SpaceBot-Cup Roboter-Invasion in Rheinbreitbach

RHEINBREITBACH · In dem Baucontainer ist es zu eng für große Schritte, für einen großen Schritt für die Menschheit sowieso. Neun Monitore reihen sich auf drei weißen Tischen aneinander, sechs Stühle stehen davor. Max Schwarz, ein junger Mann mit Brille, sitzt auf einem, die Anspannung hat sich in sein Gesicht gezeichnet.

 Das Interesse an der Leistungsschau rund um die Roboter war groß: Die Tribüne war an beiden Tagen des SpaceBot-Cups gut gefüllt.

Das Interesse an der Leistungsschau rund um die Roboter war groß: Die Tribüne war an beiden Tagen des SpaceBot-Cups gut gefüllt.

Foto: Frank Homann

Der Student der Universität Bonn füttert den Rechner mit kurzen Befehlen, klack, klack, klack. Die Tastatur vibriert, sein Puls auch. In zehn Minuten wird sie beginnen, seine ganz persönliche Mondlandung.

Der SpaceBot-Cup, ausgerichtet vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), hat zwei Tage lang den 4469-Seelen-Ort Rheinbreitbach in ein Mekka der Raumfahrt verwandelt. Es war der erste Weltraum-Robotik-Wettbewerb dieser Art auf deutschem Boden. "Wir waren bisher das Fenster zum Siebengebirge", sagte Rheinbreitbachs Bürgermeister Karsten Fehr, "jetzt sind wir auch das Fenster zum Mond. Wir entwickeln uns weiter."

Es ist aber nicht nur eine gute Werbung für seine Gemeinde gewesen, was die Organisatoren um Thilo Kaupisch und Daniel Nölke vom DLR da in der Supercrosshalle aus dem Boden stampften, sondern auch für die Raumfahrt selbst. Zehn Teams traten mit ihren selbst konstruierten Robotern gegeneinander an und gaben damit einen Eindruck darüber, was in den Forschungszentren des Landes so getüftelt wird.

Der Vielfalt waren dabei keine Grenzen gesetzt: Roboter auf Beinen oder Rädern, Roboter, die fliegen können, oder gleich alles zusammen. Sie müssen in einem Gelände aus Sandhügeln und Gesteinsfeldern Objekte auffinden, identifizieren und transportieren, um sie letztlich zu einem Gesamtsystem zu montieren.

[kein Linktext vorhanden]Als der Countdown läuft und die Mission unmittelbar bevorsteht, müssen die Journalisten raus aus dem Container. Die Regeln sind streng, Kontakt zur Außenwelt ist verboten. Die Kommandos zwischen Container und Roboter verzögern sich um zwei Sekunden, und zwei Mal reißt für vier Minuten der Funk ab. Es soll so realitätsnah wie möglich sein.

Auf zwei Großbildleinwänden sieht das Publikum, was in dem Container passiert. Als der Roboter der Uni Bonn, ein orange-farbener schuhkartongroßer Untersatz mit sechs Rädern, zwölf Kameras und einem Greifarm, losrollt, zielstrebig den blauen Becher mit dem Wasser ansteuert und nach einer Zeit des Bangens ihn ergreift, brandet Applaus auf. Im Container ballen sie die Faust, lachen erleichtert. Ein Etappensieg für das Team "NimbRo Centauro" um Max Schwarz und seine drei Teamkollegen, den wissenschaftlichen Mitarbeiter Jörg Stückler, den US-Amerikaner Mark Schadler sowie die Griechin Angeliki Topalidou.

Der SpaceBot-Cup sei ein ideales Testfeld für eine Wissenschaft, die unser Leben bestimme, sagt Sven Halldorn, Leiter der Abteilung Technologiepolitik im Bundeswirtschaftsministerium. "Ohne Raumfahrt sähe unsere Welt heute anders aus", sagt er und zählt auf: Navigationssysteme, die Wettervorhersage, das Live-Fußballspiel im Fernsehen - all das sei nur durch die Raumfahrt möglich.

Weil das so ist, war das Interesse enorm: Die Tribüne war voll besetzt, Fernsehteams aus ganz Deutschland kamen. "In den kommenden Missionen zu anderen Planeten in unserem Sonnensystem werden Roboter eine Hauptrolle spielen. Da muss Deutschland bereit sein und die nötige Technologie in der Schublade haben", sagte Gerd Gruppe, für das Raumfahrtmanagement zuständiger Vorstand der DLR.

Unter den Bonnern regiert indes die Bescheidenheit. "Der Roboter ist weit davon entfernt, zuverlässig zu sein", verrät Sven Behnke, der zuständige Professor. In der Woche zuvor habe Roboter "Explorer" zwar in Eindhoven zwei Wettbewerbe gewonnen und sei auch ansonsten autonom, aber eben nicht auf einer Planetenoberfläche. Das wird nach 20 Minuten deutlich: Auf dem Bildschirm sieht man verzweifelte Studenten, auf dem Gelände in der Halle einen Roboter, der sich nicht mehr rührt. Die Software klemmt.

Es sollte dennoch eine der besten Leistungen des Wettbewerbs sein. Kein Team erreichte autonom den letzten Hügelkamm. Da hatten sich die Veranstalter mehr versprochen: "Wir werden daraus unsere Rückschlüsse ziehen." Der Wettbewerb solle aber erneut stattfinden. Ob wieder in Rheinbreitbach ist noch offen.

Kein Sieger

Das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR), das mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie finanziert wird, förderte jedes Team mit 50.000 Euro. Eine unabhängige Jury aus Vertretern der Raumfahrtindustrie, der Robotik-Hersteller und -Anwender sowie der Wissenschaft hat die Systeme bewertet. Einen Sieger konnten sie nicht ermitteln: Alle Teams hätten zu eng beieinander gelegen.

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