Michael Mahlert.

Foto: Homann

Im Gegenteil: Weit mehr als 100 Projekte waren zusammengekommen, nachdem die vier Verbandsgemeinden zwischen Rhein und Wied dazu aufgerufen hatten, sich aktiv im Vorfeld an dem von der Europäischen Union geförderten Infrastrukturprojekt Leader zu beteiligen. Zu den 13 Startprojekten gehörten ein Musterweinberg in Leubsdorf, eine Kinderküche in Unkel, die stärkere Vernetzung von Heimatmuseen durch einen regelmäßigen Aktionstag und ein barrierefreier Wanderweg.

Bislang waren das schöne Fantasien, jetzt aber kann die Arbeit an der Umsetzung losgehen: Im Rahmen der Landesgartenschau in Landau bekamen die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken den vier Bürgermeistern der Verbandsgemeinden eine Urkunde aus den Händen überreicht. Die Region Rhein-Wied ist offiziell anerkannt als Leader-Aktionsgruppe. Will heißen: Den Verbandsgemeinden stehen in der aktuellen Förderperiode bis ins Jahr 2020 hinein 2,6 Millionen Euro aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums zur Verfügung, um ihre Infrastruktur auf Vordermann zu bringen.

Worum es im Kern geht und warum die Bürgermeister so interessiert an diesen Fördergeldern sind, geht aus dem fast hundertseitigen Wettbewerbsheft hervor, das die Koblenzer Projektplaner Grontmij erstellt haben. Die Statistiker glauben, dass die rund 52.000 Einwohner umfassende Region in den kommenden 15 Jahren um fast zehn Prozent schrumpfen wird. "Wir müssen uns wettbewerbsfähiger machen", sagte der Unkeler Verbandsbürgermeister Karsten Fehr.

Er bedankte sich ausdrücklich für die gute Mitarbeit in Verwaltung und Bürgerschaft. Vom Ratsbeschluss für die Bewerbung am 11. September vergangenen Jahres bis zur Anerkennung habe man gemeinsam "einen Sprint hingelegt". Jetzt beginne mit der Kärrnerarbeit der Marathon.

Was die Projekte betrifft, so sind thematisch kaum Grenzen gesetzt. Alleine die 13 Startprojekte mit einem Investitionsvolumen von 230.000 Euro kommen aus den Bereichen Wohnen und Leben, Soziales Miteinander, Tourismus und Kultur sowie Kulturlandschaft und Biodiversität. "Das Schöne an diesem Förderprogramm ist die intensive bürgerschaftliche Beteiligung", befand der Linzer Verbandsbürgermeister Hans-Günter Fischer.

Sie sorge allerdings dafür, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar ist, welches der am Reißbrett ausgedachten Projekte in die Tat umgesetzt wird. Die Gremien, die darüber zu befinden haben, sollen bis Ende des Jahres eben auch mit Bürgern besetzt werden.

Klar ist: Mit den Fördergeldern für die Projekte werden eine Geschäftsführung in Linz und ein Regionalbüro in Unkel eingerichtet, vermutlich wird eine volle Stelle geschaffen und ausgeschrieben, möglicherweise verteilt auf zwei Mitarbeiter. Aus Sicht des Waldbreitbacher Verbandsbürgermeisters Werner Grüber ist es wichtig, dass "man sich in der Region untereinander versteht". Sein Bad Hönninger Amtskollege Michael Mahlert ruft Bürger auf, sich weiter zu beteiligen und mitzugestalten: "Denn eines wird sicher nicht passieren: Das wir das Geld nicht ausgeben."

Das Projekt

Leader ist eine Fördermaßnahme der Europäischen Union zur Entwicklung des ländlichen Raumes. Das Programm dient der Strukturförderung des ländlichen Raums und wird finanziert aus dem "Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums" (Eler).

Ziel der Förderung ist die Unterstützung einer eigenständigen und nachhaltigen Regionalentwicklung auf dem Land. Als Abkürzung weist der Begriff Leader auf die Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft hin: Auf Französisch: "Liaison entre actions de développement de l´économierurale".

Ansprechpartner für das Handlungskonzept gibt es bis zur Einrichtung der Geschäftsstelle in Linz und dem Regionalbüro in Unkel in allen Verbandsgemeinden:

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